Fotos: privat
Ein Bericht aus Davos
Brief aus Davos: Die deutsche Pfarrerin in der Hochgebirgsklinik im Schweizer Graubünden fragt auch mal: Was nimmt Ihnen den Atem?
21.07.2011

Die Alphornbläser beginnen zu spielen. Tiefe, wummernde Töne liegen in der Luft. Es ist der 24. Juni, Johannistag, auf der Höhe des Sommers. Mit gerade mal acht Grad ist es an diesem Abend aber ungewöhnlich kalt, selbst für die Höhe von 1600 Metern. Wir ­rücken eng zusammen. Oberhalb des Davosersees, von Bergen ­umgeben, liegt die Hochgebirgsklinik. Auf dem kleinen Waldfriedhof dahinter versammeln sich heute Patientinnen und Patienten, Kinder und Jugendliche mit ihren Betreuern, mit Mitarbeitern, Einheimischen und auch einigen Touristen. Die Hochgebirgs­klinik ist die einzige deutsche Klinik in der Schweiz, die aus der Zauberberg-Welt des letzten Jahrhunderts geblieben ist. Es ist eine feste Tradition geworden, der Gründer Herman und Olga Burchard am Johannistag mit einer ökumenischen Feier zu gedenken.

Kein anderer Ort ist für seine Heilstätten und Sanatorien zur Behandlung von Tuberkulose so bekannt geworden wie Davos. Die Liegekuren in der sonnigen und reizarmen Höhenlage waren für viele Lungenkranke die einzige Hoffnung auf Genesung. Auch der Hamburger Kaufmannssohn Herman Burchard kam Ende des 19. Jahrhunderts schwer krank hierher und wurde gesund. Er wusste aber, dass ein Klinikaufenthalt für viele seiner Landsleute nicht finanzierbar ist. Seine Frau Olga erwähnt 1897 in ihrem Tagebuch „Hermans ernste Erwägung, ein Haus für deutsche, geldarme Kranke zu gründen – als Gottes Auftrag an ihn, nach seiner eigenen Besserung“. Das tief im Glauben verwurzelte Ehepaar Burchard gründete 1898 den Verein Deutsche Heilstätte in Davos, in den es sein Vermögen steckte. So konnte bereits im Jahr 1901 ein Sanatorium für 80 Tuberkulosekranke aus Deutschland eröffnet werden, die heutige Hochgebirgsklinik.

Diakonissen prägten das geistliche Leben

Als in der Mitte des Jahrhunderts wirksame Medikamente gegen Tuberkulose auf den Markt kamen, veränderten sich Davos und seine Kliniklandschaft. Ab den fünfziger Jahren verwandelten sich viele Sanatorien in Hotels, andere verschwanden ganz. Der renommierte Luftkurort wurde ein international geschätzter ­Ferienort. Die Hochgebirgsklinik gab im Jahr 1972 die Behandlung von Tuberkulosekranken auf. Heute werden hier Kinder, ­Jugendliche und Erwachsene mit häufig chronischen Lungen-, ­Allergie- und Hauterkrankungen behandelt. In der Regel bleiben sie zwischen drei und fünf Wochen. Die Patienten kommen überwiegend aus Deutschland, Träger der Klinik ist immer noch die Stiftung Deutsche Hochgebirgsklinik Davos, die aus Burchards Verein hervorgegangen ist.

Zum Auftrag der Heilstätte gehörte von Anfang an auch die geistliche Begleitung der Kranken, die oft monatelang weg von zu Hause waren. Bis vor knapp zehn Jahren prägten auch Diakonissen das geistliche Leben. Die beiden großen Kirchen entsandten zudem Geistliche nach Davos zur Begleitung der vielen deutschen Kranken. Heute gibt es nur noch die eine deutsche Klinik, und wir arbeiten hier zu zweit: Mein katholischer Kollege Hans Zimmermann wurde von der Deutschen Bischofskonferenz entsandt und ich von der EKD für die Dauer von sechs Jahren.

