Reuters/© Khaled Abdullah Ali Al Mahdi
Sieben Maßnahmen gegen den IS-Terror
Wir wissen längst, wie wir die Ursachen für den IS-Terror beseitigen können. Nur sind wir in der westlichen Welt zu feige, zu geizig und zu bequem, diese Lösungen anzugehen. Uns fehlt die Geduld, und wir knicken bei den ersten Rückschlägen ein.
Portrait Burkhard Weitz, verantwortlicher Redakteur für chrismon plusLena Uphoff
19.11.2015

Nach einem schockierenden Attentat wie dem in Paris ist fast schon klar, wie die Welt reagiert. Mit Bestürzung, Solidaritäts- und Sympathiebekundungen, Trotzreden von Politikern und wütenden Kommentaren in den Medien. Doch gerade diejenigen, die jetzt durchgreifen wollen, liefern den Terroristen das, was sie wollen: Aufmerksamkeit, die Aufwertung als ebenbürtiger Kriegsgegner und somit eine unbeabsichtigte Unterstützung für deren Sache.

Richtig ist: In Paris ist ein ungeheuerliches Unrecht geschehen. Wenn wir den Opfern von Paris einen letzten Dienst erweisen wollen, dann den, dass wir die Ursachen für solchen Terror beseitigen. Wir wissen längst, wie. Nur sind wir in der westlichen Welt zu feige, zu geizig und zu bequem, diese Lösungen anzugehen. Uns fehlt die Geduld, und wir knicken bei den ersten Rückschlägen ein.

Wir kennen die Lösungen, doch sie sind politisch nicht durchsetzungsfähig. Und deshalb tun wir Dinge, die künftig weitere Terroropfer fordern werden. Ein Hohn gegenüber den Opfern von Paris.

Putin bombardiert syrische Städte, Cameron und Hollande tun es schon länger. Allein die neuen Auseinandersetzungen seit Beginn der russischen Luftschläge sollen etwa 120.000 Menschen in die Flucht geschlagen haben, sagt das UN-Büro für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten. Diese Einsätze treiben noch mehr Menschen in die Flucht, sie zerstören noch mehr Infrastruktur, sie mobilisieren noch mehr junge wütende Männer, die sich dann als Terroristen irgendwo in die Luft sprengen. Und sie stärken den skrupellosen Diktator Assad, der in seinem Heimatland Hunderttausende auf dem Gewissen hat. Jede Hilfe für Assad ist Wasser auf die Mühlen der Radikalen. Anderes dagegen würde helfen, aber zu große Widerstände verhindern, dass wir dies auch tun.

Sieben Maßnahmen gegen den IS-Terror, die wirklich helfen

. . . und sieben Gründe, warum wir sie nicht ergreifen:

1. Keine Waffenexporte mehr in diese Regionen, schon gar nicht nach Saudi Arabien oder Ägypten.

Jedes Gewehr, jede Patrone ist ein Gewehr und eine Patrone zu viel. Waffen, die im Krieg zerstört werden, dürfen nicht durch neues Kriegsgerät ersetzt werden. Das ist eine Binsenwahrheit, so einfach kann Friedenspolitik sein.

Wieso wir das nicht umsetzen: Keine Waffenexporte? Da macht die mächtige Waffenlobby nicht mit, die Kriegsgerät in realen Einsätzen erproben möchte.

 

2. Alle Staaten der EU müssen in großem Maßstab Bürgerkriegsflüchtlinge aus Syrien und dem Irak aufnehmen.

Deutschland allein kann das nicht allein schultern. Die EU muss damit Länder wie die Türkei, Jordanien und den Libanon massiv entlasten, damit der Syrienkonflikt nicht weiter um sich greift und die Anrainerstaaten destabilisiert.

Wieso wir das nicht umsetzen: Noch mehr Bürgerkriegsflüchtlinge? Da stellen sich Polen, Ungarn und Slowenien, eigentlich die erdrückende Mehrheit aller europäischen Staaten jetzt schon quer.

 

3. Die aufnehmenden Länder müssen die Neubürger in ihre Gesellschaften integrieren.

Sie dürfen nicht die Fehler der früheren Kolonialmächte England und Frankreich wiederholen, die ihre arabisch- und pakistanisch-muslimischen Minderheiten teils ghettoisierten. Heute wirken diese Ghettos wie Rekrutierungslager für junge, wütende Männer. Sie bieten ihnen Planungsräume für terroristischen Taten und Rückzugsräume, wenn die Polizei ihnen auf der Spur ist. Integration heißt vor allem dies: gleiche Chancen auf dem Arbeitsmarkt und gleichen Respekt durch Polizei und Behörden. Alles andere kommt von selbst. Bürger, die etwas aus ihrem Leben machen können, sind friedliche Bürger, egal welcher Herkunft und Religion.

Wieso wir das nicht umsetzen: Einwanderer integrieren? Das bedeutet mehr Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt; die Gewerkschaften werden fordern, einheimischen Fachkräften den Vorzug zu geben.

 

4. Belgien, Frankreich, aber auch Deutschland und andere EU-Länder müssen zusammengestrichene Sozialprogramme in Hochburgen der Islamistenszene wie in Molenbeek, Belgien, wieder beleben.

Also die hohe Arbeitslosigkeit gezielt bekämpfen, Jugendliche von der Straße holen, Kindern Hausaufgabenhilfe geben, Hilfen für verwahrloste Familien anbieten - und dabei vor allem mit den örtlichen Moscheevereinen kooperieren. Nur so erreichen sie die frustrierten Jugendlichen, die den Kampf des IS für eine gerechte Sache halten. Einige von ihnen verbünden sich mit dem IS gegen die ihnen feindlich erscheinende westliche Welt. Sie glauben, in ihrer persönlichen Misere einen Anlass dafür finden zu dürfen. Das darf nicht länger so sein.

Wieso wir das nicht umsetzen: Mehr Sozialprogramme? Angeblich nicht bezahlbar.

 

5. Die Türkei braucht eine klare Beitrittsperspektive zur Europäischen Gemeinschaft - unter der Bedingung, dass sie konsequent Frieden mit den Kurden anstrebt.

Weil die Beitrittsperspektive ab dem Jahr 2010 zunehmend von europäischer Seite in Frage gestellt wurde, konnte die PKK den türkisch-kurdischen Konflikt wieder mit Anschlägen entflammen lassen. Die PKK will keinen Frieden, sie lebt vom Krieg. Ab 2011 suchten türkische Politiker im syrischen Bürgerkrieg einen Bündnispartner gegen den verhassten Diktator Assad und gegen die Kurden. Sie fanden ihn im sogenannten Islamischen Staat, der inzwischen seine Nachschublinien durch die Türkei fest etabliert hat. Finden Kurden und Türken wieder zueinander, und lassen sie ihre Friedensbemühungen nicht länger von der PKK hintertreiben, kann die türkische Polizei ernsthaft damit beginnen, die Terrornetzwerke des IS im eigenen Land zu bekämpfen - und so dessen Nachschublinien kappen.

Wieso wir das nicht umsetzen: Die Türkei in die EU? Dagegen regt sich massiver Widerstand unter europäischen Konservativen, für die die EU ein christliches Projekt ist.

 

6. Junge Demokratien wie Tunesien brauchen privilegierte Handelsbeziehungen in die EU.

Wir müssen die Guten stärken, die Demokraten. Das können wir nur, wenn wir ihnen wirtschaftlich gute Chancen einräumen. Wenn das demokratische Tunesien aufblüht, kann dies einen Dominoeffekt für die Region geben. Womöglich würde eine wirtschaftliche Blüte in Tunesien einen arabischen Frühling in Algerien auslösen, vielleicht auch den libyschen Bürgerkrieg austrocknen. Auf jeden Fall würde es die nordafrikanischen IS-Ableger massiv schwächen, die derzeit stark vom Zustrom perspektivloser junger Tunesier profitieren. Die Perspektive "Mehr Wohlstand" versetzt Berge.

