Lieben – das ist entscheidend
Wer darf eigentlich von sich sagen, er sei Christ? Für Paulus war es klar.
Lena Uphoff
26.03.2018

Was sagst du da: "Ich bin Christ"? Du tauchst doch in keiner Statistik auf. Unter den "Getauften" bist du ebenso wenig zu finden wie unter den "Kirchensteuerzahlern". Du kennst die ­biblischen Texte kaum, tust nicht Buße und weißt nicht einmal genau, was die christlichen Feiertage bedeuten. Für dich ist Ostern doch die Party mit Hasen und Eiern! Und dann behauptest du, Christ zu sein? Im wahrsten Sinne des Wortes: unglaublich! – So ähnlich hat es neulich ein kluger Mensch mittleren Alters zu ­hören bekommen. Er stammt aus Sachsen-Anhalt und hat in seiner Jugend Kirche nur aus der Ferne erlebt.

Vor ein paar Monaten stieß er im Internet bei evangelisch.de zufällig auf den 1. Korintherbrief des Paulus mit dem Kernsatz: "Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen" (13,13). Diese Begegnung hat ihn so berührt, dass er beschloss, sich von nun an "Christ" zu nennen. Zwei sehr fromme Menschen in seinem Bekanntenkreis reagierten darauf wie eingangs beschrieben. Als er mir dies jüngst am Rande einer Veranstaltung erzählte, musste ich lachen. Was wiederum ihn irritierte. Droben im schönen Himmel, erklärte ich ihm sodann, würde der zitierte Paulus vor lauter Osterfreude heftig auf den Tisch trommeln und ­lachend prusten: "Genau! Du musst keine Regeln kennen oder einhalten, in keiner Statistik auftauchen. Du liebst! Das genügt. Du folgst dem Weg des Auferstandenen. Deshalb darfst du sagen: Ich bin Christ!"

Überall bedeutete Frömmigkeit, sich an die Regeln einer Gemeinschaft zu halten

Gerade in der Osterzeit geht mir durch den Kopf, wie dieser Mann den "Heiden" den Weg zur Botschaft der Liebe gezeigt hat. Der Junge aus einer jüdischen Familie im syrischen Tarsus war ein hochintelligentes Bürsch­lein. Und seine religiöse Neugier trieb ihn durchs Leben. Aber wo er in seiner Umgebung auch hinschaute, überall bedeutete Frömmigkeit, sich streng an die Regeln einer Gemeinschaft zu halten. Das machte ihn nervös und bisweilen außerordentlich unduldsam – auch gegenüber den sogenannten "Judenchristen", die seinen Freunden unter den Pharisäern sehr fremd waren.

Das änderte sich, als er den Kern der Botschaft dieses Jesus von Nazareth verstand: Glaube, Hoffnung, ­Liebe. "Aber die Liebe ist die größte unter ihnen!" Als Saul, wie er bis dahin hieß, erkannte, dass dies allen Menschen mitgeteilt werden müsse, machte er sich auf den Weg. Ob in Korinth oder Antiochia, in Jerusalem oder endlich in Rom – wo er auch hinkam, sprach er mit den unterschiedlichsten ­Leuten über das Christsein. Was sie als ­Griechen, Römer, Kelten oder Germanen bisher religiös gemacht hatten, war ihm völlig gleichgültig. "Komm’, setz’ dich zu uns! Wir laden dich ein." ­Einige der Frommen unter den Jüngern, die Jesus noch persönlich gekannt ­hatten, fanden diese Heidenmission seltsam bis peinlich "Es reicht doch nicht aus, dass jemand sagt: Ich glaube und ­folge der Botschaft Jesu von der Liebe Gottes! Wir haben doch Speiseregeln und Vorschriften, die ­eingehalten werden müssen!"

Dieser Paulus hätte heutzutage wieder richtig Lust auf Mission. Die Leute einladen, gemeinsam Ostern zu feiern, anstatt sie mit dem Zeige­finger zu belehren, ist wichtiger denn je zuvor. Ja klar, auch Paulus hätte sie ­irgendwann gefragt, ob sie nicht ­finanziell dazu beitragen wollten, dass die Organisation namens ­"Kirche" arbeiten kann. Es muss weitergehen. Und wenn "evangelisch.de" sogenannten Agnostikern oder Atheisten mitteilen kann, dass Jesus auferstanden ist, dass die Liebe Gottes stärker ist als Mord und Totschlag, dann lohnt es sich, ein paar Euro beizu­steuern. Jetzt nickt mein Gesprächspartner freudig, schaut zur Decke und ruft: "Danke, Paulus!"

Permalink

Was Sie schreiben, deckt sich mit unserem Trauspruch Joh.13.35 „Daran wird jedermann erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt.“
Leider wird die Frage, die mich schon lange umtreibt, auch in Ihrem Artikel nicht beantwortet.
Auch Sie sagen, die Liebe ist entscheidend. Es heißt zwar in 1.Kor. „Die Liebe ist die größte unter ihnen“, aber es werden „diese drei“ Glaube, Hoffnung, Liebe, genannt. Kann man Glaube und Hoffnung einfach unter den Tisch fallen lassen?
Gerade bei uns Protestanten zählt doch nach Martin Luther „nur der Glaube!“

Permalink

Im Artikel wird beschrieben wann man sich "Christ" nennen darf. Ich selbst bin bekennender und praktizierender Christ. Es ist schön, wenn man von sich sagen kann, wie es Paulus im 1. Kor 13,13 sagt, "dass die Liebe die größte unter ihnen ist". Dadurch ist man noch kein Christ, sondern verkörpert lediglich christliche Werte und Tugenden. Wahrer Christ wird man erst durch die Heilige Wassertaufe in dem Namen des dreieinigen Gottes. In der Heiligen Schrift sind viele Beispiele der Wassertaufe beschrieben, angefangen bei Jesus selbst. Leider ist es in der heutigen Zeit so, dass viele, die sich Christen nennen, nicht in der Nachfolge zu Jesus stehen und sogar an seinem Dasein als Gottes Sohn zweifeln. Andere Mitmenschen sind keine getauften Christen, praktizieren aber Jesu Wesen und Werke. Die verdienen unser aller Hochachtung!

Neuen Kommentar hinzufügen

Der Inhalt dieses Feldes wird nicht öffentlich zugänglich angezeigt.

Plain text

  • Keine HTML-Tags erlaubt.
  • Zeilenumbrüche und Absätze werden automatisch erzeugt.
Wählen Sie bitte aus den Symbolen die/den/das Flugzeug aus.
Mit dieser Aufforderung versuchen wir sicherzustellen, dass kein Computer dieses Formular abschickt.