Viele Lebensgeschichten

Die Gemeinde, die ich hier in der Klinik betreue, ist eine ­„Gemeinde auf Zeit“. Sie verändert sich jede Woche. Menschen aus ganz Deutschland und auch der Schweiz gehören dazu, ebenso wie kirchlich Beheimatete, Distanzierte oder aus der Kirche Ausgetretene. Verbunden sind diese Menschen durch die Herausforderung, den Alltag mit der meist chronischen Erkrankung bewältigen und diese in ihr Leben integrieren zu müssen. Unser Angebot als ökumenische Klinikseelsorge: Wir wollen sie dabei begleiten. Es ist für alle offen, unabhängig von der Konfession oder Religion. Wir feiern Gottesdienste und Abendbesinnungen, wir nehmen uns Zeit für Seelsorgegespräche und auf Wunsch für Gebet und Segnung. Daneben gibt es auch religiös ungebundene Angebote: Vortragsreihen, Film- und Gesprächsabende, organisierte Ausflüge für Menschen, die die Klinik nur schwer allein verlassen können.

In dieser Gemeinde auf Zeit begegnen mir viele Lebensgeschichten. Sie weiten meinen Blick für die Menschen, die mir im kirchlichen Umfeld sonst kaum begegnen. „Ich war noch nie bei einem Pfarrer zum Gespräch. Ich wollte einfach einmal wissen, was in einem solchen Gespräch geschieht“, erklärte mir ein Mann, der bei der Aufnahme in die Klinik angegeben hatte, dass er ein Gespräch mit der Klinikseelsorgerin wünsche.

"Warum gerade ich?"

Da saßen wir dann einander gegenüber: er erwartungsvoll und unsicher, ich vorsichtig ihm anbietend, dass er das zur Sprache bringen könne, was ihn beschäftigt. Aus dieser ersten Begegnung entwickelte sich eine Reihe von intensiven Gesprächen. Der Abstand zum gewohnten Umfeld, die Zeit, sich selbst wahrzunehmen, und auch die Notwendigkeit, sich der eigenen Lebenssituation zu stellen, werfen oft sehr grundsätzliche Fragen auf. Was nimmt mir die Luft? Wo ringe ich um Atem? Wie kann ich mein krankes Kind aus meiner ständigen Sorge um sein Wohlergehen entlassen? Wie geht es weiter? Und nicht zuletzt die wiederkehrende Frage: Warum ­gerade ich? Warum meine Familie?

Unsere Gemeinde auf Zeit möchte einen Raum bieten für diese Fragen, für Begegnung und Austausch. Für manche Menschen ist es auch eine Möglichkeit, wieder – oder zum ersten Mal – eine geistliche, seelsorgliche und gemeinschaftliche Erfahrung zu ­machen. Eine ehemalige Patientin schrieb uns: „Ich war in der Hochgebirgsklinik oft für mich allein im Kirchsaal und habe die Ruhe dort genossen. Jetzt habe ich festgestellt, dass unsere Kirche zu Hause auch tagsüber geöffnet ist. Ich habe mich schon hineingewagt. Das tut mir gut.“ Gemeinde auf Zeit ereignet sich sehr unterschiedlich, ihre Dynamik ist nicht planbar, sie muss sich ­immer wieder neu finden. Das ist die Herausforderung, die mir als Pfarrerin in der Klinik begegnet.

Das Leben entschleunigen

Sechzig Prozent meiner Tätigkeit gelten der Hochgebirgsklinik Davos im Auftrag der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Mit weiteren vierzig Prozent bin ich bei der Evangelisch-reformierten Kirchgemeinde Davos Dorf/Laret als Gemeindepfarrerin angestellt. Hier ist für mich die „Gemeinde der Kontinuität“. Im Sonntagsgottesdienst blicke ich in vertraute Gesichter, und beim Einkaufen werde ich auf Schwyzerdütsch angesprochen: „Grüazi, Frau Pfarrer, wia goht’s Ihna?“ Unter Schweizern begegne ich mir neu, etwa wenn ich unruhig in der Einkaufsschlange stehe und beobachte, mit welcher Ruhe die anderen warten ­können. Oder wenn mir Bemerkungen schnell über die Lippen kommen, während viele Schweizer erst einmal nachdenklich in die Runde blicken. Ich entdecke die „Entschleunigung“.

