Alle Jahre wieder: Weihnachten
Wie man es fertigbringt, die Welt ein bisschen größer, geheimnisvoller und wärmer werden zu lassen.

Manche Geschenke kommen verlässlich Jahr für Jahr: Die Tante schenkt selbst gestrickte Handschuhe, der Partner schnell gekaufte Pullover, die Kinder selbst gemachte Bilder. Gibt es eine Geschenke-Tristesse zu Weihnachten? Manche Geschenke wirken sehr lieblos, weil sie eher eine Pflichtübung sind, mehr eine leere Geste als ein Zeichen echter Zuneigung. Das führt uns zu der Frage: Warum schenken wir eigentlich? Und was verschenken wir?

Ich weiß, die einen von Ihnen lehnen sich jetzt zurück, denn sie haben schon im August den perfekten Plan entwickelt, und alles liegt bereit, nur noch ein paar Schleifen fehlen. Die anderen werden sofort hektisch, fragen sich besorgt, ob der internetgestützte Versandhandel auch in diesem Jahr termingerecht und reibungslos funktioniert. Die Dritten werkeln genüsslich an dem einen ganz besonderen Geschenk für den einen ganz besonderen Menschen, der das Beste ist, was ihnen je passiert ist.

Über all das Wunderbare, Angestrengte oder perfekt Organisierte soll hier nicht gesprochen werden. Meine Frage heißt: Was hat unser Schenken mit Weihnachten zu tun, mit dem Licht, das in die Welt kommt, mit der Wärme, die zwischen Menschen entsteht, mit dem Geborgensein, das es mitten in der Stille gibt? Dass es damit etwas zu tun hat, daran zweifeln nicht wenige. Das sei doch alles nur Kommerz und blinder Konsum, das viele Schenken mag vielleicht die Wirtschaft ankurbeln, sagen sie – aber das Licht bringe es uns nicht.

Tatsächlich? Da schenkt die eine einen Flachbildfernseher; ein schreckliches Geschenk, ein technisches, kaltes, zu teures noch dazu. Oder ist es doch etwas anders? Verschenkt sie nicht zugleich ein großes Fenster zur Welt? Ein offenes Fenster zu den Nachrichten des Tages, zu den wunder­baren Filmen, die man ein paar Mal an­sehen kann, zu der Dokumentation über die, die am anderen Ende der Welt leben – wörtlich und übertragen verstanden? Die Welt wird größer durch den flachen Schirm.

Ein anderer hat Schmuck in einer Schachtel und ein Parfüm, das ihm die Verkäuferin empfohlen hat. Einfallsloser geht es ja wohl kaum. Oder ist es ganz anders? Stand er nicht da und hat darüber nachgedacht, wie die, die er um so vieles schöner findet als alle anderen, wohl noch ein bisschen schöner für die Welt werden könnte? „Die Welt freut sich an dir“, sagt er ihr mit seinem Geschenk. „Sie wird aufregender, geheimnisvoller durch diesen Wohlgeruch.“

Und die Frau, die ihrem Mann jede Weihnachten einen Pullover schenkt – ­immer in gedeckten Farben: trostlos, langweilig, warm? Ist das wirklich lieblos? Oder schenkt die Frau nicht vielmehr ­Verlässlichkeit? Sagt sie damit nicht: „Ich kenne deine Kleidergröße und den ganzen Schrankinhalt. Ich kenne dich, deine Klamotten und Marotten. Ich schütze dich in der Welt. Sie wird für dich wärmer durch dieses Geschenk.“

Ganz am Anfang: Jesus. Er kommt in die Welt, schenkt sich uns, schenkt Licht, lässt uns die Welt ansehen mit seinen ­Augen, macht uns zu Menschen, die der Welt guttun, die sie schöner machen können. Er schenkt uns die Wärme, die uns tröstet, die uns erfahren lässt, dass wir nicht allein sind. Noch nicht einmal an Weihnachten, wenn uns der Trubel, das Laute, das Zuviel, das immer Gleiche die Einsamkeit spüren lassen. Christus kommt, immer neu, verlässlich. Das Licht.
Aber Sie schenken ja sowieso gern. Und lassen auch dadurch ahnen, dass die Welt ein bisschen größer, geheimnisvoller, wärmer werden kann.

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