Felicitas Pommerening und Herbert Mai in einem Alcove Highback Sofa mit Schreibtablar und Verkabelung im Squaire Conference Center unmittelbar neben dem Frankfurter Flughafen. Die hohen Seiten und Rückenpaneelen bieten Schutz vor Lärm, dadurch soll eine autonome Ruhe- und Arbeitsinsel entstehen.
Fotos: Michael Hudler
Arbeiten bis zum Umfallen oder bis zur Mittagspause?
Felicitas Pommerening möchte gern arbeiten – aber nicht ganz so viel wie Herbert Mai
Tim Wegner
Tim Wegner
18.06.2012

chrismon: Wie sieht es an Ihrem Arbeitsplatz aus?

Herbert Mai: Auf meinem Schreibtisch liegen viele Akten, viel Papier. Aber nichts Persönliches, keine Familienfotos. Auf der Anrichte hinter mir stehen sportliche Erinnerungsstücke: Bälle, Pokale und ein Stück Fußballrasen.

Felicitas Pommerening: Mein Laptop steht zu Hause auf einem alten Sekretär, den ich von meiner Oma geerbt habe. Da steht auch ein Foto meiner Familie. Manchmal arbeite ich auch auf der Couch. Wenn meine Tochter rumrennt, kann ich das ausblenden.

Morgens in ein Großraumbüro zu kommen, sich irgendwo einzustöpseln, plug and work – könnten Sie sich das vorstellen?

Pommerening: Ja. Aber es geht mir gegen das kreative Bauch­gefühl. Nicht, dass ich unbedingt das Familienfoto brauche, aber schön möchte ich es schon haben.

Mai: Also, ich könnte das auch nicht. Ich brauche meinen ­ge­­­­wohnten Schreibtisch. Ich arbeite ohnehin lieber mit Papier, Notizbuch und Kugelschreiber als mit dem Laptop.

Wie würden Sie Arbeit definieren?

Mai: Für mich ist Arbeit vor allem Selbstverwirklichung. Ich möchte, dass sie Sinn stiftet, dass man sich Ziele setzt und sich zufrieden fühlt, wenn man erreicht hat, was man sich vorgenommen hat. Arbeit ist ein entscheidendes Stück Leben.

Sie waren lange Gewerkschafter – wann kam das Ziel in Ihr Leben, auch einmal auf Arbeitgeberseite zu arbeiten?

Mai: Ich habe früh gemerkt, dass man in der Gesellschaft Kompromisse machen muss, man muss immer das Ganze sehen und abwägen. Deswegen ist es nicht die „andere Seite“. Ich war immer der Brückenbauer, der beide Seiten im Auge hat. Auch als Arbeitsdirektor kann ich einen Ausgleich der Interessen herbeiführen und Menschen helfen, was mir sehr wichtig ist.

Pommerening: Für mich ist Arbeit das, wofür man bezahlt wird oder zumindest öffentliche Anerkennung erfährt. Ein Leben ohne Arbeit kann ich mir nicht vorstellen – genauso aber auch kein Leben, das nur aus Arbeit besteht.

Wie viele Stunden arbeiten Sie in der Woche?

Pommerening: Im Moment habe ich nicht so feste Zeiten, mein Baby ist erst Ende März geboren, da schreibe ich mal eine Stunde, und wenn es Hunger hat, stille ich es. Ich arbeite vier, fünf Stunden am Tag. Wenn der Kleine in die Betreuung kommt, möchte ich wieder einen geregelten Arbeitstag haben bis nachmittags.

Mai: Wenn ich mein ehrenamtliches Engagement dazurechne, zum Beispiel für die Frankfurter Sportstiftung oder die Fritz-­Bauer-Stiftung, komme ich auf 60 bis 65 Stunden pro Woche.

Frau Pommerening, in Ihrem Buch bewirbt sich eine tüchtige junge Frau bei einer Agentur – und wird erst mal gefragt, warum ihr Lebenslauf so glatt ist...