Wieso wir das nicht umsetzen: Handelsprivilegien für Länder wie Tunesien? Dann würden spanische, französische und italienische Bauern aus Protest tonnenweise Apfelsinen, Tomaten und Oliven vors Brüsseler Parlament kippen; sie wären von der Konkurrenz tunesischer Produkte als erste betroffen.

 

7. Diktatorischen Regimes wie Saudi Arabien, Ägypten unter Al-Sisi und dem Irak unter Al-Maliki muss jede Unterstützung verwehrt bleiben.

Eigentlich dürfte kein Tropfen Öl aus Saudi Arabien und den anderen Golfstaaten nach Europa fließen. Die Handelsbeziehungen in den Irak und nach Ägypten gehören auf das Nötigste beschränkt - so lange Al-Maliki Sunniten wie Freiwild behandelt, so dass den irakische Sunniten den IS als das kleinere Übel wählen; so lange Militärdiktator Al-Sisi Bürgerrechte einschränkt und Foltergefängnisse ausbaut. Menschenrechte gehören ganz oben auf die Agenda, wenn die EU sich ihre Handelspartner aussucht.

Wieso wir das nicht umsetzen: Kein Öl aus Saudi Arabien? Das hieße: steigende Energiepreise. Energielobbyisten würden die Verbraucher mit ihren Lügengeschichten mobilisieren, um diese Politik abzuwählen. Haben wir alles schon gehabt.
 

Alles andere verschärft den Krieg

Die Liste der Maßnahmen lässt sich fortsetzen. Und wir wissen: Veränderungen dieser Art würden schon nach wenigen Jahren Wunder bewirken. Die EU ist ein übermächtiger Wirtschaftsriese, der produktivste Wirtschaftsraum der Welt, nach China sogar der bevölkerungsreichste. Sie könnte ihren Einfluss klug für eigene Interessen einsetzen. Aber sie tut es nicht. Denn sie hat keine politische Vision, und im Klein-Klein der Alltagspolitik sind Maßnahmen wie diese nicht durchsetzbar.

Die Lösungen liegen auf der Hand, die Widerstände sind gewaltig. Wir müssen uns aber klar machen: Alles andere verschärft den Krieg. Wenn wir jetzt nicht klug handeln, setzen wir langfristig unsere Freiheit, unsere Sicherheit und unseren Wohlstand aufs Spiel.

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Vielen Dank für diesen Artikel. Sie zeigen auf, dass die Lobbbyisten aus Wirtschaft, Waffenherstellern, Landwirtschaft (um nur einige zu nennen) ganze Arbeit leisten.

Allerdings: Ihrer These zur Türkei muss ich widersprechen. Die Türkei will keinen Frieden mit den Kurden. Sie hat ihn nie gewollt und jetzt aktuell durch das Bombardement auf kurdische Stellungen einseitig eine Vereinbarung mit den Kurden zerbombt.

Zur Erinnerung: die kurdische Sprache war bei Strafe verboten, Schulbücher wurden „frisiert“, Menschenrechte für die kurdische Bevölkerung wurden vom türkischen Staat ausgesetzt. In diesem Umfeld hat sich die PKK etabliert. Ja, die PKK hat mit ihren Aktionen oft genug den Bogen überspannt. Und ist deswegen auch in Deutschland verboten. Ursache und Wirkung ist aber, wie auch in anderen Regionen der Welt, im Laufe der Auseinandersetzung nicht mehr auseinander zu halten.

Und das Problem mit dem noch nicht erfolgten EU-Beitritt ist wohl nicht der Islam, sondern hat den Namen Erdogan. Ein Autokrat, der als Präsident permanent die türkische Verfassung bricht, der die Meinungs- und Pressefreiheit frech hintertreibt, der die Justiz gleich geschaltet hat. etc. pp.

Ihren übrigen Thesen muß man leider zustimmen.

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Meilenweit vorbei!
Sowohl an den Realitäten als auch den Möglichkeiten.
Ja, Waffenexporte sind ein Ärgernis. Aber ohne Waffen und nur mit dem Messer für alle IS-Kämpfer ginge der Terror gegen alle absolut Wehrlosen auch. Es dauert dann nur etwas länger. Sollten sich die Wehrlosen dann doch wehren, beginnt die Eskalation der Waffen. Open end!
Alle aufnehmen bis Syrien leer ist und der IS dann dort den eigenen Staat hat? Das Erfolgserlebnis hätte jeder Terrorist gerne, würde er dann doch über eine Basis für jede weitere Expansion verfügen.
Alle ohne Sprachkenntnisse und geeignete Berufe integrieren? Das ist eine Generationsaufgabe, die an den Verhältnissen in den Ursprungsländern nichts ändert. Und bis das gelingt, hat der IS bereits die Macht übernommen.
Auch mit den umfangreichsten Sozialprogrammen ist keine grundsätzliche Veränderung möglich. Ghettos entstehen auch deshalb, weil jede Person den gewohnten Kulturkreis sucht, im dem man sich wohl zu fühlen hofft. Und diese Gemeinschaften produzieren sich selbst und machen jede Bemühung der kulturellen Einflussnahme obsolet. Und dann kommen noch unsere selbstverliebten Schöngeister, die jeden Versuch des kulturellen Einflusses von uns als Diskriminierung der "Neuen" verurteilen. Selbst die schönsten Worte sind da machtlos.
Sollen nun die Türken die Kurden oder doch die Kurden die Türken akzeptieren? Die Kurden, nicht alle, aber die mit den Waffen, wollen unbedingt und um jeden Preis ihren alle Grenzen überschreitende eigenen Staat. Ohne Kompromiss. Der Konflikt ist ähnlich dem zwischen Israel und deren Umfeld. Diskussionen zwecklos. Nur die Zeit kann Änderungen bewirken. Vernunft ist eine Zeitfrage, nicht die einer unbarmherzigen ideologischen oder religiösen Überzeugung.
Handelsprivilegien? Kann man diskutieren, aber nicht mit dem Ziel eines Beitritts zu EU.
Wie nahezu immer sind die Religionen und deren willfährige Auslegung die Ursache von solchen Problemen. Mohamed hat seine Anhänger in Glaubens- und Bruderkriege entlassen. Wenn sich dann noch selbstherrliche Stammesrituale, das Öl und die um ihre religiöse Macht zitternden Mullahs vereinigen, das eigene Volk dumm halten und andere Völker gegeneinander aufhetzen, ist das Chaos vorprogrammiert.

Und wo liegt der Schlüssel für all diese Schuld? Er liegt in der Aussicht und dem Versprechen, dass nur die, die bedingungslos folgen, das ewige Leben erhalten könnten. Allerdings ohne eine Garantie. Nicht nur das Geld, auch die Angst vor dem Sein nach dem Tod regiert die Welt. In diesem Mittelalter des Glaubens beginnt die Spielwiese aller Sektierer.

- Allein mit Messern lässt sich kein Terrorstaat bauen. - Ein Staat ohne Volk kollabiert. - Sozialprogramme helfen sehr wohl. - Frieden zwischen Kurden und Türken ist möglich, wie die Entwicklung bis 2010 gezeigt hat. Er wäre der Schlüssel für eine intelligentere türkische Syrienpolitik.

