Geht doch! Lebensmittelretter
Geht doch! Lebensmittelretter
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Zehn Millionen Mal satt
Unzählige Äpfel, Brötchen und andere verderbliche Lebensmittel landen täglich im Müll, gerade in Supermärkten. Das muss nicht so sein! In Frankreich gibt es dazu ein Gesetz
Manoel Eisenbacher
29.09.2017

Leicht matschige Auber­ginen, reife Pfirsiche, Crois­sants vom Morgen – so sah es bis vor einem Jahr in den Mülltonnen französischer Supermärkte kurz nach Ladenschluss aus. Der Lokalpolitiker Arash Derambarsh wollte das nicht akzeptieren und sammelte Unterschriften für eine Petition an das Parlament. Mit Erfolg. Supermärkte in Frankreich müssen ihre überschüssigen Lebensmittel seit 2016 spenden.

Das Rote Kreuz oder die Tafeln sammeln das Essen ein, aber auch Vereine verteilen die Lebensmittel in der Nachbarschaft. Was nicht mehr essbar ist, soll Tierfutter werden.

Zehn Millionen Mahlzeiten seien seit Einführung des Gesetzes an Bedürftige verteilt worden, sagt Derambarsh. Frank­reich will bis 2025 den Müll ­halbieren, der bei der Produk­tion, im Handel und beim Verbraucher entsteht – und fängt bei den Supermärkten an. Die Händler wehren sich: Sie seien nur für fünf Prozent der Verschwendung verantwortlich. ­Laut einer Studie des World Wildlife Fund (WWF) ist das aber genau der Teil, der vermeidbar ist. 

Wegwerfen muss für Supermärkte teurer werden

In Deutschland landen nach Angaben des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft jährlich 550 00 Tonnen Lebensmittel aus Supermärkten und Großhandel im Müll. Zwar verkaufen manche Supermärkte Produkte kurz vor Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums billiger, aber eine Lösung für das Wegwerfproblem ist das nicht. 

Der Verein Foodsharing schickt Teams von "Lebensmittelrettern" zu Supermärkten. Sie beliefern Tafeln, den Rest dürfen die Retter mitnehmen. 1000 Tonnen Essen wollen sie in fünf Jahren gerettet haben. Vereinsvorstand Frank Bowinkelmann sagt: "Das Wegwerfen muss für die Supermärkte teurer werden." Man müsse Super­märkte zwingen, Lebensmittel zu spenden und Verstöße mit Geldbußen bestrafen. Bowinkelmann beklagt ein Problem: Einige Kommunen stuften seinen Verein als Lebensmittel­betrieb ein. Die Folge: Strenge Auflagen im Umgang mit dem Essen, die der Verein nicht immer erfüllen könne. 

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