Solche Kooperation der EKD mit einer Kirche vor Ort ist übrigens einmalig. Ich bin direkt bei einer Kirchengemeinde angestellt, wie es der reformierten Tradition in Graubünden entspricht. Die Gemeinden können in vielen Bereichen selbstständig entscheiden. So entscheidet die Gemeindeversammlung über die Höhe des Kirchensteuersatzes oder die Anstellung der Pfarr­person. Das begrenzt einerseits die Position als Pfarrerin, denn ich  habe zum Beispiel im Kirchenvorstand kein Stimmrecht, ­sondern bin als Angestellte nur beratendes Mitglied. Anderer­-seits übernimmt der Vorstand einen Großteil der Verwaltung und Organisation, und mir bleibt mehr Zeit für meine „eigentlichen“ Aufgaben: für Besuche und Gespräche, Vorbereitung und Über­legungen zur Gemeindearbeit.

Ein Ort und zwei Gemeinden. Davos: Das sind für mich aber noch weitere unterschiedliche Welten: Deutsche und Schweizer, Lutheraner und Reformierte, Kranke und Gesunde. Ich bewege mich gerne in und zwischen diesen Welten. Ich spüre dabei, wie vielfältig das Leben ist.

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Sehr geehrte Damen und Herren, Wir waren damals als Kinder im Jahr 1969 zur Kur in die Schweiz veschickt. Nun wollten wir gerne nachforschen ob das Heim noch existiert. An wem können wir uns wenden,haben Sie einen Tip? Die Adresse lautete damals: CH-6927 Agra/Tessin, Olga-Burchard-Heim. Vielen Dank Mit freundlichen Grüßen Martina Bochnia

Antwort auf von Bochnia,Martina (nicht registriert)

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Hallo Frau Bochnia,

ich war 1969 im Sommer dort - mit 13 Jahren !
Ein unvergesslicher Aufenthalt, im negativen Sinn !!!
2013 habe ich Agra nochmals aufgesucht und eine Nacht
in dem 'Dorfhotel' übernachtet.
Das Heim steht noch, allerdings unbewohnt.
Das Schwimmbecken unterhalb des Kinderheimes existiert auch noch.
Und das ehemalige Sanatorium, in dem auch Erich Kästner weilte,
hat man abgerissen und eine tolle Hotelanlage mit gleichem Grundriss errichtet.
War schon ein komisches Gefühl nach 45 Jahren dort wieder
'aufzuschlagen' !!!

Mit freundliche Grüßen

Willi Hanf

Antwort auf von Willi Hanf (nicht registriert)

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Ich war auch in diesem von Nonnen " beherrschtem" Sanatorium. Das war so Anfang der 60er Jahre. Und diese Milchsuppe werde ich nie vergessen. Es hat ca. 3 Stunden gedauert, bis ich, gezwungenermaßen, meine 2 Teller geschafft hatte. Kam in der Nacht alles wieder raus. Da musste ich mein Bett dann auch noch selber reinigen. Nie wieder Nonnen.

Antwort auf von Peter (nicht registriert)

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Hallo Peter, habe mich gefreut deine Nachricht zu lesen, bin immer neugierig ob wieder jemand in das Leserforum geschrieben hat.. einfach so mal reinschauen. Mein Besuch war 1968 , war kurz vor meinem 10 Lebensjahr. Aber keine Angst, ich könnte ein Buch schreiben über das Kinderheim in
Agra / TI Schweiz...
Heute heißt es ja anderst, Olga - Buchard - Haus oder Heim, wie man es auch immer nennen will, egal. Wenn Du mich mal kontaktieren willst, gerne, schreiben meine mailadresse auf, mail@huber-muenscher.de. Nur keine Hemmungen, wir müssen ja nicht mehr hin.. Zum Glück. In diesem Sinne, verbleibe ich mit den besten Grüßen
aus dem Schwarzwald Uwe Huber

Antwort auf von Uwe Huber (nicht registriert)

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Auch ich war in diesem Kinderheim, bei Diakonissinnen, es muss etwa 1959 gewesen sein, ich 10Jahre alt. Von Herzenswärme kann man nicht sprechen bei diesen Damen!! Die Milchsuppe kenne ich auch sehr gut und vor Heimweh wurde ich krank, da wurde ich auch noch bestraft! Ich habe das Sanatorium mit meinem Mann in den 90igern mit dem Motorrad besucht und vor dem Tor einen Leidensgenossen, auch mit Motorrad, getroffen. Landschaftlich ein Traum.....aber alles andere....keine gute Erinnerung!