Pommerening: Das habe ich selber so erlebt. Ich war 23, als ich mit dem Studium fertig war. Der Personalchef dachte wohl, ich hätte nicht die Lebenserfahrung, die ich haben sollte. Ich hatte viele Praktika gemacht, wie es ja überall empfohlen wird. Der Personaler sagte dann, gehen Sie raus in die Welt und leben Sie erst mal, und kommen Sie zurück, wenn Sie 26 sind.

Mai: Der sehnt sich bestimmt danach, selbst etwas erlebt zu haben, ist aber schon 40 Jahre lang Personalchef . . . Das gibt es oft, dass gerade diejenigen, die hohe Ansprüche an Bewerber stellen, sich leider selbst nicht bewegen. Und das Abenteuer muss dann der Bewerber, die Bewerberin mitbringen.

Pommerening: Ich habe das Gefühl, man kann es gar nicht richtig machen. Entweder ist man zu jung oder zu alt. 23 ist zu jung. Oh, du gehst auf die 30 zu, jetzt bloß nicht bewerben, dann nehmen sie dich als Frau sowieso nicht! Oder es heißt, der Lebenslauf ist zu geradlinig! Aber als ich dreimal gewechselt hatte, musste ich das im Bewerbungsgespräch gut erklären. Soll man im Job lernen – oder alle nötigen Kenntnisse mitbringen? Wie soll das gehen, wenn man gleichzeitig einen Bruch im Lebenslauf haben soll, am besten mit dem Motorrad durch Südamerika getingelt ist?

 

"Ich wollte damals vorankommen – und hatte auch 70-Stunden-Wochen"


Früher hieß es, man muss in jungen Jahren richtig ranklotzen. Aber wenn wir künftig bis 70 arbeiten sollen, müssten wir dann nicht in jungen Jahren schon ein bisschen auf die Kräfte achten?

Pommerening: Von wegen bis 70 arbeiten! Ich habe viele Freunde,  die starten mit Vollgas in den Job – und kommen mit der Welt nicht zurecht, in der sie so viel arbeiten sollen. Ich kenne junge Männer und Frauen, die gesundheitlich an ihre Grenzen stoßen. Mit 30! Manche nehmen Beruhigungs- und Schlafmittel, das geht eine Weile. Manche müssen sich tatsächlich umorientieren, neue Jobs suchen, kürzertreten. Das ist erschreckend, wenn man sich mit 30 fragt, ob nun alles schon vorbei ist. Ich selber will das nicht, das schreckt mich ab. Dann lieber weniger arbeiten, lieber Teilzeit.

Herr Mai, wenn jemand zu Ihnen kommt wie Frau Pommerening, hoch qualifiziert, promoviert, jung, klug – und sagt: Ich möchte einen sehr guten Job, aber nur 80 Prozent. Was sagen Sie da?

Mai: Wenn sie wirklich toll qualifiziert ist, versuchen wir natürlich zuerst, sie auch Vollzeit zu kriegen. In Positionen, für die ein Vollzeitarbeitsplatz ausgeschrieben ist, reicht ein reduziertes Stundenkontingent eben nicht aus, um das Pensum zu bewältigen. Wenn es ein sozial eingestelltes Unternehmen ist, kriegt sie aber ein Angebot mit reduziertem Stundenumfang – bei entsprechend weniger Geld, das ist die Konsequenz.

Würden Sie sie überhaupt auf die Karriereschiene setzen, wenn sie sagt, ich will gar nicht so viel arbeiten?