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Ein spätes alt-linkes Credo: Schwerter zu Sozialarbeitern. Erdoghan gut. Al-Sisi schlecht. Gott sei Dank, gibt es heute kluge Linke, die muslimische Religionskritiker wie den Palästinenser Waleed al-Husseini zu Wort kommen lassen: "Schmuskurs beenden ..Mörder zu tolerieren gehört nicht zum Liberalismus, sondern ist einfach dumm und gefährlich." (Jungle World) Er analysiert wie der Mythos von der "Islamophobie" nur zum Schutz des politischen Islam erfunden wurde und dass es tatsächlich bei den Morden um Religion und Ideologie geht.
Und kritisiert westliche Medien, die nach den Charlie-Hebdo-Anschlägen die Opfer des Massakers noch verantwortlich für ihren Tod gemacht haben. So auch viele Stimmen der evangelischen Kirche wie OKR Markus Bräuer auf dem Frankfurter Tag des Online-Journalismus, oder Präses Annette Kurschus.
Die Terminologie "ungeheures Unrecht ist geschehen" dichtet genau das gleiche Narrativ. Und die hier vorgeschlagenen Brigitte-Tipps erzählen lediglich davon wie weltfremd der Autor in der arabischen Kultur und dem politischen System unterwegs ist. Mit solchem "Einmischen" macht sich unsere Kirche immer überflüssiger.

Antwort auf von Anica Carlson (nicht registriert)

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Bitte lesen Sie korrekt: In meinem Beitrag steht Sie nichts darüber, wie man Mörder toleriert, sondern wie man diesen Mördern das Handwerk legt, und zwar nachhaltig und erfolgreich. - Dann suggerieren Sie, Waleed al-Husseini würde meinen Thesen nicht zustimmen. Welche anderen Maßnahmen würde er Ihrer Meinung nach wohl gegen den IS vorschlagen? Eins dürfte m.E. sicher sein: Waleed al-Husseini als Kronzeugen für die Hau-drauf-Methoden von Hollande und Putin heranzuziehen, ist absurd. Der Mann wünscht sich Frieden für die arabische Welt, nicht Krieg. - Sie schreiben: "Die Terminologie 'ungeheures Unrecht ist geschehen' dichtet genau das gleiche Narrativ". An diesem Satz verstehe ich nur eines: Sie wollen die Bedeutung meines Satzes in sein Gegenteil verdrehen. - Zu Ihrem vorletzten Satz: Immerhin ist der Autor, bin ich viel in der arabischen Welt unterwegs. Und Sie?

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Zitat aus dem Artikel: "Bürger, die etwas aus ihrem Leben machen können, sind friedliche Bürger". Das Leben eines Bürgers ist also eine Angelegenheit, aus der er erst etwas machen muss. Wieso ist das so? Worin besteht das "etwas"? Ohne diese Fragen jetzt zu beantworten wenigstens ein kleiner Hinweis. Der Bürger steht in allen seinen täglichen Verrichtungen in Konkurrenz zu den anderen Bürgern. "Etwas" aus einem Leben zu machen, bedeutet unter anderem, in der Konkurrenz der Schule, der sonstigen Ausbildung und dem Ergattern eines Jobs die anderen auf die hinteren Plätze zu verweisen. Konkurrenz hat also zwangsläufig zur Folge, laufend und systematisch Verlierer zu produzieren. Die haben dann eben nichts oder nicht genügend aus ihrem Leben gemacht. Diese lausigen Verlierertypen sind dann sowieso für die angebliche Friedfertigkeit des erfolgreichen Bürgers verloren.
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Und wieso soll jetzt ausgerechnet der in der Konkurrenz erfolgreiche Bürger friedferig sein? Ein beliebter Schachzug des Konkurrenzerfolges besteht z.B. darin, einen angeblich sicheren Arbeitsplatz zu ergattern. Da kommt manch einer auf die Idee, zum Bund bzw. zur Army zu gehen. Dann ist er also berufsmäßig mit Waffen und der Vorbereitung und Durchführung von Krieg beschäftigt. Und das ist dann wohl auch noch eine Spielart von Friedfertigkeit eines erfolgreichen Bürgers. Hingegen ist das private oder in Kleingruppen erfolgende Hantieren mit Waffen, die sich ein in der Konkurrenz unterlegener zorniger Jungmann in einem Getto erlaubt, ein klarer Fall von Unfriedfertigkeit.

Wollen Sie damit sagen, dass der Unterlegene in einem fairen Auswahlprozess sowieso zum Terroristen wird?

Antwort auf von Burkhard Weitz

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Burkhard Weitz schrieb am 30. November 2015 um 12:34: "Wollen Sie damit sagen, dass der Unterlegene in einem fairen Auswahlprozess sowieso zum Terroristen wird?" Nein, das habe ich weder gesagt, noch wollte ich das sagen. Aber haben Sie Dank für Ihre Rückfrage, vielleicht lässt sich ja was klären. Ich habe den Punkt 3 in Ihrer kostenlosen siebenteiligen Politikberatung zum Thema "Wie besiegt der Westen am besten den IS?" herausgegriffen. Dort behaupten Sie: "Bürger, die etwas aus ihrem Leben machen können, sind friedliche Bürger". Das verwundert mich. Gab es da nicht einen nicht ganz unbekannten Bürger des Königreiches Saudi-Arabien, der ganz unbestritten etwas aus seinem Leben gemacht hatte? Er hatte nämlich als erfolgreicher Bauunternehmer ordentlich Geld gescheffelt, also das Kernstück der Vorstellung von "aus seinem Leben was machen" sauber hingelegt. Außerdem hatte er sicherlich "gleiche Chancen auf dem Arbeitsmarkt". Er konnte frei heuern und feuern wie seine Unternehmerkollegen auch.
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Insofern gibt mir Ihr Satz zu denken: "Alles andere kommt von selbst." Kam es also von selbst, dass der angesprochene Herr mit dem Namen Osama bin Laden zum antiwestlichen Oberterroristen wurde? Vielleicht ist die Vorstellung, der Terrorismus habe seine Wurzeln darin, dass es bei der Gettobildung in den westlichen Großstädten angeblich immer so unfair zugehen soll, doch irrig? Wenn also nach Beherzigung Ihrer Tipps, deren Beherzigung Sie selber schon ins Reich der Fantasie verwiesen haben, immer nur diejenigen zu den Gettokids werden, die das nach den Maßstäben der Fairness alias Gerechtigkeit auch voll verdient haben, dann stirbt der antiwestliche Terrorismus aus?

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Zitat: "..die Lobbyisten aus Wirtschaft, Waffenherstellern, Landwirtschaft nur einige zu nennen ganze Arbeit leisten".

Mit dieser Sprechblase kann man wirklich alles belegen. Das ist zu einfach. Das ist eine Schuldzuweisung, die nur einen sehr kleinen Teil des Problems kennzeichnet. Sind Sie in einem Verein, zahlen Sie Steuern, sind Sie Rentner oder in einer Krankenkasse, haben auch Sie dort ihre Lobbyisten. Lobbyisten haben uns schon vor so manchem idealistischen Schnellschuss bewahrt aber auch unseren "Gegnern" viele Vorteile gebracht. Pauschalisierungen sind gefährlich und können ins eigene Mark treffen.

Das Problem ist die "Erzkrankheit" aller Religionen und Ideologien, die einen Allmachtsanspruch erheben. Dem könnte nur mit einer besseren und vor allen Dingen unabhängigen laizistischen Bildung begegnet werden. Überzeugung bedarf der Einsicht aus objektiver Überlegung. Davon sind die Irrlehren des IS und des Wahhabismus weit entfernt. Kein Geld der Welt (Entwicklungshilfe) und erst recht kein Dialog (Mission) kann das ändern. Wenn überhaupt eine Chance zur Veränderung besteht, dann ist es die Erfahrung aus Afrika.

