Gerald von Foris
Was steht in der Orientierungshilfe der EKD zum Thema Familie? Johannes Friedrich erläutert.

Seit Februar 2012 bin ich Pfarrer in einer Gemeinde, in der Familie im traditionellen Sinn das ganz Normale und Alltägliche ist. Nicht selten leben nicht nur zwei, sondern sogar drei oder vier Generationen unter einem Dach oder ein paar Häuser voneinander entfernt. Der Zusammenhalt ist meistens sehr stark – selbst wenn es, wie anderswo auch, manchmal Streit, selten auch größere Differenzen gibt. Die Kinder kümmern sich rührend um ihre älter werdenden Eltern und Großeltern.

Aber nicht überall in unserem Land ist Bertholdsdorf. Die soziale Lage und das Erscheinungsbild vieler Familien haben sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert – Grund genug für uns im Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), eine „Orientierungshilfe“ zum Thema Familie in Auftrag zu geben und nun zu publizieren, ein kleines Buch voller Informationen und Einschätzungen bis hin zu statistischen Angaben.

 

Die Bibel kennt eine Fülle an Formen des Zusammenlebens

###mehr-extern###Am wichtigsten ist mir, dass in ihm deutlich wird: Das, was wir traditionell als Familie bezeichnen, also Vater, Mutter und Kinder, ist heute nicht die einzige Form von Familie. Und: In der Bibel finden wir diese Form so gar nicht vor. Dort ist vielmehr von einer Fülle an Formen des Zusammenlebens die Rede. Da sind zum Beispiel Abraham und seine Frauen Sara und Hagar: Mit beiden hatte der Stamm­vater des Volkes Israel Kinder. Oder die mit ihrem Bruder Lazarus unter einem Dach lebenden Schwestern Martha und Maria. Oder Jakob mit seinen beiden Frauen, den Schwestern Rahel und Lea, mit denen er zwölf Söhne zeugte, auf die die zwölf Stämme des biblischen Israel zurückgehen.

Der Bibel und dem christlichen Glauben ist bei alldem wichtig, „dass Menschen auf ein Gegenüber angewiesen sind, an dem sich die eigene Identität entwickelt“, heißt es in diesem Buch (S. 13). Die Bibel misst dem Zusammenleben in Ehe und Familie eine große Bedeutung zu. Sie zeigt aber auch, dass dies beileibe nicht die einzig mögliche Lebensform ist. Geht man strikt von einem traditionellen, bürgerlichen Familienbild aus, müsste man es doch als sehr verstörend empfinden, dass Jesus schon als Zwölfjähriger seine Eltern verlässt, um im Tempel Gespräche zu führen, und dass er später die Verwandtschaft zu seiner Mutter und seinen Brüdern leugnet.

Die Kirche will verlässliche Gemeinschaften stärken

Weit spannt sich der Bogen der Lebensformen heute. Angesichts dieser Vielfalt ist es gut evangelisch, wenn die neue „Orientierungshilfe“ nicht Normen für die Form des Zusammenlebens aufstellt, sondern die gesellschaftliche Situation als gegeben ansieht und sie beschreibt. Und gut evan­gelisch ist auch, dann von der Bibel her deutlich zu machen, was alle Formen solchen familiären Zusammenlebens verbindet: die Gemeinschaft und die Sorge füreinander. Das ist auch die Zielrichtung und der Titel des Buches: „Familie als verlässliche Gemeinschaft stärken“!

Darauf kommt es besonders an: dass sich die Familienmitglieder – wie immer sie verwandtschaftlich zueinander stehen – aufeinander verlassen können, dass sie einander helfen, „in guten wie in schlechten Tagen“. Dies zu unterstützen, wo immer es möglich ist, ist Aufgabe von Christen und von christlichen Gemeinden – nicht aber, die Form zu kritisieren, in welcher mündige Menschen heute zusammen­leben wollen. Ganz besonders wichtig ist es, dass Kinder in einer verlässlichen Gemeinschaft aufwachsen können. Gerade in dieser Hinsicht gibt es noch einiges
zu tun.