Mai: Das würden wir schon tun, aber wenn die Anforderungen groß sind, kommt sie unter Druck, trotzdem 100 Prozent zu leis­ten, weil bestimmte Vorgaben erreicht werden müssen. Dann muss sie sich entscheiden: Gehe ich diesen Weg mit, stelle ich dafür meine Ziele zurück – Stichwort Vereinbarkeit von Privat­leben, Arbeit und Gesundheit – oder nicht? Wenn sie sich dagegen entscheidet, bedeutet das einen Karrierebruch. Das ist vielleicht nicht das Abstellgleis, aber eine vorübergehende Parkposition.

Ist unter den 20 000 Fraport-Mitarbeitern ein Chef oder eine Chefin in Teilzeit?

Mai: Wir haben auf den oberen Managementebenen 365 Führungskräfte. 26 davon, 15 Frauen und 11 Männer, arbeiten in Teilzeit. Die Kolleginnen und Kollegen kommen sicher öfter in die Verlegenheit, abends noch mal mit dem Blackberry von zu Hause aus zu arbeiten, wobei dieser Trend bei allen Führungskräften zunimmt.

Pommerening: Ich bin mir sicher, dass so ein flexibles Modell vielen jungen Leuten gefallen würde. Es passt besser zur Realität des Lebens. Viele Arbeitsstunden, die Präsenzkultur . . . das lässt sich oft nicht mit dem vereinen, was sie sonst noch wollen.

Warum wollen Sie nicht so viel arbeiten, Frau Pommerening?

Pommerening: Jetzt habe ich meine Berufung gefunden, das Schreiben. Jetzt arbeite ich so viel an dieser einen Sache, wie es nur geht. Aber davor, in der Agentur, habe ich immer gesagt: Ich will mehr vom Leben. Es sind ja nicht nur die 40 Stunden Arbeitszeit, oft gehen die Abende auch noch drauf. Ein bisschen Wochenende, dazu kommen der Haushalt, die Steuererklärung. Und ich will nicht darauf verzichten, meine Kinder zu erleben. Ich möchte sagen können, dass ich mein Leben mag, so wie es ist.

Wer weniger arbeitet, hat weniger Geld...

Pommerening: Ich gebe einfach nicht so viel Geld aus für Kleidung, Schminke, Schuhe. Alle um mich herum kaufen gerade ein Haus. Ich will kein eigenes Haus, ich brauche keinen Garten, ich könnte auch aufs Auto verzichten.

Es gibt Leute, die verdienen 7,50 Euro in der Stunde, arbeiten viel und körperlich hart – auch hier bei der Fraport –, und das Einkommen reicht trotzdem nicht. Müssen die sich nicht ver­äppelt vorkommen, wenn die Sie so reden hören?

Pommerening: Ja, klar, ich bin schon privilegiert, das weiß ich. Ich kenne auch Leute, die gar kein Geld haben. Aber ich kann ja nicht denen zuliebe mehr arbeiten, davon haben die auch nichts. Arbeitszeit reduzieren zu können, das ist ein Luxus.

Wovon wollen Sie im Alter leben?

Pommerening: Ich sorge, so gut es geht, fürs Alter vor. Überall, wo ich auftrete, kommt jemand und sagt drohend: Aber die Alters­armut! Das ist ein ernstes Thema. Aber Angst ist etwas sehr Lähmendes. Und ich finde, wir sollten uns nicht so lähmen lassen. Ich kann doch nicht ein Leben leben, das mir nicht gefällt – nur damit ich später ein bisschen mehr Rente habe.

Ihre Generation soll per Generationenvertrag für die Rente der Älteren sorgen. Und wenn Sie so gut wie nichts einzahlen...

Pommerening: . . . aber der Generationenvertrag funktioniert doch sowieso nicht mehr – der ist Betrug an meiner Generation. Da muss ein neues System her. Und es ist nicht an mir, diesen Betrug geradezubiegen.

