Foto: Katrin Binner
Erledigt: Frau Otts endgültige Ablage.
Tim Wegner
27.07.2015

Ich bin vom Metzger meines Vertrauens, einem boden­ständigen Laden mit Naturfleisch, einiges gewohnt. Seine Marketingagentur hat ihm eine ­„Philosophie“ gedichtet, er schlachtet nicht aus geschäftlichem Interesse, sondern „aus Leidenschaft“ und er brät EM-Bratwürste zum Halb­finale. Aber als neulich neben der groben Kalbsleberwurst auf dem Tresen ein „Genuss-­Manifest“ auf Hochglanzpapier lag, dachte ich: O. k., es müssen Schweine sterben, damit ich einen ­Wacholderschinken essen kann. Aber müssen ­wirklich Bäume sterben, damit die Kölner Südstadt mit einem „Manifest“ beglückt wird? Auf dem edlen ­Papier wird im Wesentlichen erklärt, was Steinsalz von Meersalz unterscheidet – das hätte mir die Fleischereifachverkäuferin auch direkt sagen können. 

Was Liebe aushält

###drp|j24w805fimVgqsYSrt2WLxpA00082410|i-45||### Ein Mann verknallt sich mit Haut und Haaren, und nach einem Jahr fällt seine Freundin in eine schwere Depression. Eine Frau macht eine steile Karriere mit liebevoller Unterstützung ihres Mannes, und dann wirft er sich vor einen Zug. Das ist ja nicht zum Aushalten! Sieben Reportagen über Liebe und Leidenschaft, Trauer und Abschied. Von der preisgekrönten Autorin und chrismon-Chefredakteurin Ursula Ott. Zum chrismonshop.

Das Manifest, es war mal etwas Großes. Im „Kommunistischen Manifest“ haben Marx und ­Engels 1847 ihr Programm, das die Welt verändern sollte, auf 30 Seiten formuliert, mit dem flammenden Aufruf: „Proletarier aller Länder, vereinigt euch!“ 1870 forderte ­ das „Braunschweiger Manifest“ das Ende des Deutsch-Französischen Krieges. Große Würfe und Ideen – oft auch von Künstlergruppen. Legendär das „Verschimmelungs-Manifest“ von Friedensreich Hundertwasser von 1958, mit dem er das Bauen auf den Kopf stellen wollte.

Jetzt also der Metzger. Oder, genauso aufge­blasen, die Hobbygärtnerin. Das „Urban Gardening Manifest“ von 2014 versteht sich als ­„politische Verortung der urbanen Garten­bewegung“, eine „offene Redaktionsgruppe“ hat daran gewerkelt. So ist er, der Deutsche. Statt mit Kind und Kegel und Fahrradanhänger die frische Luft zu genießen und Früh­lingszwiebeln auszubuddeln, ­bildet er Redaktionsgruppen. Und schreibt ein Manifest, um „die Belange ­unterschiedlicher Gruppen von Menschen, Tieren und Pflanzen zu berücksichtigen“.

Sag ich doch. Schont die Pflanzen, bedruckt ­weniger Papier. Macht nicht so große Worte. ­Metzger, Gärtner und Verkäufer aller Länder – vereinigt ­euch nicht! Macht einfach euren Job! Danke.

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Liebe Redaktion,

ich gehöre nicht zur Gruppe von Leserbriefschreibern und auch nicht zur Gruppe der „Gärtner, Metzger und Verkäufer aller Länder“ , aber heute Morgen nach Lektüre der Kolumne „Manifest“ von Frau Ott möchte ich hiermit meine absolute Missbilligung zum Ausdruck bringen.  

Wenn Frau Ott von oben herab „einfache“  Berufsgruppen maßregelt und von deren Worten verschont werden will, mit der Aufforderung „Macht einfach euren Job!“, empfinde ich dieses als absolut despektierlich. Ihre Kolumnistin braucht sich nicht durch Erniedrigung von sogenannten einfachen Arbeitern mit einer inhaltlich schwachen Kolumne profilieren. Als Journalistin müsste sie wissen, dass nicht die Metzgereifachverkäuferin oder der Gärtner für die Werbung des Unternehmens zuständig sind, sondern die Unternehmensleitung oder die Werbeabteilung. Am Anfang der Kolumne wusste Frau Ott  dieses noch, aber zuletzt wollte sie  einen einfachen „witzigen“  Schluss haben…. . Dies ist Ihr absolut nicht gelungen!

Meines Erachtens ist  eine derartige Kolumne  nicht im Sinne eines christlichen Magazins.    

Mit freundlichen Grüßen
Monika Wallner-Grutsch

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Sehr geehrte Damen und Herren von Chrismon,
Recherchieren statt polemisieren wäre angesagt.
Mit ein bisschen Recherche hätten Sie wissen können, dass der von Ihnen hämisch kritisierte Metzger Peter Metternich aus der Kölner Südstadt ein paar Wochen vor Ihrer Polemik verstorben ist. Mit ein bisschen weiterer Recherche hätten Sie auch wissen können, in welchem Umfange Peter Metternich sich um die Benachteiligten in unserer Stadt Köln bemüht hat. Ein Anruf bei dem Gemeindepfarrer hätte ausgereicht. Reicht ein offenbar anderes Verständnis des Begriffes "Manifest" wirklich aus, an hervorgehobener Stelle einer sich als christlich verstehenden Zeitschrift durch deren Chefredakteurin hämische Bewertungen in die Öffentlichkeit zu bringen, ohne sich mit dem Kontext des Bewerteten zu beschäftigen?
Das gilt ähnlich auch für die Polemik gegen das Urban Gardening Projekt in der Kölner Südstadt. Dessen soziale und ökologische Aufgabenstellung ist Ihnen offenbar nicht bekannt. Ist es besonders christlich, etwas zu bewerten, was man nicht kennt?
Ich meine: Kommentare wie Ihrer gehören in die endgültige Ablage.
Ich bin betrübt über das gezeigte Niveau.
Mit trotzdem freundlichen Grüßen
Dieter Kublitz

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