25.11.2011
3. Sonntag im Advent
Damit wir durch Geduld und den Trost der Schrift Hoffnung haben. (...) Der Gott der Hoffnung aber erfülle euch mit aller Freude und Frieden im Glauben, dass ihr immer reicher werdet an Hoffnung durch die Kraft des heiligen Geistes.
Römer 15,4-13

Geduld, Trost, Hoffnung, Freude, Kraft: Fünf große Begriffe, mit denen uns Apostel Paulus im Römerbrief auf Weihnachten einstimmt. Den „Heiden“ sollen wir damit gegenübertreten, sagt Paulus. Vom Theologen Jürgen Ebach habe ich gelernt, dass Heiden aus der jüdischen und somit auch paulinischen Sicht letzten Endes wir sind, die aus den Völkern der Welt Zugang zum Gott Israels finden.

Heiden sind wir aber auch, weil wir immer wieder anderen Göttern nachlaufen – Mammon, Stress, Gelingen. Gerade in der Adventszeit stehen sie auf dem Plan. Vielleicht können wir an jedem Adventssonntag einen dieser Begriffe in den Mittelpunkt stellen, die Paulus betont. Und den fünften dann am Weihnachtstag.

Geduld

Von einem „Gott der Geduld“ ist die Rede. Aber was ist Geduld? Müssten wir nicht viel ungeduldiger sein mit dem Zustand unserer Kirche, unseres Landes, unserer Welt? Nahezu eine Milliarde Menschen hungert auf der Welt! Gleichzeitig werden Milliarden für Rüstung investiert. Damit sollen wir keine Geduld haben. Aber wenn wir die Geduld des Glaubens kennen, die Geduld Gottes mit uns, dann finden wir auch den Mut, ungeduldig zu werden mit allem, was Leben zerstört.

Trost

Trost ist ein sehr schönes Wort. Wer trostlos ist, befindet sich abseits des pulsierenden Lebens. Er gehört nicht dazu. Ohne Trost sein, das ist fast: nicht ganz bei Trost sein. Es macht zum Außenseiter. Du wirst zur „schwierigen“ Person.

Wie wunderbar ist es, getröstet zu werden. „Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet“, heißt es bei Jesaja (66,13). Was für ein bewegendes Gottesbild! Gott als tröstende Mutter. Gott nimmt mich in die Arme mit all meinem Kummer, meiner Einsamkeit, mit all meiner Verzweiflung und mit all meinen Fragen. Ich darf weinen, meinem Jammer freien Lauf lassen. Und werde nicht verurteilt, nicht beurteilt, muss mich nicht zusammenreißen. So wie die Mutter, die das Kind in den Arm nimmt, das sich die Knie aufgeschlagen hat. Wie die Mutter, die in den Arm nimmt beim ersten Liebeskummer. „Komm erst einmal her und lass dich trösten.“ Das Kind weiß, es ist angenommen, gehalten, mit allen Fehlern und aller Verletzung. Das heißt auch, ich muss nicht gleich Lösungen finden, es ist jetzt nur Zeit für Trost.

Hoffnung

Hoffnung ist ein aktueller Begriff. Wie viel Hoffnung haben Menschen, dass die Krisen überwunden werden, in denen wir persönlich wie gesellschaftlich festzu­stecken scheinen. Wie viel Hoffnung auf Demokratie, Frieden, Menschenrechte, Meinungsfreiheit war mit dem arabischen Frühling verbunden. Hoffnung ist eine kost­bare Pflanze, die wachsen will. In unserem Leben, unserer Gesellschaft, unserer Welt. Sie überschreitet Grenzen.

Freude

Und die Freude? Manchmal habe ich etwas abgelästert: In der Kirche dürfe der Mensch Freude haben, aber keinen Spaß. Wenn wir beides nebeneinander setzen, dann ist Spaß in der Tat aber oberflächlich. Freude sitzt tiefer. Sie ist ein Lebensgefühl, das auch in schwierigen Zeiten des Lebens anhalten kann, sich im Sinn gehalten weiß.

Kraft

Geduld, Trost, Freude, Hoffnung: vier Themen für vier Adventssonntage. Sie ­sagen etwas über unseren Glauben aus, über Erfahrungen und Erlebnisse, die nicht zu kaufen sind, die sich aber verschenken lassen. Am Ende kommt die Kraft dazu. Auch das ist ein bewegender Begriff. Im Vaterunser heißt es: „Dein ist die Kraft.“ Keine Kraft, die aus mir selbst kommt, kann mir am Ende Geduld, Trost, Freude und Hoffnung geben. Es ist geschenkte Kraft.

Diese fünf Begriffe sind kostbar. Wir können sie uns auf der Zunge zergehen lassen wie Schokolade. Sie können uns ­ermutigen wie eine Kerze. Uns betören wie der Geruch von Zimtplätzchen und Räucherstäbchen und Tannengrün. Sie wahrzunehmen, kann in uns Advent und Weihnachten werden lassen.

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