Antwort auf von Willi Hanf (nicht registriert)

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Hallo, war jemand im Januar 1965 im Kinder"erholungs"heim in Agra? Ich war zehn und muss leider alle Negativberichte bestätigen. Schläge mit nassem Handtuch (hinterlässt keine sichtbaren Spuren), Essenszwang trotz Erbrechens, bei den duschenden Buben standen vielleicht sechs Nonnen "Aufsicht", bei den Mädchen nur eine. Ha ha.
Usw. usw. Könnte seitenlsng berichten.

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Hallo Frau Bochnia,ich war 1971 das erstemal in Agra verschickt,noch bei Ordenssschwestern. Agra hat mich nie mehr in Ruhe gelassen,ich ging 33 Jahre immer wieder zurück. Wenn Sie Lust haben,können Sie mir mal eine Mail schreiben. Ich möchte das hier nicht so offiziell machen,weil durch das Internet ist viel mit Agra auch in Verruf gekommen,gerade was das Sanatorium betrifft. Ich möchte das mit meinem Wissen nicht füttern. Ich grüße Sie aus Berlin

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Hallo Frau Bochina,hallo (leider)unbekannte Kommentatorin,
ich bin so froh,das ich nach langen Recherchen Menschen gefunden habe die auch dort waren.Ich selber bin 49 und war 1972 in Agra.Zu keiner Zeit hat mich dieser Aufenthalt wirklich losgelassen.
Mir wäre es ein sehr grosseys Anliegen mit Ihnen in Kontakt zu kommen.Ich möchte ungern hier meine Kontaktdaten veröffentlichen.Wie ist es möglich das wir in Kontakt kommen.
Ich war übrigens vor einigen Jahren mit meinem Mann dort.Das Kinderheim existiert nicht mehr,jedoch steht das Gebäude unverändert dort!!!!
Ich hoffe sie lesen diesen Eintrag und nehmen mit mir Kontakt auf.
Heidi(aus Rangsdorf bei Berlin)

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Auch ich war 1972 mit 11 Jahren in diesem Kinderheim - und habe bis heute nicht vergessen können. Die Erinnerungen an die täglichen Erniedrigungen und Mißhandlungen der Kinder in seelischer und körperlicher Form durch die Ordensschwestern haben mein Leben geprägt.

Hallo Uwe, also auch ich war 1972 in diesem Kinderheim ( Nov. / Dez.) und zu der Zeit gab es überhaupt keine Erniedrigungen oder Mißhandlungen. Ganz im Gegenteil, ich fühlte mich dort so wohl, dass ich nach 6 Wochen gar nicht mehr heim wollte. So unterschiedlich kann man die <Zeit dort erlebt habewn

Sorry, ich muss meinen Eintrag revidieren. Ich war erst 1973 für 6 Wochen da !!! Und was vorher war kann ich nicht beurteilen, bzw habe gehört, dass teilweise schlimme Zustände geherrscht haben.

Antwort auf von Sigrid (nicht registriert)

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Hallo Sigrid,
Leider kann ich Dir hier im Forum , wenn ich so sagen darf nicht alles schreiben.
Es ist neulich ein Fernsehfilm von einem Heim gekommen, da habe ich zu meiner Frag gesagt,
sowas habe ich auch schon mal erlegt !
Und zwar in Agra / Lugano
Meine e-mail adresse, falls Du mich kontaktieren willst,
mail@huber-muenscher.de
Grüße aus dem Schwarzwald sendet Dir Uwe Huber

Hallo Uwe, ich bin leider erst in den letzten Tagen auf diese Seite gestossen. Auch ich habe, Mitte der 60er Jahre, also da. 6 jährig, den 6 wöchigen Aufenthalt als traumatisch und erniedrigend erlebt. Ich habe bis heute (ich bin mittlerweile 56 Jahre alt) nie wieder eine Kur o.ä. angetreten. Ich habe mich gefreut, die aktuellen Bilder diesen"Einrichtung" zu sehen.
Vergessen habe ich bestimmt mittlerweile vieles, aber den Zwang diese abscheuliche Milchsuppe herunterwürgen zu müssen werde ich nie im Leben vergessen. Ich muss noch heute würgen, wenn in meiner Nähe Milch gekocht wird.
Ich wünsche Ihnen alles Gute
Frank aus Darmstadt

Antwort auf von Frank (nicht registriert)