Mai: Es wundert mich schon, dass da eine Generation sagt, sie brauche nicht so viel Geld zum Leben. Als ich anfing zu arbeiten, war mein Ziel, voranzukommen, Karriere zu machen. Dafür ­haben wir viel Zeit geopfert. Ich hatte teilweise eine 70-Stunden-Woche. Die neue Generation denkt in großer Mehrheit anders: Sie will beide Lebensbereiche leben können. Arbeit und Familie, Freunde, Reisen, Sport. Wer sich dafür entscheidet, entscheidet sich meist gegen Karrieren. In Führungspositionen wird der Anteil des anderen Lebens eben geringer.

Können Sie sich als Arbeitgeber leisten, auf diese neue Generation zu verzichten?

Mai: Natürlich nicht. Wir müssen umdenken. Es muss ja nicht bei 60 Stunden bleiben. Man kann auch in 40 Stunden seine Ziele erreichen, mit Teamarbeit, wenn man nicht alles auf sich bezieht.

Pommerening: Hört sich gut an!

Fragen auch Männer nach neuen Arbeitszeitmodellen?

Mai: Es sind mehr Frauen, aber zunehmend auch Männer. Manche kümmern sich um ihre Kinder. Wir akzeptieren auch andere Gründe, etwa wenn Mitarbeiter pflegebedürftige Angehörige haben oder Leistungssport treiben und Zeit fürs Training brauchen.

Ist Präsenz im Büro nicht mehr so wichtig?  

Mai: Nein, man muss eigentlich nicht immer präsent sein, man kann per Laptop oder Smartphone erreichbar sein. Wo ein Mit­arbeiter seine Präsentation fertig macht, ist egal. Hauptsache, sie wird fertig. Aber es gibt noch viele Führungskräfte vom alten Schlag, die gerne sehen, wenn abends im Büro das Licht brennt. Veränderungsprozesse dauern lange, manchmal 15 bis 20 Jahre. Wir sollten mehr Geduld aufbringen bei diesen Fragen wie Präsenzkultur und Vereinbarkeit von Beruf und Familie.

Pommerening: Eine Frau um die 30 hat nicht so viel Geduld...

Mai: Als ich vor zehn Jahren zur Fraport kam, waren Betriebskrippen undenkbar. Sogar der Betriebsrat war dagegen: Wieso für so wenige etwas tun, das so viel Geld kostet? Wenn, dann schüttet für alle was aus! Jetzt haben wir drei Krippen und ein Ad-hoc Betreuungsangebot. Anfangs war das eine Sozialleistung. Dann merkte man, dass die Fehlzeiten der beschäftigten Eltern zurückgingen. So wurde es eine betriebliche Maßnahme zur Reduzierung von Fehlzeiten. Mittlerweile ist es ein Personalmarketing-Instrument. Wenn Sie junge Leute für sich begeistern wollen, ist das ein Argument.

Pommerening: Ich würde auch auf so etwas achten. Nicht nur auf Kindergärten, auch darauf, ob die Firma Homeoffice zulässt und wie sehr Teilzeitkräfte gefördert werden. Dadurch wird ein Unternehmen attraktiver.


"Ich will mein Leben mögen. Lieber weniger Arbeit und weniger Einkommen"


Stimmt es, dass auch Männer nicht mehr so mobil sind, nicht mehr ohne weiteres von heute auf morgen umziehen?

Mai: Leider ja. Lima, Kairo, Türkei – da haben wir große Standorte und können kaum jemanden motivieren, mal für drei Jahre da hinzugehen. Weil die Partnerinnen nicht mitwollen, weil man sich nicht für einige Zeit trennen will. Früher haben alle gesagt: Ich! Ich! Wo kannst du mich hinschicken? Das ist vorbei.

Pommerening: Praktisch ist das wirklich nicht so einfach. Mein Mann und ich haben schon öfter darüber gesprochen, aber für ihn kamen beruflich nicht dieselben Orte infrage wie für mich. Jetzt, wo ich ortsunabhängig arbeiten kann, sind die Kinder da, und wir sind froh, dass wir so ein gutes Netzwerk aufgebaut haben – schon alleine die Hilfe meiner Mutter ist unerlässlich. Ob es einfacher wird, wenn die Kinder älter sind, weiß ich noch nicht.