Ein Dialog, Geld, unsere Panzer rollen lassen? Dieses Denken aus dem sicheren Hort einer Wattegesellschaft ist eine Bevormundung und löst keine Probleme in Ländern, in denen andere Werte regieren.

Dagegen herrscht bei den schmählich versagenden ministeriellen Entwicklungshelfern ungläubiges Staunen über die Bedeutung von Google, Microsoft und anderen IT-Firmen in Afrika und anderen Ländern! Bei uns wird verteufelt und dort sind diese Firmen ein Segen. Protest, Protest. Die Wirklichkeit sieht anders aus, als wir es uns vorstellen können. Englisch entwickelt sich, wie in Indien vor über 100 Jahren, als eine für alle verständliche Sprache. Mercedes lässt in Botswana Kabelstränge fertigen. Safaricom hat das Zahlsystem M-Pesa zu einem privaten bargeldlosen Zahlungsverkehr entwickelt. Kenianer, die ein Handy besitzen, können ohne Bankkonto Geldtransfers vornehmen. Mittlerweile nutzen rund 80 Prozent aller Mobilfunkkunden in Kenia den M-Pesa-Service. Sogar Gehaltszahlungen auf das Handy nehmen zu und das Bankensystem ist außen vor. Die Entwicklungshilfe hat seit über 6o Jahren versucht, die Bildung zu verbessern. Ergebnisse waren mager, die Unterstützung der Regierungen war halbherzig und das Geld verschwand zu häufig in dunklen Kanälen. War man weg, ist vieles verlottert. Dann kam das Handy. Weil kein gut ausgebautes Festnetz, wollten alle ein Handy haben. Auch die Analphabeten. Die Bedienung ist nur möglich, wenn man das Alphabet, die Zahlen und die notwendigsten Englisch-Brocken kann. Das ist die Initialzündung. Ob wir Schöngeister das wollen oder nicht, das alles können dort aus eigenem Antrieb und ohne unsere Hilfe und ohne ausreichende Bildungseinrichtungen jetzt immer mehr Menschen.

Leider profitieren davon auch die Piraten und die Terroristen, was nicht zu verhindern ist, denn das Böse erkennt am schnellsten seine Möglichkeiten. Aber Afrika und alle anderen Entwicklungsländern machen zurzeit Bildungssprünge, die bisher für unmöglich galten. Den gleichen Weg wird auch der verkrustete Islam gehen. Denn um diesen Prozess aufzuhalten, dafür gibt es auf lange Sicht keine Hindernisse. Die menschliche Eigenschaft der Konsumgier, des Fortschritts und auch des Neids sind Motoren, die auch dort, wie bei uns, alles antreiben. Das können wir aus sicherer Distanz beklagen. Aber mit welchem Recht wollen wir anderen Völkern unseren Wohlstand bestreiten? Selbst um den Preis des Raubbaus an der Natur haben wir dafür kein Recht. Das Leben ist zu kurz als das man von den Ärmsten verlangen darf, dass sie es nicht besser haben sollen. Geduld ist gefragt

Social Media verändern vieles, das sehe ich auch so. Was die Lobbyisten anbelangt: Natürlich vertreten die meisten von ihnen berechtigte Interessen, das sollen sie auch tun. Nur können partielle und kurzfristige Interessen, wenn sie zu großes Gewicht gewinnen, einer weitsichtigen Politik im Wege stehen. - Wollen Sie den Allmachtsanspruch der Religionen durch einen Allmachtsanspruch des Laizismus ersetzen - was würde das ändern? Mir wäre ein Bündnis der Toleranten und Besonnenen gegen jede Form von Extremismus und Radikalismus lieber.

Mir auch!
Ohne Idealismus keine Kirche, keine funktionierende Gesellschaft, nur noch purer Egoismus. Die Idealisten verwechseln aber zu leicht das Mögliche mit dem Ideal, die Chance zur Veränderung mit der Revolution und das menschlich Machbare mit der Illusion. Das "Bündnis der Toleranten und Besonnenen gegen jede Form von Extremismus und Radikalismus" gehört für mich in das Reich der Illusionen. Wenn dann die Idealisten in die selbst aufgestellten Messer (zu hohe Ansprüche) der menschlichen Schwächen (die eigenen und die der Anderen) laufen, dann wird der Frust übermenschlich und alle Anderen haben die Schuld.

Antwort auf von Leo Aul

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Leo Aul schrieb am 1. Dezember 2015 um 23:34: "Mir auch!" Gemeint war damit die von Herrn Weitz am 30. November 2015 um 12:45 ausgedrückte Vorliebe: "Mir wäre ein Bündnis der Toleranten und Besonnenen gegen jede Form von Extremismus und Radikalismus lieber." Da kann ich beiden Herren die erfreuliche Mitteilung machen, dass es solche Bündnisse doch allerorten gibt. Die NATO ist so ein Bündnis. Oder kennen Sie einen Natostaat, der extremistisch oder radikal wäre? Wem die NATO trotzdem nicht schmeckt, kann ja zu jeder beliebigen Kirche greifen. Oder kennen Sie eine Kirche, die nicht in ihren wesentlichen Teilen aus Toleranten und Besonnenen bestehen würde? Im unwahrscheinlichen Fall, dass ein Gottloser diese Zeile ließt, braucht auch der nicht leer auszugehen. Jede der im Bundestag vertretenen Parteien ist doch ein Bündnis von Toleranten und Besonnenen. Oder kennen Sie eine demokratische Partei der Intoleranten und Unbesonnenen? Und wer die Welt lieber psychologisch sieht und mit der Schmutzigkeit namens Politik nichts zu tun haben will, findet auch sein bevorzugtes Bündnis. Das ist das Bündnis der anständigen Menschen. Radikal und extremistisch sind immer die Gegner wie der IS oder wer gerade im Fokus steht. Bei denen gibt es keine Toleranten und Besonnenen. Die verstehen nur die Sprache der Gewalt. Das ist die gemeinsame Überzeugung aller Toleranten und Besonnenen.

Leo Aul schrieb am 28. November 2015 um 18:19: "Zitat: "..die Lobbyisten aus Wirtschaft, Waffenherstellern, Landwirtschaft nur einige zu nennen ganze Arbeit leisten"." Das ist kein Zitat aus dem Artikel von Herrn Weitz. Das ist ein mit einer allerdings nicht sinnentstellenden Schlamperei versehenes Zitat aus dem Kommentar von Gerhard Niemeyer vom 25. November 2015 um 21:23. Das müssen Sie kenntlich machen, lieber Herr Aul. Am besten dadurch, dass Sie Ihren Kommentar als Antwort auf den Kommentar von Herrn Niemeyer platzieren und nicht als "neue Lesermeinung". Diese meine erneute Besserwisserei müssen Sie jetzt leider wieder aushalten. Kopf hoch!

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Was ist die Ursache für den islamistischen Terrorismus? Leserin Anica Carlson scheint sinngemäß sagen zu wollen: Wenn sie es schon im Namen des Islam tun, dann muss es ja wohl auch der Islam sein. - M.E. ist das sehr oberflächliche Weltsicht, und wer sein politisches Handeln an dieser Weltsicht ausrichtet, muss scheitern.