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Hallo Frank,
bei mir war es auch so.. war 1968. also 2 Jahre früher im Heim.
Ich könnte Dir Sachen erzählen, die glaubst Du mir nicht
Nett, dass Du mich angeschrieben hast, leider habe ich keine e-mailadresse von Dir.
Zufällig bin ich nochmal auf die Seite gekommen.. Zum Glück habe ich noch Leidensgefährten getroffen.
Was heißt zum Glück ?
So wie es aussieht können viel sich noch sehr gut an das Heimleben erinnern !
Es grüßt Dich aus dem Schwarzwald Uwe Huber
Alter jetzt 58 , 21. Oktober 2016

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Hallo Uwe ,ich war im Sommer 1972 im Kinderheim Agra ,ich würde mich freuen wenn Sie mit mir Kontakt aufnehmen,um Erfahrungen aus zu tauschen.Meine E-Mail Adresse lautet: heidimaass1963@gmail.com Grüße aus Rangsdorf von Heidi

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Hallo zusammen!
Der Zufall will es, dass ich vorhin auf Agra/Ti stiess. In jungen Jahren arbeitete in den Jahren 1973 - 1975 als Kindererzieherin im Kinderkurheim (Casa dei bambini) mit. Ich erlebte eine für mich sehr wertvolle und erinnerungsreiche Zeit! Die Leitung stand damals unter Ernst Guttenberger. Er kam mit seiner Frau Erika, Sohn Michael und einer Tochter aus Weiden, Oberpfalz. Der Verwalter hiess Herr Eberli, der Gärnter Signore Bettosini, der Hausmeister war Herr Schnell. Die Landesversicherungsanstalt Frankfurt und die Diakonie in Berlin schickten aus sozial sehr benachteiligten Familien Kinder zwischen 5 - 16 Jahren
immer für 6 Wochen zur Erholung nach Agra. Zu dieser Zeit arbeiten viele Erzieherinnen und Erzieher im Casa dei bambini mit. Wie gerne wüsste ich , was aus ihnen geworden ist?
Sigfrid und Klaus (Klaus hatte eine kleine Schwester, die Anke hiess), auch aus Weiden, waren zbs. zwei Praktikanten. Thessi, Andrea Schultz, Ulla (Ulla hatte eine Zwillingsschwester, die auf dem Colina d`Oro verheiratet war), Diedlind (die aus der Beziehung zu einem Tessiner ein kleines Mädchen gebar, mit dem schönen Namen Frauke), Helga, Brigitte, Klaus und Gerhard und wie sie alle hiessen! Inge, die Köchein, Alois Lang, der Koch. Vielleicht liest ja jemand diese Nachricht und der Zufall will, dass es jemand von den Ehemaligen darunter ist?
Zu meiner Zeit, das darf ich mit Sicherheit sagen, wurde nie ein Kind misshandelt oder blossgestellt, im Gegenteil, die Kinder erholten sich erstaunlich schnell und gediehen prächtig und wollten kaum mehr heim nach diesen 6 Wochen! Ich weiss aber, dass dieses Kindererholungsheim früher von den Diakonissen geführt und geleitet wurde, erlebte es aber selber nie mit. Ich habe auch noch viele Kinderfotos, von den Kindern, die zur Kur kamen 1973 -1975. Im alten Sanatorium fand ich einmal einige alte Ansichtskarten, auch vom Casa dei bambini, von Agra als Dörfchen, der Kirche in Agra und dem Sanatorium. Das letzte Mal besuchte ich Agra vor ca. 3 Jahren. Es war ein komisches Gefühl, dieses Haus fast zugewachsen mit Pflanzen und wilden Blumen zu sehen, wie im Dornröschen Schlaf! Beim Sanatorium war eine grosse Baustelle und wir sahen nicht viel vom Gebäude.
Ich freue mich über jede Nachricht von ehemaligen Kindern oder Betreuer oder Heimleiter! Bitte via e-mail:
birgit.zimmermann5@bluewin.ch

Ich bin echt entsetzt, dass Sie behaupten, dass keines der Kinder misshandelt wurden. Ich wurde sehr wohl misshandelt in psychischer Form, in dem man mich tagelang einsperrte z.b oder Dinge wegnahm...ich litt jetzt seid meinem 6 Lebensjahr darunter! So alt war ich, als ich bei euch war! 1974! Vor drei Tagen war ich dort und habe mit Jesus zusammen alles abgeschlossen. Und ich bin sicher es gibt noch mehr, die immer noch darunter leiden! Aber die Misshandler werden vor dem Herrn stehen...

