Kinder beim Kobaltabbau im Kongo
DEMOKRATISCHE REPUBLIK KONGO Provinz Katanga / Kamatanda bei Likasi / 17.01.2011 Am Fluss Kamatanda der artesanalen Kupfer- und Kobaltmine von Kamatanda waescht ein Bube das geschuerfte Kobalterz, welches anschliessend an einen Zwischenhaendler verkauft wird. Schaetzungsweise die Haelfte des globalen Kobaltverbrauchs stammt aus dem Kongo, davon wird wiederum die Haelfte artesanal gefoerdert. Engl.: DEMOCRATIC REPUBLIC OF THE CONGO, DRC Katanga Province / Kamatanda near Likasi / 17.01.2011 At the river called Kamatanda in the artisanal copper and cobalt mine of Kamatanda a boy is washing the ore. Also at the river the washed ore is being sold to the brokers. In every rechargeable battery there is cobalt; about half the world-wide annual consumption of cobalt comes from the Congo and, in turn, about half of this is exploited in an artisanal manner.
Meinrad Schade/laif
"Energiewende auf Kosten afrikanischer Kinder"
Kobalt für Batterien kommt aus dem Kongo. Dort wird der Rohstoff unter sehr schlechten Arbeitsbedingungen abgebaut. Ein Interview mit Lena Rohrbach, Menschenrechtsexpertin bei Amnesty International.
Abbi Wensyel
23.01.2018

Unternehmen wie Microsoft, Samsung oder Daimler gehen nach Einschätzung von Amnesty Inter­national nicht entschlossen genug gegen mögliche Kinderarbeit beim Abbau von Kobalt vor. Das steht im ­neuen Bericht "Time to recharge" von Amnesty International.

chrismon: Wofür benötigt man Kobalt?

Lena Rohrbach: Um Akkus für Handys, Laptops und E-Autos herzustellen. Die Nachfrage steigt rasant. Im Grunde unterstützen wir das, wir wollen ja saubere Autos und Informationstechnologie. Aber wir brauchen dafür sauberes Kobalt. Zurzeit machen wir die Energiewende auf Kosten von Kindern im Kongo.

Warum?

Mehr als die Hälfte des globalen Kobaltbedarfs wird durch den Abbau in der Demokratischen Republik Kongo gedeckt. Deren Regierung sagt, rund 20 Prozent der Minen seien sogenannte handwerkliche Minen im Südkongo. 
In ihnen wird typischerweise mit Pickeln gearbeitet, ohne Schutzausrüstung. Zwischen 110 000 und 150 000 Menschen arbeiten dort. Sie werden lungenkrank, Tunnel stürzen ein, es gibt oft keine Belüftung. Unicef schätzt, dass 40 000 Kinder in Minen im Südkongo arbeiten, bis zu zwölf Stunden und für ein bis zwei Dollar pro Tag. Das jüngste Kind, das wir dokumentiert haben, war sieben Jahre alt.

Amnesty Deutschland

Lena Rohrbach

Lena Rohrbach ist Expertin der deutschen ­Amnesty-Sektion für Menschenrechte im digitalen Zeitalter.

Sie haben die Lieferketten von 29 Unternehmen unter­sucht. Was haben Sie herausgefunden?

Es war ernüchternd. BMW hat zwar die Kontrollen der ­Kobaltlieferketten verbessert, indem sie ihre Lieferanten befragt und deren Verhüttungswerke identifiziert haben. Trotzdem ist der Konzern weit davon entfernt, lückenlos zu prüfen. Er hat unter den Autoherstellern am besten abgeschnitten. Daimler konnte uns keine Nachweise vorlegen, dass sie über ihre unmittelbaren Zulieferer hinaus wissen, woher das Kobalt kommt. Unternehmen könnten größeren Druck auf ihre Zulieferer ausüben. Sie kommen ihrer menschenrechtlichen Sorgfaltspflicht nicht nach.

Ihrer was?

Wir fordern, dass Unternehmen entlang der Lieferkette Transparenz herstellen, Menschenrechtsrisiken analy­sieren, diesen vorbeugen und Wiedergutmachung leisten.

Was muss sich ändern?

Alle Staaten müssen Unternehmen gesetzlich verpflichten, dieser Sorgfaltspflicht nachzukommen. Die Unternehmen selbst könnten ihre Lieferketten so transparent machen, dass Konsumenten eine bewusste Kaufentscheidung ­treffen können. Das sollte auch sichergestellt sein, wenn der Staat die Produktion von E-Autos fördert.

Wo gibt es bereits Veränderungen? 

Im Kongo will ein Komitee bis 2025 Kinderarbeit in den Minen beenden, hat aber noch keine klare Strategie. Frank​reich hat Sorgfaltspflichten für Unternehmen er­lassen. In der Schweiz gibt es eine Initiative dafür.

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