25.01.2011

Bewertung

Liturgie
3
Predigt
4
Musik
5
Atmosphäre
4

Abendgottesdienste haben stets eine eigene Stimmung – am letzten Tag des Jahres ganz besonders. Kerzenlicht empfängt die Besucher. Es sind überwiegend ältere Semester in die Bernburger Schlosskirche gekommen. Nach dem Orgelvorspiel begrüßt Pfarrer Sven Baier die Gemeinde. Seine einleitenden Worte sind fast schon so gehaltvoll wie eine eigene Predigt. Er macht sich über das Hören von Gottes Wort Gedanken: Obwohl wir es alle gemeinsam hörten, fühle sich ein jeder in seiner eigenen Situation angespochen.

Die Orgel setzt ein. Kantor Sebastian Sass spielt nicht einfach die Noten runter. Er versteht es, mit seiner Musik den Liedtext noch zu vertiefen. Ein regelmäßiger Kirchgänger erwartet nun ein Psalmgebet. Aber der Pfarrer beginnt den Psalm ganz unver­mittelt. Beten oder einfach nur zuhören? Selbst als geübter Gottesdienstbesucher ist man irritiert.

Die Rollen Lektor, Liturg und Prediger sind aufgeteilt. Die unterschiedlichen Stimmen erleichtern das Hören. Die liturgischen Texte zum Altjahresabend drehen sich um Wachsamkeit. Es geht um Bedrohung, Tod und Endzeitstimmung. Man könnte trübsinnig werden. Aber wieder fängt die Orgelmusik die Zuhörer auf und durchbricht die ernste Atmosphäre. Die Predigt führt zur Wachsamkeit zurück. Ein Unglück aus der Umgebung hier in Sachsen-Anhalt dient als Folie für die Frage: Wie viel Zeit habe ich noch? Eine Mauer hatte überraschend nachgegeben, der Hang rutschte ab. Die banale Auskunft: „Das hält schon noch“ erwies sich als Trugschluss. Brechende Mauern.

Schuldige und Unschuldige wurden mitgerissen. Darauf schaut man mit Schrecken – oder unbeteiligt im bequemen Fernsehsessel. Und welche Rolle spielen die Christen? Ist es ihre Aufgabe, zu sagen, was das Richtige ist? Christen können nur auf das verweisen, was ihnen gesagt ist: Man kann nicht gleichzeitig auf schnellen Pferden unterwegs und gelassen sein. Christen sind zur Nach-Denklichkeit gerufen, um zu erkennen, was sie im Blick auf die Zukunft suchen können. Entscheidend ist der Blick auf den, der uns jederzeit beisteht: Jesus Christus.

Zügig geht es nach der Predigt in den Abendmahlsteil über. Am Ende fassen sich alle an den Händen, um sich den Friedensgruß zuzusprechen. Die Fürbitten folgen erst nach dem Abendmahl. Das ist etwas irritierend, aber es stört nicht. Der Gottesdienst schließt mit bewegenden Orgelklängen. Der Besucher wird mit vielen Anregungen entlassen, die lange nachwirken.

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