Hallo Birgit, ich wurde mit 12 jahren von Darmstadt nach Agra gechickt...mit dem Zug dann ging es weiter per bus. Es war eine traumhafte erinnerung für mich als kind in ein exotisches land mit palmen und citronen bäume und de duft der blumen und wiesen ein traum schöner erinnerungen. Die Freundlichkeit und hilfsbereitschaft der jungen Pflegerinnen war sehr vom herzen...und auch die Nonnen zwar streng aber warmherzig...das essen war fast ausschlieslich vegetarisch...und am meisten liebte ich die kleinen saftige natur äpfel..und die langen wanderungen in der natur mit tollen erklärungen über blumen, bienen, bäume usw. Und die schönen gruppen spiele und erzählungen mit den kinder zusammen und Pflegerin...was ich nicht so mochte waren die ruhe stunde am nachmittag auf der terrasse mit filz decken zum einwickeln...einmal habe ich mich rausgeschlichen..durch das grosse alte eisengate (Tor), und bin ins dorf erste strasse rechts um in einer gaststädte um ein Gelati zu kaufen...auf Italienisch..was war das für ein Abenteuer!!! Entschuldige für meine Deutsche grammar..ich bin mit knapp 16 jahren alleine nach London und bin sehr gut aufgenommen worden and my work and studies have been quite successful in England. Ich bin jetzt fast 65 jung...und zeit 20 jahren mit meinem partner zusammen die pioneere für non violent cinema unser festival ist Angel Film Awards Monaco international film festival...Gott beschütze uns alle. Agra war ein positiver teil meines lebens...unforgettable the kindness of people to children in need of care wad there as it is soo important...I hope and pray that all Children to find joy in nature our creator has given us plenty...we just have to open our eyes to the beauty of nature and embrace..never give up to search for positive energy around us. Wünsche Dir ein Gesundes, Glückliches Neues Jahr 2024. Yours Truly, Rosana (Rose)

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Im Sommer 1977 wurden meine Freundin und ich durch das Bezirksamt und der Diakonie Berlin für 6 Wochen dort hin verschickt. An sehr vieles kann ich mich leider nicht mehr erinnern. Ich weiß noch, dass die damaligen Erzieher viel mit uns unternommen hatten. Wir viel unterwegs waren und unser künstlerisches Können unter Beweis stellen konnten. Allerdings kann ich mich auch noch daran erinnern, das die Erzieher extreme Schwierigkeiten hatten sich bei einigen Kindern durchzusetzen. Das ständig irgendetwas geklaut wurde und dass das Mobben groß geschrieben war. Wir so ziemlich jeden Tag Milchnudeln oder Milchreis mit Zucker und Zimt zu Essen bekamen. Daher ich auch kein Zimt mehr mag. Jeden Mittag mussten wir Mittagsruhe halten, egal ob wir müde waren oder nicht.
Sonst kann ich von den Erziehern eigentlich nur positives berichten, auch wenn sie mit den "Problemkindern" mehr als überfordert waren. Zu meinen Freundinnen und mir waren sie immer nett und zuvorkommend.
Auch kann ich mich an die Tiere erinnern, die wir pflegen mussten. Unter anderem war dort ein schönes weißes Pferd und ein sturer aber schöner Esel. Nachdem ein Mädchen von uns vom Pferd fiel, durfte leider danach keiner mehr weder auf dem Pferd noch auf dem Esel reiten. Ich weiß noch das ich viel bei den Tieren war um mein Heimweh etwas zu mildern.
Auf jeden Fall kann ich sagen, dass keiner der Erzieher in den 6 Wochen jemals handgreiflich geworden war.

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Seltsam... ich bin jetzt fast 55 Jahre und hatte erst heute die Idee nach "meinem" Kinderheim zu suchen und freue mich, dass ich Eure Beiträge gefunden habe.
Das Wenige, woran ich mich noch erinnere, möchte ich gern mit Euch teilen.

Insgesamt war ich 4x dort. Erstmals in den frühen 60er.