Andere sagen: Wir haben ein Gerechtigkeitsproblem. Die arabische Welt fällt seit Jahrzehnten schon hinter die wirtschaftliche Entwicklung der westlichen Welt zurück. Das hat ganz bestimmt sehr viele hausgemachte Ursachen, keine Frage. Es hat aber auch nicht ganz unwesentliche Ursachen in der Nahostpolitik der Großmächte, vor allem USA, aber auch der EU-Großmächte Frankreich, England, Deutschland - und auch der Großmacht Russland. Deren Nahostpolitik ist über die Jahrzehnte so wankelmütig und von kurzfristigen Interessen bestimmt gewesen, dass sehr viele Menschen in der arabischen Welt den Eindruck bekommen, die westliche Welt habe sich gegen die arabische Welt verschworen. Sie unterstütze Diktaturen, um sich selbst das kostbare Öl zu sichern, um Absatzmärkte für die eigenen Waffen zu haben und um sie dort auch in Kleinkriegen austesten zu können. Im Nahen Osten sprießen von Verschwörungstheorien durchsetzte Weltanschauungen - man kann es den Leuten nicht wirklich verübeln. Reiche Bürgersöhne (auch superreiche wie einst Osama bin Laden) lassen sich von solchen Weltanschauungen leiten - aber eben auch eine große Masse von jungen perspektivlosen Männern, die gegen den westlichen Imperialismus kämpfen wollen.

Was der Islam damit zu tun hat? Nicht der Islam, sondern bestimmte radikale und politische Auslegungen des Islam sind einigende Ideologien in diesem Kampf. Dieser radikale Islamismus mobilisiert und motiviert junge Männer in einem für die arabische Welt aussichtslosen - weil asymmetrischen Krieg.  

Dieser Krieg ist asymmetrisch, weil die westliche Welt über Satelliten und computergesteuerten Lenkwaffen verfügt. Die andere Seite bringt ihren Sprengstoff - nicht weniger zynisch - mit Selbstmordattentaten ins Ziel. Er ist asymmetrisch, weil die Opferzahlen auf der arabischen Seite um ein Vielfaches höher sind als die Zahl der Opfer im Westen. Und er ist asymmetrisch, weil die meisten großen Nachrichtenagenturen, die sehr viele Sender dieser Welt beliefern, fast jedes einzelne Opfer im Westen in Erinnerung rufen, was sehr würdevoll und gut ist. Die große Mehrzahl von Attentaten, Kollateralschäden und Kriegstoten in der arabischen Welt ist ihnen aber keine Meldung wert.

Mein Beitrag beginnt mit den Worten: "Wir wissen längst, wie wir die Ursachen des IS-Terrors beseitigen können." Alles, was ich hier schreibe, ist hinlänglich bekannt. Hollande weiß es, Cameron weiß es, die gesamte politische Elite in Deutschland weiß es. Aber kaum einer von ihnen zieht entschlossen die nötigen Konsequenzen aus dieser eindeutigen Analyse, weil wieder Ideologie vor Rationalität gestellt wird, weil Politiker wie Hollande wieder den kurzfristigen politischen Vorteil suchen und offenbar durch Militärschläge eine Wählermehrheit hinter sich scharen können.

Insofern ist mein Beitrag definitiv keine "kostenlose Politikberatung", wie ein Leser schreibt, der sich hinter dem Pseudonym "Iwan der Schreckliche" versteckt. Er ist der Versuch, den so viele andere Journalistenkollegen derzeit auch unternehmen: nämlich zu informieren und aufzuklären - in der Hoffnung, dass sich demnächst vielleicht mal eine politische Mehrheit für sachliche Lösungsversuche finden lässt. 

Burkhard Weitz schrieb am 1. Dezember 2015 um 9:56: "Insofern ist mein Beitrag definitiv keine "kostenlose Politikberatung"". Die Ansammlung von Ratschlägen, beginnend bei Nummer 1, die Waffenexporte zu limitieren, über heiße Tipps bzgl. verstärkter Aufnahme und Integration von Flüchtlingen, bis hin zu Ermahnungen, welchen Staaten Beitrittsperspektiven oder privilegierte Handelsbeziehungen geboten werden müssen und welchen Staaten keinerlei Unterstützung geboten werden darf, stellt also keine Politikberatung dar? Ja soll es denn jetzt eine Predigt gewesen sein?
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Nein, es soll sich hier um Information und Aufklärung handeln. Warum darf die Beratung jetzt nicht mehr Beratung genannt werden? Weil nach jeder der sieben Einzelberatungen im Responsorium fortgefahren wird mit der Formel "Wieso wir das nicht umsetzen". Was gibt es da zu lesen? In 6 der 7 Fälle werden jeweils politische Kräfte genannt, die dem in der Beratung empfohlenen Vorgehen widersprechen. Bei diesen Spielverderbern handelt es sich der Reihe nach um "die mächtige Waffenlobby", "die erdrückende Mehrheit aller europäischen Staaten", "die Gewerkschaften", die "europäischen Konservativen", "spanische, französische und italienische Bauern" und schließlich die "Energielobbyisten".
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Hier liegt gerade keine Aufklärung vor. Nicht einmal eine hundsgewöhnliche Klärung. Was soll geklärt worden sein mit dem Ratschlag "Alle Staaten der EU müssen in großem Maßstab Bürgerkriegsflüchtlinge aus Syrien und dem Irak aufnehmen." und der kurz darauf folgenden Feststellung "Da stellen sich Polen, Ungarn und Slowenien, eigentlich die erdrückende Mehrheit aller europäischen Staaten jetzt schon quer." Die Predigt ist hier offenbar zu Ende. Das Denken könnte jetzt einsetzen. Übrigens ist bei Nr. 3 sogar die sogenannte Information falsch. Zitat: "die Gewerkschaften werden fordern, einheimischen Fachkräften den Vorzug zu geben." Irrtum. In schönster Leugnung dessen, wie Marktwirtschaft zwangsläufig geht, sagt ver.di Vorsitzender Frank Bsirske: "Wir wollen dazu beitragen, dass diejenigen, die kommen, und diejenigen, die hier sind, nicht gegeneinander ausgespielt werden" (zitiert nach publik 7/2015, S.1).
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Zitat: "Aber kaum einer von ihnen zieht entschlossen die nötigen Konsequenzen aus dieser eindeutigen Analyse, weil wieder Ideologie vor Rationalität gestellt wird". Dieser gängige Vorwurf an demokratische Politiker ist selber Ausdruck der ebenso peinlichen wie verbreiteten Ideologie, die Politik habe lauter begrüßenswerte Aufgaben, die Politiker würden aber regelmäßig kläglich versagen. Es sei denn, mit Information und Aufklärung befasste Journalisten bliesen ihnen endlich erfolgreich den Marsch.

