Kreuz - religiöses Symbol
pixabay.com | kalhh
Ist Jesus CSU-Mitglied?
29.04.2018

Dieser junge Mann ging an einem Freitag um das Jahr 30 unserer Zeit als etwa 37-jähriger für seine Lehre und für seine Überzeugung bewusst ans Kreuz. Von den befreundeten Männern dieses Gekreuzigten sind an diesem Tag fast alle geflüchtet  im Gegensatz zu einigen seiner befreundeten Frauen, die auch unter dem Kreuz und am Kreuz zu ihm standen - wie zum Beispiel seine enge Vertraute Maria Magdalena.

Seit die bayerische Landesregierung beschloss, dass jetzt im Vorwahlkampf  in allen staatlichen  Behörden christliche Kreuze aufgehängt werden müssen, gibt es darüber heftigen Streit.

Einige christliche Bischöfe distanzierten sich vorsichtig. Die schmachvolle und unvorstellbar schmerzvolle Kreuzigung Jesu brachte schon die ersten Christen in Verlegenheit. Sie konnten darin keinen „Sieg“ sondern lediglich eine grauenhafte Demütigung erkennen. Deshalb wurde erst ab der Mitte des vierten Jahrhunderts Jesu Kreuzigung auch bildlich dargestellt.

Jesus war kein Christ, er war Jude, und sein „Abba“, sein himmlischer Vater, war nicht CSU-Mitglied, ja nicht einmal katholisch.  Dennoch ist das Kreuz das zentrale Symbol aller Christen. Es markiert damit auch den Unterschied zum Judentum und zum Islam.

Doch im säkularen Deutschland leben neben Christen auch Muslime, Juden, Buddhisten, Atheisten, Agnostiker und Anhänger aller Religionen. Sie alle sollen friedlich zusammen leben. Deshalb sagt der Artikel vier des Grundgesetzes auch nicht, dass die Bundesrepublik ein christliches Land sei, sondern  garantiert die „Glaubens-, Gewissens- und Bekenntnisfreiheit“ als „unverletzlich“.

Obwohl die CSU und damit Bayern bis zum heutigen Tag diesem Grundgesetz nicht zugestimmt hat, gilt unsere Verfassung auch in und für Bayern oder wie es die Präambel des Grundgesetztes sagt: „Für das gesamte deutsche Volk“.

Doch das interessiert die bayerische Staatsregierung nicht. Dieselbe CSU-Regierung, die von allen hier lebenden Ausländern, aktuell vor allem von Muslimen, Grundgesetztreue und Toleranz verlangt und zurecht gegen religiösen Fundamentalismus wettert, verletzt mit ihrem neuen Kreuz-Zug für das Kruzifix das Grundgesetz und betreibt selbst religiösen Fundamentalismus.

Die CSU verletzt das religiöse Neutralitätsgebot des Grundgesetzes und treibt Schindluder mit dem zentralen Symbol des Christentums. Sie macht exakt das, was sie muslimischen Fundamentalisten  vorwirft.  Sie missbraucht ein religiöses Symbol im bayerischen Vorwahlkampf für parteipolitische Zwecke. Doch für einen bayerischen Wahlkampf ging Jesus vor 2.000 Jahren nicht ans Kreuz.

Den Gipfel der Jesus- und Gotteslästerung hat jetzt der neue CSU-Generalsekretär Markus Blume erreicht. Er sagte, wer die neue bayerische Kreuz-Pflicht kritisiere, sei ein „Religionsfeind“ oder ein „Selbstverleugner“. Da sind auch jene Christen und ihre Bischöfe gemeint, welche das Christentum – wie Jesus selbst - eher als eine Herzensangelegenheit verstehen und nicht als eine politische Kampfparole.        

Jesus selbst bat seine Anhänger und Nachfolger, im „stillen Kämmerlein zu beten“ und zu meditieren. „Geht mit dem Kreuz in bayerische Behörden oder ins bayerische Bierzelt“ hat er mit Sicherheit weder gesagt noch gemeint. Und schon gar nicht, dass diejenigen, die ein anderes religiöses Symbol wertschätzen, „Religionsfeinde“ seien.

Jesus hat immer deutlich gemacht, dass sein  Weg und seine Lehre ein Angebot für alle Menschen aller Überzeugungen seien. Er ist nicht der Gründer einer neuen Religion, er ist der Überwinder aller alten Religionsschranken. Zum Kulturkampf  mit dem Kreuz hat er jedenfalls nicht aufgerufen. Die CSU hat offensichtlich die Bergpredigt komplett missverstanden.

Die Instrumentalisierung religiöser Symbole, welche gerade die CSU bei anderen Religionen vehement ablehnt, war schon immer eine Hauptursache politischer Konflikte, sogar von Kriegen. Die Söder- und Blume-CSU verrät mit ihrem aktuellen Kreuzzug das „C“ in ihrem Namen.  Und sie enttarnt damit ihre eigene geistige Heimatlosigkeit.       

Die Internetseite des Autors: www.sonnenseite.com     

Permalink

Unwidersprochen, eindeutige Glaubensymbole gehören nicht in Ämter, aber auch nicht in die öffentliche Erziehung. Dafür sind Konfessionsschulen da. Gerne hören die Krchenfürsten, wenn wir uns als ein christliches Abendland verorten. Aber zeigen dürfen wir es nicht. Wenn es nutzten könnte, werden gerne auch Ausnahmen akzeptiert. Allerorten stehen Krieger-Denkmäler mit Kreuzen. Das stört nicht, auch wenn die Symbolik ein klarer Widersrpuch ist. Unser Staat ist säkular? Und wer bezahlt die Bischöfe außerhalb der Kirchensteuer? In jedem Finanzamt müßte doch eigentlich ein Kreuz hängen, denn schließlich wird dort doch die Lebensader der Kirchen eingetrieben. Eintreiben, was für eine schöne und treffende Bezeichnung! Herr Alt, wie es passt wird es gedeutet mit gewundenen, umwundenen und verwundernden Argumenten.

Permalink

"Dieser junge Mann ging .... für seine Überzeugung bewusst ans Kreuz." Diesem jungen Mann fiel also zur staatlichen Gewaltausübung, hier dem Bringen vom Leben zum Tode per Justiz, keine Kritik am Staat ein. Das gilt als vorbildlich.

Das ist Honig für alle Staatsanhänger und Staatslenker, keineswegs nur für bayerische Wahlkämpfer. Wenn also der berühmte Mann am Kreuz in Bezug auf die Staatsgewalt ganz richtig lag, warum dann die Empörung, wenn das Kreuz aus Holz in den Staatsgebäuden hängen soll? Da wächst auf der Symbolebene nur das zusammen, was der Sache nach schon lange zusammen gehört.

Thea Schmid

Neuen Kommentar hinzufügen

Der Inhalt dieses Feldes wird nicht öffentlich zugänglich angezeigt.

Plain text

  • Keine HTML-Tags erlaubt.
  • Zeilenumbrüche und Absätze werden automatisch erzeugt.