Es stehen ja jetzt junge, hungrige, gut ausgebildete Spanier, Griechen und Nordafrikaner vor der Tür!

Mai: Ja, unser Vorstand hat gerade beschlossen, dass wir nächstes Jahr nach Spanien fahren und Auszubildende anwerben, die wir hier nicht mehr kriegen.

Vielleicht sind die ja mobil und arbeiten gerne bis 21 Uhr?

Mai: Glaube ich nicht. Meine Personalkollegen in Madrid, Paris, London haben mit denselben Themen zu tun. Vereinbarkeit – das Riesenthema überall. Etwas einfacher ist die Situation in Frankreich, wo es viele Krippenplätze gibt.

Wie sehen Tarifverhandlungen 2025 aus?

Mai: Da wird’s auch hauptsächlich um Geld gehen, Geld ist immer Ausdruck von Wertschätzung. Daran wird sich nichts ändern. Es werden neue Themen dazukommen wie jetzt beim Abschluss in der Chemieindustrie...

...dort wurde ein „Demografiekorridor“ durchgesetzt. Junge Eltern dürfen ihre Arbeitszeit bei vollem Lohnausgleich reduzieren auf 35 Stunden – und später wieder mehr arbeiten...

Mai: . . . eine interessante Idee, die nur einen Steinwurf von der aktuellen Praxis entfernt ist. Ich bin sicher, dass weiterhin kreative Modelle geschaffen werden, um den Bedürfnissen beider Seiten, Arbeitnehmer und Arbeitgeber, gerecht zu werden. Bei uns gibt es über 300 verschiedene Arbeitszeitmodelle und sogenannte Lebensarbeitszeitkonten, auf die man Zeitguthaben einzahlen und durch die man früher in Ruhestand gehen kann.

Wie lange wollen Sie eigentlich arbeiten?

Pommerening: Solange es geht, von der Rente kriege ich eh nichts. Vielleicht werde ich weiterhin schreiben, das wäre mein Traum.

Mai: Mein Ausstieg im September wird abrupt sein, von einem auf den anderen Tag. Ich werde meine sozialen Projekte fortführen, Sport machen. In dem Ort, in dem ich wohne, habe ich ein altes Fachwerkhaus gekauft, dort möchte ich ein Ortsmuseum einrichten und zeigen, wie die Leute früher gelebt und gearbeitet haben. Ein Garten, Schwein und Ziege, die Menschen mussten nicht arbeiten, um Geld zu verdienen, sondern um leben zu können. Das kennen die Kinder heute gar nicht mehr.

Es ist immer wieder erstaunlich zu hören, wie schwer es für einige Führungskräfte ist sich eine neue Arbeitszeitkultur vorzustellen. In Deutschland werden jetzt schon dringend hochqualfizierte Kräfte gesucht und die werden noch weniger. Gleichzeitig gibt es nach einer IZA Studie von Anfang des Jahres etwa 200.000 hochqualifizierte Frauen, die gern arbeiten würden aber keine flexiblen Arbeitszeitmodelle angeboten bekommen. Auch die sog. Generation Y, die schon im Studium anders gearbeitet hat, wird sich die Unternehmen heraussuchen, die keine Präsenskultur von 9- 18 Uhr und Arbeitszeiten von 40+ Stunden vorschreiben. Denn im Unterschied zu früher wollen sich Eltern immer öfter die Erziehungs- und Arbeitsverantwortung teilen und das funktioniert nicht, wenn ein Teil nie zuhause ist.