 

Ein Mensch sollte entweder heterosexuell oder antisexuell sein. Man sollte kritisch gegenüber der Homosexualität sein. Denn nur für ein Kind ist ein enger körperlicher Kontakt (insbesondere zur Mutter) normal. Unter Jugendlichen und Erwachsenen ist ein enger körperlicher Kontakt nicht normal, und nur dann gerechtfertigt, wenn es lebensnotwendig ist bzw. der Fortpflanzung dient. Es ist sinnvoll, wenn die Frauen ihre Weiblichkeit bewahren; und die Männer ihre Männlichkeit. Mehr dazu auf meinem Blog (bitte auf meinen Nick klicken).

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Die Ehe war und ist die verlässlichste Partnerschaft, und wer gleichgeschlechtliche Paare kennt, weiß, dass auch dort der weibliche und der männliche Part vertreten sind, auch Patschworkfamilien sind eheähnliche Beziehungen , die auf Partnerschaft aufbauen und Gemeinschaft. Dass die EKD es für nötig befindet , diese "Orientierungshilfe " herauszugeben, hat wohl eher mit der eigenen Absicherung und dem eigenen Bild in der Öffentlichkeit zu tun, denn auf Hilfe sind solche Gemeinschaften wohl kaum angewiesen, da sie schon sehr lange existieren, und trotz Widerstand sich durchgesetzt haben. Was mich entsetzt ist das Menschenbild, das sich tatsächlich hinter diesem , - ja, ich möchte beinahe sagen- nur noch Pseudochristenverein - verbirgt: ein völlig uneiniges und zum Großteil aufgeblasenes populistisches machtgieriges Konzept, das auf Durchsetzung der eigenen Zele setzt.

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Ich vermisse sowohl im Heft als auch hier den link auf die Seite der EKD, wo es die Orientierungshilfe als pdf gibt.
http://www.ekd.de/download/20130617_familie_als_verlaessliche_gemeinschaft.pdf

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Ich muss vorausschicken, dass ich das Papier der EKD nicht kenne, ich beziehe mich daher ausschließlich auf den Text von Pfarrer Dr. Friedrich, den ich in der Gedruckten Chrismon-Ausgabe gelesen habe, und Aussagen von Herrn Brummer auf dieser Site.
Von Herrn Friedrich wird die Aussage getroffen, dass schon in der Bibel verschiedene Formen von Familie anzutreffen sind, was durchaus richtig ist. Was aber nicht gesagt wird, ist, dass die Bibel gerade an den genannten Beispielen von Abraham + Jakob auch deutlich zeigt, welch schwierige + ungute Situation durch die Tatsache entsteht, dass es mehr als eine Frau gibt. Darüber verliert Herr Friedrich kein Wort.
Ich bin auch einig mit Herrn Brummer, dass man allen Menschen freundlich seelsorgerlich begegnen muss, denn genau das hat Jesus getan. Er hat aber auch nicht die Sünde der Menschen unter den Teppich gekehrt. Die Ehebrecherin hat er vor der Steinigung gerettet, sie aber aufgefordert "sündige hinfort nicht mehr". Und das fehlt mir hier. Die Aussagen klingen alle so nivellierend: es gibt andere Formen und die sind auch gut und damit gleich gültig. Also ist es dann gleichgültig, welche Form du wählst ...
Und das finde ich gefährlich, denn Gott als Schöpfer hat dem Menschen eine Ordnung für seine Entwicklung gegeben und genau diese wird mit dem Gutheißen aller Formen des Zusammenlebens für Kinder nicht mehr ausreichend erfüllt. Daher machen wir uns an den Kindern schuldig, wenn alles gleich gültig wird.