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Das der Islam Usache für den islamistischen Terrorismus ist, sage nicht ich, sondern Salman Rushdie, al Husseini, viele andere arabisch- oder türkischstämmige Insider bis hin zu Cem Özdemir. Vorschlag: laden Sie doch einen von ihnen ein, zu ihrem Do´s and Dont`s-Ranking Stellung zu nehmen - oder einen Redakteur der Jungle World, bzw. der Jüdischen Allgemeinen. Dann hätten wir auch etwas mehr interreligiöse Kompetenz im Diskurs.
Witzig, dass Sie so vielen anderen Lobbyismus vorwerfen, wo doch grade #kirchenlobbyismus, dank Carsten Frerks Identifizierungen richtig trendete. Ich zähl allein auf der PGS-Liste vier offengelegte Lobby-Gruppen bei "evangelisch" - natürlich ohne den eigentlichen Chef-Lobbyisten, Prälat Dr. Dutzmann und andere EKD und Landeskirchenvertreter, da Körperschaften ihre Lobbyisten ja nicht offen legen müssen. Gab es da nicht mal was in der Bibel mit Glashaus und Steinen und so? ;)

Antwort auf von Anica Carlson (nicht registriert)

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Anica Carlson schrieb am 3. Dezember 2015 um 14:06: "Gab es da nicht mal was in der Bibel mit Glashaus und Steinen und so? ;)" Smiley hin, Smiley her, nein, das Glashaus steht nicht in der Bibel. Bevor Sie sich von anderen den herben Vorwurf der Bibelunkenntnis oder gar der Verfälschung der Heiligen Schrift machen lassen müssen, bitte beachten: "Wer im Glashaus sitzt, soll nicht mit Steinen werfen" entstammt dem Schatzkästlein deutscher Spruchweisheiten. Das trieft freilich genau so von Tiefsinn und lässt sich auf allen Seiten aller Fronten anwenden wie die originalen Bibelsprüche.
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Es gibt allerdings biblische Parallelstellen zum unbiblischen Glashaus. Einschlägig wäre "Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein auf sie" (Joh. 8,7). Gedankengänge wie dieser sind bei allen Moralisten, sowohl den gläubigen, wie auch den atheistischen, sehr beliebt. Die Frage, wer den Ehekrach oder den Weltkrieg (für Moralisten sowieso ziemlich dasselbe) angefangen hat, wird jeweils heiß diskutiert. Damit kann so wunderschön der Anlass eines Konfliktes mit seinem Grund verwechselt werden, was für den Fortgang der Debatte oder des Konfliktes von ziemlicher Bedeutung ist.
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Rein prophylaktisch: Verzichten Sie bitte auch darauf, auf die Bibel zu verweisen, wenn irgend etwas passiert, "bevor der Hahn dreimal kräht". Der kräht in der Bibel nur einmal. Den Hattrick schafft nicht der Hahn, sondern Herr Petrus mit seiner dreimaligen Verleugnung. Auch gestandene protestantische fundamentalistische Bibelzitatschleuderer murksen an dieser Stelle bisweilen. Ganz zu schweigen, wenn "der Vorhang im Tempel schnell fällt". Das ist ein unzulässiger Verschnitt vom Ende des ersten Aktes von R. Wagners "Die Walküre" und der Standardinszenierung der biblischen Kreuzigungsoper.
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Jetzt mache ich Schluss. Sonst schlägt noch die Krone dem Fass den Boden ins Gesicht. Oder so ähnlich.

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...über das Sprichwort "Auge um Auge, Zahn um Zahn" nachgedacht.

Es basiert auf einem Vers im Buche Exodus, ist aber im Volksmund zum völligen Gegenteil seiner ursprünglichen, in der jüdischen Tradition praktizierten Aussage verkommen. Vielen unbedarften Verwendern der Redewendung gilt sie als ein Prinzip zur Rechtfertigung von Rache und Vergeltung. Dass dies nicht einmal annähernd in den biblischen Kontext passt, hinterfragen dabei nur wenige.

Denn tatsächlich müsste die korrekte Übersetzung "Auge für Auge, Zahn für Zahn" lauten. Das verwendete hebräische Wort "tachat", das mit "für" übersetzt werden kann, kann ebenfalls „anstelle von“ und „als Entschädigung für“ bedeuten, wie es an einer Stelle im Buche Genesis auch getan wird.
Wenn die Stelle also "Auge als Entschädigung für Auge, Zahn als Entschädigung für Zahn" lautet, so bedeutet sie nicht mehr als eine Form des Schadensersatzrechts, das in jüdischer Tradition auch als ein solches gelebt wird.

Mit Rache, also eine aktiven Reaktion auf ein Unrecht, hat das nichts zu tun. Eher mit Einsicht und Reue des zu Unrecht Handelnden.

Was sagt es uns, dass der Übersetzungs- bzw. Verbreitungsfehler einer Präposition so schnell und so ungemerkt den Kern einer Aussage in ihr Gegenteil kehren kann?
Dass man ganz schnell durch ein Nichtbeachten des großen Gesamtzusammenhangs eine falsch übersetzte Überlieferung als Glaubensdogma erkannt zu haben scheint?

Wir sollten wachsam sein und nichts unhinterfragt als Gegeben hinnehmen. Und damit meine ich vor Allem das Irdische.

Denn wie kann es sein, dass noch immer Soldaten in ein fremdes Land geschickt werden, um gegen den Terror zu kämpfen, Bomben wahllos über verdächtigen Gebieten abgeworfen werden, wo Bomben doch so offensichtlich nicht zur gezielten Tötung Einzelner geeignet sind?
Wer glaubt denn tatsächlich, dass so die Probleme dieser Welt gelöst werden?

Ende Oktober diesen Jahres räumte der frühere britische Premierminister Tony Blair ein, dass beim Irak-Krieg ab 2003 Fehler geschehen seien.
Zum einen der der falschen Geheimdienstinformationen über angebliche Chemiewaffen Saddam Husseins, zum anderen eine falsche Einschätzung der Folgen des Krieges, die unter Anderem den Aufstieg des IS begünstigten.

Zwei Wochen zuvor hatte der IS einen Terroranschlag in der türkischen Hauptstadt Ankara verübt, bei dem es über hundert Tote und über 500 Verletzte gegeben hat.

Bereits im März wurden in Tunesien, im Juni in Somalia und im Juli in Nigeria Terroranschläge vom IS oder Untergruppen des IS verübt.
In keinem der genannten Fälle gab es ein großes europäisches mediales Interesse und somit auch keines in der Bevölkerung.

Heute lesen wir jeden Tag etwas über islamistischen Terror in der Zeitung (kurz eingeschoben: dass der sogenannte "islamistische Terror" nur wenig mit Religion zu tun hat, sollte uns allen klar sein), Mutmaßungen, ob unsere Heimat das nächste Anschlagsziel sein könnte.
Das ist seit dem 13. November so. Ein Tag, der mich auf schreckliche Weise an den 11. September erinnerte.
Nicht das Ereignis selbst. Das machte mich sprach- und fassungslos und lud nicht zu irgeneinem Vergleich oder einer Analyse ein.
Die Reaktion danach jedoch schon - die Panikmache, die Bombenabwürfe, die Entsendung von Soldaten in den Nahen Osten, die Kampfansagen, dass der Terror nur am Boden zu besiegen sei.

„Die Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland wird auch am Hindukusch verteidigt.“, sagte Peter Struck zum Afghanistan-Einsatz. Das war am 4. Dezember 2002. Vor 13 Jahren.
Und was hat sich geändert? Wurde die deutsche Sicherheit verteidigt? Wo stehen wir denn in punkto Sicherheit heute?
Die Gemütslage ist wahrscheinlich sogar noch ängstlicher als 2002, da damals keine Angriffe in Europa stattfanden.

Es ist völlig natürlich, dass man sich mit einem Problem, das stark die eigene Lebensrealität tangiert, näher und ausführlicher befasst als mit weit weg liegenden.
Jedoch ist dies ein Moment der Erkenntnis, an dem man inne halten sollte.

Bedeutet es, dass es uns nicht interessiert hat, als in Tunesien, Somalia, Nigeria und der Türkei Anschläge derselben Anschlagsserie verübt wurden, von der auch Paris Bestandteil war?
Nein, das bedeutet es nicht.
Wir haben ein weitestgehend globales Verantwortungsgefühl und auch die deutsche Politik hat ein solches, denke ich.
Die Berichterstattung und die dargestellte Stimmung in der Bevölkerung jedoch erinnerte mich sehr gefährlich an "Auge um Auge, Zahn um Zahn".
Durchhalteparolen und Mutmachreden im Zusammenhang mit der Bombardierung eines Landes und vor Allem der Subtext, der oft nahe legt, dass niemand ungestraft westliche Staaten eingreife, haben einen faden Beigeschmack.