Es gibt einige Unternehmen, bei denen flexible Arbeitszeitmodelle zur Unternehmenskultur gehören und deren Erfolg zeigt, dass auch verantwortungsvolle Jobs nicht unbedingt im Büro und in 40+ Stunden geleistet werden müssen. Damit man diese Unternehmen findet und hochqualifizierte Bewerber, die einen flexiblen Job suchen sich Ihnen vorstellen können haben wir www.flexperten.org gegründet. Wir würden uns freuen, wenn auch die Fraport AG Jobs in Zukunft einstellen würde.

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Gespannt war ich auf das Doppelinterview mit der jungen Publizistin und Mutter Felicitas Pommerening und dem Gewerkschaftsführer, Arbeitsdirektor und demnächst Rentner Herbert Mai. Mai hat mit 70-Stunden-Wochen eine tolle Karriere hingelegt. Auch dann wenn die letzte, mit Sicherheit am besten honorierte Stufe in seinem Berufsleben ein Versorgungsjob sein könnte, wie er nicht selten lang gedienten Funktionären oder Politiker angetragen wird, um ehrgeizigen Nachfolgern Platz zu machen. Schade ist, dass die Möglichkeiten der neuen Funktion nur selten genutzt werden,  um  dann  mit  Nachdruck  andere Arbeits- und innovative Führungsmodelle durchzusetzen bzw. Fehlentwicklungen Einhalt zu gebieten. Auch die von  Mai angedeuteten Beispiele bei Fraport hauen einen diesbezüglich – salopp formuliert – nicht gerade vom Hocker.

Frau Pommerening weiß und bekennt sich dazu, schon in jungen Jahren ganz schön priviligiert zu sein. Schade nur, dass Frau Fallet und Frau Ott nicht nachhaken, wo es sich Frau Pommerening etwas zu leicht macht. „Der Generationenvertrag funktioniert sowie so nicht mehr, er ist Betrug an meiner Generation“ darf sie behaupten. Ihr gefordertes neues System behält sie für sich. Hier war mehr drin. Wie soll nach ihrer Auffassung die Arbeit der Zukunft gestaltet werden, um daraus ein auskömmliches Einkommen zu zielen, damit Altersarmut später tatsächlich kein Thema wird?

Ich schlage vor, hierzu Frau Pommerening nochmals vertiefend zu befragen, wenn sie den tollen Artikel von Herr Kopp über das Vorbild Karl Victor Böhmert gleich im Anschluss an das Interview aufmerksam studiert hat. Man erfährt dort viel über Sozialengagement als akademische Pflicht, über Solidarität  zwischen reich und arm, alt und jung, über Hilfe zur Selbsthilfe als zielgerichtete Armenpflege.

Im Klartext und in eigener Sache: Der sogenannte Generationenvertrag als Grundlage der gesetzlichen Rentenversicherung ist keine Mogelpackung. Die Beitragszahlungen im Erwerbsleben sind die Basis für eine entsprechende Rente im Alter. Billiglöhne, Minijobs, Arbeitslosigkeit sind Hauptrisiken für Altersarmut. Darum müssen sich primär Arbeitgeber und Gewerkschaften (z.B. Herr Mai) kümmern. Die Politik hat flankierend – endlich – dafür zu sorgen, dass sich ausnahmslos und vollumfänglich auch  privilegierte Besserverdiener (z.B. Frau Pommerening und Herr Mai) an der solidarischen Altersversorgung beteiligen. Dann, liebe Frau Pommerening, funktioniert der sogenannte Generationenvertrag auch wieder, für den ich weit und breit keine Alternative sehe. Herr  Böhmert  war  im  übrigen auch ein redlicher Statistiker und Datensammler. Für ihn wäre es ein leichtes gewesen zu durchschauen, wie wenig es bisher gelungen ist mit privaten, sogenannten Riesterprodukten die versprochene  Rendite  zu  erreichen  und/oder Altersarmutsrisiken zu vermeiden.

Hubert Seiter
Vorsitzender der Geschäftsführung
Deutsche Rentenversicherung Baden-Württemberg

5. Juli 2012

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