Ich kann mich daran erinnern, dass ich in einem Wintergarten ähnlichen Raum neben dem eigentlich riesigen Schlafsaal in einem Gitterbett schlief. Im großen Schlafsaal stand ein Eimer in der Mitte, der als Toilette diente.
Später durfte auch ich dann bei "den Großen" schlafen.

Geführt wurde das Heim von Nonnen. Schwester Elv. mit ihrer Brille war die größte und stämmigste und schon sehr respekteinflößend. Sie näselte sehr und sprach immer laut wie ein Donnerschlag.

Jeden Morgen gab es Milchsuppe, dazu Brot mit Nussbutter.
Vor jeder Mahlzeit mussten sich Mädchen und Jungen getrennt voneinander in 2er Reihen im Hof aufstellen.
Essen gab es erst, wenn absolute Ruhe herrschte.
Besonders schlimm war es zur Abendzeit. Für jedes gesprochene Wort wurden diverse Minuten von der Zubettgehzeit abgezogen, so dass wir oft sofort nach dem Essen schlafen gehen mussten.

Zum Spielen im Hof wurde dieser auch mit Bänken oder Schnur geteilt, damit Mädchen und Jungen getrennt blieben.

Die tägl. 2 stündige Mittagsruhe durften wir auf den verdammt harten Pritschen auf der offenen Veranda verbringen.
Mädchen oben, Jungen unten.
Egal, welche der Schwestern Wache hielt, sie lasen Bücher oder strickten, wenn sie nicht hin und her liefen und jedes einzelne Kind begutachteten. Und es hieß immer: "Augen zu, Mund zu, Hände unter die Decke."
Und die kratzte ganz heftig.
Viele Kinder trauten sich nicht zu melden, wenn sie auf Toilette mussten und machten lieber in die harte Strohmatratze.
Eine Schwester mit ganz dollen Basedow Augen hatte plötzlich einen Anfall. Sie zuckte wie verrückt, Schaum bildete sich am Mund, das Strickzeug fiel herab, letztendlich auch sie vom Stuhl. Kinder riefen um Hilfe, man holte sie dort weg, eine weitere Schwester übernahm ihren Platz. Viele Kinder weinten verschreckt leise vor sich hin. Es wurde keine Erklärung abgegeben, nie darüber gesprochen.

1x wöchentlich hatten wir Einkauf. Für bis zu einer bestimmten Summe durften wir uns Leckereien kaufen.
Am beliebtesten war eine Brause, an deren Namen ich mich nicht erinnere, nur dass sie quietsch orange und ganz doll lecker war. Dazu die Tafel Schokolade, die meterlang erschien.

Wir haben viel unternommen, sind viel gewandert, das Highlite war der Pool.

Hm... an mehr kann ich mich jetzt gerade nicht erinnern.
Nur noch, dass ich einmal in dem kleinen Anbau vor der Schwester Oberinstand. Sie war schon recht betagt und saß im Rollstuhl.
Warum war ich da? Keine Ahnung, es war nichts negatives, doch trotzdem hielt ich die die Hand meiner "Lieblingsschwester" Elisabeth ganz fest umschlungen...

Antwort auf von Gabriele aus Berlin (nicht registriert)

