Von Gesundheitspartnern, Tarifpartnern und Medienpartnern
24.09.2012

Mein Supermarkt ist Ernährungspartner des Deutschen Fußball-Bundes. Im Rahmen dieser Partnerschaft will er „seinen Kunden vermitteln, wie wichtig eine ausgewogene Ernährung ist“. Der Kunde, die Kundin, das bin ich. Ich will keinen Partner, der mir sagt, was ich essen soll. Ich will überhaupt das P-Wort nicht mehr hören. Wo es auftaucht, will mir meistens jemand was verkaufen, ob als Medien-P, als Gesundheits-P oder als ­Bewegungs-P. Meistens will P schlicht mein Geld.

Es klang mal fortschrittlich. Anfang der Siebziger, als Peggy March und Roberto Blanco das „Partnerlied“ der Deutschen Verkehrswacht sangen, „Hallo Partner – danke schön“. Es ging um Rücksicht im Straßenverkehr, selbst Cindy und Bert machten mit. Aber das ist lange her. Auf deutschen Autobahnen wird übler geholzt denn je. Bert ist tot. Und Cindy und Bert waren auch lang schon keine Partner mehr, sie wurden 1988 geschieden.

"Guten Tag, das ist mein Partner"

Seit wann man überhaupt „Partner“ zu Liebespaaren sagt? Seit die Zahl der Ehen mit Trauschein zurückgeht, seit auch Homosexuelle einen Bund fürs Leben schließen dürfen, sich „verpartnern“? Das ist juristisch ein großer Fortschritt. Aber sprachlich ist es kein Gewinn, dass man seit geraumer Zeit auf Partys sagen soll: „Guten Tag, das ist mein Partner.“ Eine Partnerschaft, definiert das Lexikon, ist eine sexuell-soziale Gemeinschaft. Genau so prickelnd klingt es auch, wenn man den Liebsten als Partner vorstellt: Wie eine Mischung aus Tarifpartner und Sexualpartner. Guten Tag, wir teilen das Geld und das Bett. Wir sind eine sexuell-soziale Gemeinschaft. Äh. Moment. War da nicht noch was? Ist der Kerl nicht ir-gendwie auch Ernährungspartner? Gesundheitspartner? Und – zumindest abends auf dem Fernsehsofa – auch Medienpartner?

Was tun? Heiraten? Muss man heute nicht mehr, das Splitting wird ja hoffentlich bald abgeschafft. Wetten, dann macht es erst richtig Spaß zu sagen: Nein, wir haben es nicht wegen der Steuer getan. Wir wollten einfach sagen: Das ist mein Mann! Das ist meine Frau! Klingt auf jeden Fall besser als: Das ist mein Premium-Partner.

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Sehr geehrte Frau Ursula Ott, vielen Dank für Ihren erfrischenden neuen Text. Was mir als 1tes auffiel: der/die - Lebensabschnitt-Partner/in - fehlte. - - Soviel ich weiß (ich bin nicht vom Fach) ist für den geschlechtsbezogenen Teil der Medizin „der/die Sexualpartner/in“ unersetzlich. - - Ihr Alternativangebot (mit Brüllbalken-Symbol) „Das ist mein Mann! Das ist meine Frau!“ vermeide ich möglichst, da ich nicht der Besitzer der Frau bin (sein will), die ich liebe. Obwohl es mir nach den 10 Geboten (= christlicher Basis-Standard) zustände: Frauen und Kinder waren damals der tatsächliche Besitz des Mannes, wie Haus, Sklaven und Vieh. Sklaven sind in Deutschland, hörte ich, mittlerweile verboten. Das ist gegen Gottes Gebot. Kobra übernehmen sie (http://de.wikipedia.org/wiki/Kobra,_übernehmen_Sie)

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Erschreckend einfach, was uns hier präsentiert wird: Heiraten? Braucht man heute nicht mehr, das Splitting wird ja bald abgeschafft! Ein journalistischer Fußtritt ins Gesicht all der stabilen Ehegemeinschaften, in denen auch heute noch in partnerschaftlicher Familienarbeit Kinder erzogen werden und der Partner schon immer "meine liebe(r) Frau (Mann)" war. Für die Stillen, die Leisen, für die, bei denen es läuft, nur Spott und die Unterstellung, die Heirat erfolgt nur aus steuerlichen Gründen. So schafft sich eine Gesellschaft selbst ab und - nebenbei: die christlichen Kirchen auch.

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