Jesus sagt in seiner Bergpredigt, in der er über falsch verstandene Glaubensdogmen aufzuklären versucht: „Ihr habt gehört, daß gesagt worden ist: ‘Auge für Auge, Zahn für Zahn’. Ich aber sage euch: Leistet dem, der euch etwas Böses antut, keinen Widerstand.“ (Mt. 5,38 -39)

Das klingt im heutigen Zusammenhang in Anbetracht der zahlreichen Todesopfer hart, bitter und unbefriedigend. Man bekommt schnell ein Gefühl der Hilflosigkeit.
Dass das durch einen Einsatz der Bundeswehr in Syrien gelindert werden soll, ist aber leider nur eine rein subjektive Sache.
Seit dem Beginn des Irak-Krieges im März 2003 sind durchgehend westliche Truppen im Nahen Osten stationiert – Irak, Afghanistan, Syrien.
Hat das die Lage beruhigt? Niemand kann dazu verlässlich Auskunft geben.

Oft hört man in diesen Tagen "Wir haben keine Angst. Denn das ist doch das, was die wollen!".
Was mir jedoch wirklich Angst macht, ist die sich immer weiter drehende Spirale der Gewalt.
Wenn heute darüber nachgedacht wird, ob westliche Fehltritte wie der Irakkrieg oder der Afghanistan-Einsatz dem IS erst eine Entsehungsgrundlage gegeben haben, warum wird dann genau dasselbe wieder getan?

Doch was statdessen tun? Einfach nichts? Die andere Wange hinhalten?
Kann das eine Lösung sein? Ich kann es nicht sagen.

Das Einzige, das ich mit ziemlicher Sicherheit weiß, ist, dass es unsere Aufgabe als Christen ist, denen zur Seite zu stehen, die unter der Lage am meisten leiden.
Denen, deren Heimat zum Kriegsgebiet wird, deren Haus zerbombt wird – von wessen Bomben, sei einmal dahin gestellt.
Die politische Debatte darüber, wie viele Flüchtlinge wir aufnehmen können, ob diese unsere europäische Wertegemeinschaft gefährden etc pp, muss zurücktreten hinter dem faktischen Bedarf der humanitären Hilfe, die geleistet werden MUSS.

Das Wort für "Fremder", "Ausländer" oder "Fremdling" ist in der Bibel gleichbedeutend mit "Gast". Das sollten wir uns zu Herzen nehmen.

Denn wenn man keine Angst hat, weil es ja das ist, was "die" wollen, dann muss man auch konsequent sein und die hochgelobte europäische Wertegemeinschaft wahren, denn das ist auch etwas, was "die" wollen – unsere Werte zerstören. Und das bedeutet eine Einhaltung geltender Menschenrechte wie das des Asylrechts.

Wenn man seine eigenen Werte und Grundsätze kennt, davon überzeugt ist und sie lebt, braucht man keine Sorge zu haben, dass sie durch Fremdeinwirkung aufgeweicht werden können. Oftmals scheint es mir nämlich so, als seien solche Sorgen eigentlich die Angst vor der eigenen Haltlosigkeit, dem selbstverschuldeten Werteverfall.
An diesem Punkt sollte sich jeder, der dieses Gefühl hat, selbst hinterfragen.

 

Timo Neuhausen, Hamburg

Tückisch ist es, 2000 Jahre alte Aussagen auf heute zu übertragen. Wer das dennoch versucht, gerät sogleich in ein Argumentationsgestrüpp, aus dem es kein Entkommen gibt. Die Jünger des AT, des Talmud und die des Korans erleiden alle die gleiche Ohnmacht. Es ist leicht, sich gegen jede Gewalt auszusprechen. Es ist leicht, die höchsten ethischen und christlichen Ansprüche vor sich her zu tragen. Wenn Sie in Indien alle unsere Verkehrsregeln akribisch beachten, nutzt Ihnen das nichts, wenn alle anderen dort die Regeln nicht kennen. Schön und ehrenhaft für die eigenen Werte gestorben, ist auch tot. Mit der Bergpredigt kann man keine Politik machen. Es rufen die nach Verhandlungen, die sie nicht führen müssen. Sie fordern Frieden, obwohl sie wissen müssen, dass es für eine fremde Gewalt, die auch noch total uneinsichtig ist, dafür keine Verhandlungsmasse oder Schnittstelle gibt. Verhandeln die Hirten auch noch für ihre Schafe, wenn das Maschinengewehr vor der Kanzel steht? Ein Versuch der tödlich endet, ist auch ein Suizid aus Versehen. Versuchen Sie doch mal, mit den Zeugen Jehovas zu diskutieren. Die sind nicht nur eine Gummiwand, die sind mit Worten ebenso unerreichbar wie es der IS unerbittlich mit Taten ist. Etwas Unmögliches zu fordern und dann sofort zu erleben, dass unsinnig war, was gefordert wurde, das ist keine gelebte Verantwortung sondern absichtlich unaufrichtig. Auch in den Kirchen sollte die Alltagsvernunft ein Zuhause haben. Wunschdenken mit Realismus zu verwechseln ist der Luxus einer wohligen Wattegesellschaft, die jeden Sinn für Realitäten verloren hat.

Antwort auf von Leo Aul

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Leo Aul schrieb am 9. Dezember 2015 um 16:17: "Versuchen Sie doch mal, mit den Zeugen Jehovas zu diskutieren." Kann ich Ihnen nur empfehlen, lieber Herr Aul! Diese Ihre von Ihnen nicht geschätzten Glaubensbrüder stehen eben nicht geistig stramm bei Fuß, wenn die Obrigkeit zum Krieg ruft. Sie verweigern den Kriegsdienst. Ansonsten haben sie freilich die ganze Feindbildideologie drauf wie der kriegsbejahende (pardon: Krieg ist gar nicht schön aber leider unumgänglich) Standardchrist auch.
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Zitat: "die sind mit Worten ebenso unerreichbar wie es der IS unerbittlich mit Taten ist." Der Feind ist immer mit Worten unerreichbar und versteht nur die Sprache der Gewalt. Die blutige, unfreiwillige Lächerlichkeit dieser Vorstellung lässt sich gerade am IS schön vorführen. Wesentliche Teile der Militärkommandeure des IS bestehen aus den ehemaligen Offizieren des Iraks. Mit denen pflegten die Amis beste Beziehungen, wenn es die US-Regierung in den Kriegen zwischen dem Irak und dem Iran für opportun hielt, dem Irak unter die Arme zu greifen. Da waren die nicht nur mit Worten erreichbar, sondern auch mit zahlreichen Ami-Tipps zur gezielten Grausamkeit gegen den Feind. Man merkt diese Erreichbarkeit den Aktionen des IS noch heute an.
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Zitat: "Mit der Bergpredigt kann man keine Politik machen." Diese verbreitete Vorstellung enthält sowohl eine erfreulich offenherzige Klarstellung wie auch einen gefährlichen Irrtum. Die Klarstellung lautet: Die moralischen religiösen Sprüche, bei den Christen also das Highlight Bergpredigt, sind gedacht für die Feiertagspredigt. Sie haben nichts zu suchen im Krieg oder im täglichen zivilen Niedermachen der jeweiligen Konkurrenz (pardon: Im Durchlaufen eines fairen Auswahlverfahrens). Der gefährliche Irrtum liegt darin, nun zu meinen, die Bergpredigt sei also unpolitisch. Ganz im Gegenteil. Gerade weil niemand auch nur im Traum daran denkt, wegen der Bergpredigt den Krieg gegen den IS irgendwie anders zu führen als Kriege eben geführt werden, ist es um so wesentlicher, einen guten Kriegsgrund zu wissen. Und der besteht darin, dass der christliche Westen eine überlegene Moral sein eigen nennt, wie man doch an der ach so tollen Bergpredigt sehen kann. Den Feind zu zerfetzen macht erst so richtig Spaß, wenn man weiß, dass man es für so eine schöne Tugend tut wie "halte die andere Backe hin".
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Die Terroristen haben übrigens genau dieselbe Tour drauf. Wie man ein Attentat ausführt, dafür braucht keiner im Koran nachzuschauen. Dass man aber mit Begeisterung andere in die Luft jagt, dafür ist es schon sehr förderlich, etwas ganz Tolles im Rücken zu wissen: den Koran.