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Einem Theologen, Pfarrer und Landesbischof a.D. würde ich mehr zutrauen im Bereich der Bibelauslegung.
Die Bibel kennt verschiedene Textformen und Erzählweisen. Z.B. gibt es Texte mit normativen Aussagen und Beschreibungen. Unter anderem wird das Eheleben von Abraham/Sarah und der der Nebenfrau Hagar beschrieben oder auch das Eheleben von Jakob/Rahel/Lea. Diese Erzählungen in Beziehung mit der Gegenwart zu setzen, kann nur gelingen, wenn man darauf hinweist, welche Probleme aus diesen Konstellationen entstanden sind und das Gott trotzdem segnet. Keinesfalls können diese verworrenen Beziehungen als Beispiele gelingendes Eheleben oder gar als Vorbilder gelten oder wollen Sie allen Ernstes implizieren polygame Beziehungen seien gottgewollt.
Der Politik und dem Zeitgeist wird hier nach dem Mund geredet. Der seelsorgerliche Auftrag bleibt bestehen. Ziel der Seelsorge aber ist es die Seele wieder in EInklang mit Gott und seinem Wort zu bringen. Hier gilt die Warnung aus Jesaja 5,20f.
Herr Dr. Friedrich auf das Risiko hin, dass folgende Frage polemisch klingt, muss ich doch zugeben, das war mein erster Gedanke nach dem Lesen des Artikels: Wenn Ihre Bibelexegese korrekten Massstäben folgt, müsste die Evangelische Kirche sich nicht aufgrund des Bibeltextes 1. Mose 19, 30-38 auch für Inzestbeziehungen einsetzen. Das wäre nämlich die logische Folge einer solch willkürlichen und fahrlässigen Bibelauslegung. Würde Ihnen aber Zustimung der Günen Jugend bringen. Auf die Frage wünsche ich mir wirklich eine Antwort.

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In dieser Schrift wird dem Zeitgeist hinterher gerannt---ich bekomme immer mehr den Eindruck das in der Amtskirche die Bibel so lange gedreht und gewendet wird bis es in das linke Weltbild der EKDführung passt.
Das ist nicht mehr meine Kirche--ich werde gehen

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Das Schicksal der Alleinerziehenden und ihrer Kinder war und ist der evangelischen Kirche im Gegensatz zur katholischen ziemlich gleichgültig.

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Herr Landesbischof i. R. Dr. Johannes Friedrich scheint eine andere Bibel zu benutzen als ich. In meiner Bibel zeugte Jakob seine zwölf Söhne nicht nur mit Lea und Rahel, vier davon stattdessen mit deren Mägden Bilha und Silpa (Gen 35:23-26). Die "Gemeinschaft und die Sorge füreinander" in dieser Familie drücken sich in meiner Bibel ganz vorzüglich darin aus, dass Josef von seinen 10 Halbbrüdern in die Sklaverei verkauft wurde (Gen 37:28). In Abrahams Ehe offenbart die lebensgefährdende Verbannung von Hagar und Ismael in die Wüste (Gen 21:9-21) ganz gewiss „Familie als verlässliche Gemeinschaft".

Wenn alle in der Bibel vorkommenden Formen des Zusammenlebens Orientierung für die Gegenwart geben sollen, stellen sich mancherlei Fragen: Ist für die EKD die Polygamie wie bei den Erzvätern eine akzeptable Form des Zusammenlebens? Die daraus resultierenden Probleme sind in Gen hinreichend beschrieben.

Und was ist mit dem Inzest zwischen Lot und seinen Töchtern (Gen 19:31-38), den Beziehungen zwischen Ruben und seiner Stiefmutter Bilha (Gen 35:22) bzw. zwischen Juda und seiner Schwiegertochter Tamar (Gen 38:24f.)? Akzeptabel, weil als gesellschaftliche Situation gegeben?

Der Apostel Paulus hat mit harten Worten die Unzucht gegeißelt (1 Kor 5-6, Gal 5:19), die ganz gewiss zu seiner Zeit auch gesellschaftlich gegeben war; und er meint damit nicht nur flüchtige sexuelle Beziehungen, sondern auch dauerhaftes Zusammenleben (1 Kor 5:1). Auch das Gespräch Jesu mit der Samariterin am Jakobsbrunnen klingt nicht gerade nach einer Belobigung ihres Verhaltens (Joh 4:17f.).

Wenn Kirche "nicht [mehr] Normen für die Form des Zusammenlebens aufstellt, sondern die gesellschaftliche Situation als gegeben ansieht", frage ich mich, wofür Kirche überhaupt noch gut sein soll.

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Der Artikel ist eine verharmlosende Darstellung über die aktuelle „Orientierungshilfe“ der EKD zur Familie.  Dieses Papier ist im Gegensatz zur Aussage von Dr. Friedrich ein erneuter Beleg für die Orientierungslosigkeit der EKD. Der „Zeitgeist“ und nicht die Bibel bestimmt die Richtung der Evangelischen Kirche. Es ist ein weiteres Dokument für die Selbstsäkularisierung der EKD. Bekennende Christen sind oder werden ist dieser verweltlichten Kirche weitgehend heimatlos.
Bodo Haberstroh, Bissendorf

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