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ich habe neulich mit meiner Frau über Kurerfahrungen gesprochen. Meine Erfahrungen beschränken sich auf 2 Wörter: Kinderheim Agra.
Ich war damals ca. 6 Jahre alt und kann mich natürlich auch an vieles nicht mehr erinnern. Ihren Bericht kann ich bestätigen, möchte aber gerne noch ein paar "Kleinigkeiten", die ich erlebt habe, hinzufügen.
Ich nehme schon als Baby (so der Bericht meiner Mutter, keine Milchprodukte zu mir. Milch als Baby wurde von mir nur in Form von Kakao angenommen. Im Kinderheim Agra nun die berühmte Milchsuppe. Am ersten Tag weigerte ich mich zu essen. Die Schwestern erklärten mir, dass ich erst des Speisesaal verlassen darf wenn ich den Teller leer gegessen habe. Es dauerte Stunden, bis ich das Zeug heruntergewürgt habe. Manche Schwestern waren gnädig und machten meinen Teller nur halbvoll, andere ergötzten sich daran ihn zu füllen bis zum geht nicht mehr.
Auch an den Mittagsschlaf in der langen Reihe kann ich mich noch gut erinnern. Vor allem an die Tatsache, dass die Schwestern auch die Liegerichtung bestimmten. Alle, ich glaube 30 Minuten, bestimmten sie, dass wir uns drehen sollten.
Die Post nach Hause wurde, in bester Knastmanier, zensiert.Die Schreiben mussten offen abgegeben werdén.
Wissend, das viele Eltern besser nicht erfahren was hier vor sich geht, drohte man uns auf dem Heimweg im Zug immer noch. Man hätte über jeden Einzelnen einen blauen Brief für die Eltern dabei.
Da auch mein Aufenthalt von der Stadt Darmstadt finanziert wurde, beschwerte sich meine Mutter nach meiner Rückkehr heftigst über die Behandlung dort. Was dabei herauskam weiß ich leider nicht.
Auf jeden Fall war dies ein einschneidendes Erlebnis. Das Wort Kur war aus meinem Wortschatz gestrichen. Ich habe, auch aus dieser Erfahrung heraus, nie wieder eine Kur angetreten.
Auch hat es mich gefreut, dieses "Haus" nun im Internet nur noch als Lost Place zu sehen.
Viele Grüße
Frank

Antwort auf von Gabriele aus Berlin (nicht registriert)

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Ich bin nunmehr 55 Jahre und war mit meinem Bruder Ende 1967 dort in Kur.Leider hab ich fast nur negative Erinnerungen.
Wir sammelten uns damals in Ffm und fuhren gemeinsam in die Kurklinik.Vieleicht erinnert sich jemand der damals auch mit gefahren ist.
L.G. Claudia

Antwort auf von Millmann,Claudia (nicht registriert)

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Hallo Claudia, nett, das Du auch ins Forum geschrieben hast. Auch ich war 1968 im Kinderheim. Es gäbe viel, nein sehr viel zu berichten, wenn ich das hier nur schreiben könnte. Du kannst mich auch , wenn Du willst auf meiner e-mail Adresse anschreiben,auch in Ordnung, denn hier bin ich zu stark gebunden.
mail@huber-muenscher.de

Mit freundlichen Grüßen aus dem Schwarzwald
Uwe Huber
PS: Bleib fröhlich !

Antwort auf von Gabriele aus Berlin (nicht registriert)

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Das was du schreibst, kann ich alles bestätigen, ich muss so 1959 da geersen sein. Nach dem Aufenthalt hab ich ca 30Jahre keine Königsberger Klopse mehr gegessen. Es war ein Alptraum....wir hatten ja Plastikgeschirr und meine Tischnachbarin wurde gezwungen die Klopse zu essen, und erbrach sich prombt in meinen Teller. Die Schwester kratzte das Erbrochene aus meinem Teller und ich musste so lange sitzen bleiben, bis ich aufgegessen hatte.....wie gesagt, ein Alptraum, der mich Jahre verfolgte!!

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Vor drei Tagen bin ich an den Platz zurück, wo man mir einiges geraubt hat. Es war sie Hölle auf Erden. Doch ich musste wieder an den Platz, diesmal mit Jesus, nach 43 Jahren. Ich habe geweint, meinen Schmerz abgegeben. So wie das Gebäude eine Ruine ist, ist jetzt auch da Heilung passiert. Wer mehr nachlesen möchte, welche Erfahrung ich an diesem Tag letztze Woche machte, kann es gerne

((Anm. der Redaktion: Link gelöscht, wir können keine Fremdlinks übernehmen))

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Hallo
Vielleicht finde ich auf diesem Wege leidensgenossen die mit mir 1974 oder 75 im November/Dezember für 6 Wochen in diesem Heim waren. Wir kamen aus dem Raum Frankfurt/Wiesbaden. Ich habe die negativen Kommentare gelesen und kann diesen nur zustimmen.

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Ich war im Januar/Februar1965 dort und kann alle negativen Erfahrungen nur bestätigen. Es gab Schläge für nichts, Essenszwang trotz Erbrechens, und wenn alle unter der großen Dusche standen, war bei den Mädchen eine Aufsichtsnonne und bei den Jungs alle anderen. Leider erinnere ich mich nicht mehr an die Namen derer, die mit mir da waren. Ich war vor Jahren nochmals vor Ort. Ein ganz komisches Gefühl.

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