Timo Neuhausen (Leserbrief) schrieb am 8. Dezember 2015 um 10:54: "Wer glaubt denn tatsächlich, dass so die Probleme dieser Welt gelöst werden?". Diejenigen, die Bomben schmeißen, behaupten das. Ich würde dringend davon abraten, jetzt mit alternativen Weltproblemlösungen aufzuwarten. Der erste Schritt wäre vielmehr, zu erkennen, dass die Welt überhaupt kein Problem hat. Wie soll denn die Abstraktion Welt ein Problem haben? Die amerikanische Regierung hat an erster Stelle auch kein Problem. Sie hat vielmehr eine Absicht. Sie möchte den antiamerikanischen Terrorismus ausrotten. Deswegen schmeißt sie Bomben. Weil damit offenbar der Terrorismus keineswegs ausgerottet wird, lässt sie noch mehr Bomben schmeißen. Auch damit wird der Terrorismus nicht ausgerottet. Also dürfen/sollen/müssen jetzt auch die anderen Armeen der wunderbaren westlichen Wertegemeinschaft ran und ballern, was das Zeug hält.
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Warum zeigen die Bevölkerungen Amerikas, Englands, Frankreichs und Deutschlands ihren jeweiligen Regierungen nicht den Vogel oder zumindest die kalte Schulter? Weil Regierung und Regierte sich hemmungs- und gnadenlos eins sind im Verteidigen von Werten und Grundsätzen. Wie sich übrigens auch französische Terroristen und IS-Führung hemmungs- und gnadenlos eins sind im Verteidigen ihrer Werte und Grundsätze. Und schon geht das Gerücht um, die Welt habe ein Problem. Nein, die Welt hat kein Problem. In der Welt laufen aber lauter ungefiederte Zweibeiner rum, die wissen, dass Werte und Grundsätze ganz unbedingt sein müssen. Die Folgen dieser Überzeugung sind ziemlich tödlich. Selbstverständlich ist die Letalität auf Seiten der militärisch Unterlegenen deutlich höher als bei den Hochgerüsteten. Aber ohne Leichen geht es auch bei denen nicht ab.

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Was ist nach bald 1 Jahr ?

Da wird 7 mal gefordert, wir müssen. Und die Forderung an die Anderen? Keine Rede davon. Auch nicht davon, was die wollen, auch nicht davon, ob deren Kulturen das Ergebnis unserer Forderungen teilen. Da wird der IS mit den Immigranten gleichgesetzt. Fatal. Oder ist damit gemeint, dass wir mit der Integration der Flüchtlinge den IS personell austrocknen könnten? Noch fataler. Allein das Forderungs-Zitat: "Die aufnehmenden Länder müssen die Neubürger in ihre Gesellschaften integrieren", ist ein Beispiel dafür, wie weltfremd die 7 Forderungen sind. Wer als Gast in eine Familie, in ein Land kommt, hat sich dem Geber anzupassen und nicht umgekehrt. Man soll es zwar einem Gast leicht und nicht unnötig schwer machen, aber das Grundgesetz und die Werte unserer Kultur sind unnatastbar. Wer das Gastrecht bricht, hat sein Recht verwirkt. Integration ist keine Einbahnstraße von außen nach innen.

Alle Staaten müssen! Wer MUSS sagt, der ist diktatorisch, der ist gegen demokratische Entscheidungen, der ist gegen die Souveränität der Staaten, der will auch die wahren Gründe für die weltweiten Schwierigkeiten nicht wahr haben. Wer es noch immer nicht gemerkt hat, die Welt, bzw. die Staaten befinden sich an allen Fronten in einem permanenten Kulturkampf, der erst durch die globalen Techniken in diesem Umfang möglich wurde. Die Folgen derartiger kultureller Kämpfe aus früheren Kolonialzeiten haben England, Frankreich und Belgien schon längst erfahren. Die technischen bzw. zivilisatorischen Veränderungen und Möglichkeit haben ihren Ursprung im Westen und sind auch auf dessen kulturelle und religiöse Werte ausgerichtet. Die Chinesen, Japaner, Koreaner und Vietnamesen haben das begriffen und nutzen die Veränderungen. Andere Staaten (Saudiarabien) nutzen nur die technischen Vorteile, bekämpfen aber die kulturellen "Mitbringsel" dieser Entwicklung, weil sie befürchten (müssen), dass ihre Machtstrukturen den neuen zivilisatorischen Werten nicht gewachsen sein werden. Warum haben denn die Mullahs im Iran ihre Glaubenpolizeitruppen Pasadaran als Staat im Staat aufgebaut? Weil die hohe Geistlichkeit Angst hatte, das ihre Macht den neuen globalen freiheitlichen Werten nicht gewachsen sein könnte. Die christlichen Kirchen haben mit der Aufklärung diese Entwicklung schon lange hinter sich.

Auf Dauer lassen sich aber kaum Technik und Werte trennen. Der IS bekämpft den Westen, gleichzeitig nutzt er aber dessen technische Möglichkeiten. Eigentlich bigott. Zu glauben, dass mit diesen 7 "Müssen-Forderungen" der IS oder die Welt nachhaltig beeindruckt werden kann, ist vergebene Müh. Schon ganz gut, nach einem Jahr wieder alte Forderungen im neuen Licht zu sehen.

"Wer als Gast in eine Familie, in ein Land kommt,..." Flucht ist also so was Ähnliches wie eine Einladung zum Kindergeburtstag. Ich hätte doch Bedenken, mich von Ihnen, lieber Herr Jamin, einladen zu lassen, wenn ich zuerst mein Leben auf dem Mittelmeer riskieren müsste oder den marktwirtschaftlich kalkulierenden Fluchthelfern meine gesamte Habe hinblättern müsste.
" Wer es noch immer nicht gemerkt hat, die Welt, bzw. die Staaten befinden sich an allen Fronten in einem permanenten Kulturkampf". Aha, wenn der christliche Westen und seine Helfer den IS bombardieren, was das Zeug hält und der IS massakriert, was er in die Finger kriegt, dann ist das also ein Kulturkampf. Deutlicher kann man eigentlich nicht darauf hinweisen, was von Kultur zu halten ist.
Friedrich Feger

Antwort auf von Friedrich Feger (nicht registriert)

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Kennen wir die Methode schon? Was nach seinen letzten Beiträgen so von Fr. Feger zu erwarten war. Er hat als Ziel nicht die von Chrismon vorbereiteten Themen. Er stürzt sich statt dessen auf Personen und versucht, an deren Lack zu kratzen in der Hoffnung, sich dann mit den Beschädigungen schmücken zu können. Ein wenig zurückgeblättert, hat es IWAN genauso gemacht.

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