Reformationstruck in Sopron
Reformationstruck in Sopron
REFORMATION 2017
Alles im Lot
05.04.2017

Der Platz ist leicht abschüssig. Wir hatten das nie bemerkt, doch die Wasserwaage zeigt es. Die Helfer glätten kurz vor der feier­lichen Eröffnung noch die letzten Unebenheiten. Man beschafft einige Holzbretter, dann ist alles im Lot. Der weit gereiste Reformationstruck steht auf einer abgesperrten Straße, und jetzt auch in der Waagerechten. Erstmals nach langen grauen Tagen zeigt sich auch die Sonne.

Der himmelblaue Truck macht Station an einer der Wiegen der Reformation in Ungarn. Das ursprünglich deutschsprachige Sopron, beziehungsweise Ödenburg, ragt wie ein Sporn in österreichisches Staatsgebiet hinein. Der Franziskanerpater Christoph predigte hier bereits ab 1522 im Sinne lutherischer Lehren. 1565 gründete sich unsere Gemeinde als erste lutherische in ganz Ungarn. In Sopron war seither ausnahmslos ­jeden Sonntag eine evangelische Predigt zu hören. Auch als im 17. Jahrhundert die Katholiken alle Gebäude zurückbekamen. Die Lutheraner feier­ten dann unter freiem Himmel, auch bei Regen, was uns den Spitznamen „nasse Lutheraner“ einbrachte.

Zu unserer zweisprachigen Gemeinde gehören heute etwa 4000 ­Menschen. Das ist nicht selbstverständlich. Durch den Zweiten Weltkrieg und die Vertreibung der Ungarndeutschen – 1941 waren es in Sopron noch 30 Prozent – brach uns mehr als die Hälfte der Gemeinde weg. Unter dem kommunistischen ­Regime wurden die Gebäude verstaatlicht und die Kirchengemeinden bewusst geschwächt. Und heute, beim Festgottes­dienst zum ­Besuch des Reformationstrucks, ­dieses deutliche Zeichen, dass es trotzdem weitergeht: Unsere Kinder- und Jugendgruppen singen. Die Jüngsten haben sich frohgemut in die vorderste Kirchenbank gesetzt. Ein echtes Hoffnungsbild.

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