Minarett der Mehmet Akif Ersoy-Moschee, der tuerkisch-islamischen Gemeinde (DITIB) in Murrhardt (Baden-Wuerttemberg), mit tuerkischer Nationalflagge am 28.05.2016.
Foto: Volker Hoschek
Ankaras willfährige Imame
Muslimische Geistliche spionierten Erdoğan-Kritiker aus
Portrait Eduard KoppLena Uphoff
21.03.2017

Einen islamischen Verband, der die Muslime Deutschlands, oder wenigstens ­einen größeren Teil von ihnen, politisch oder juristisch vertreten würde, gibt es nicht. Die Muslime in Deutschland sind nach Nationalität und Konfessionen zu sehr zerstritten. Der deutsche Verband Ditib und seine aus Ankara bezahlten Imame, es sind Hunderte, wären gern das offizielle Gesicht des Islam hierzulande.

Immerhin kooperieren sie mit deutschen Behörden beim Schulunterricht und an den Universitäten. Doch das leidlich gute Miteinander hat Schaden genommen. Nach dem Putsch und während der politischen Säuberungen in der Türkei sind einige türkische Imame als Spitzel gegen Anhänger der Gülen-Bewegung tätig geworden.

Finanziell abhängig vom türkischen Staat, haben sie politisch Oppositionelle für den Staat ausspioniert. Ob sie damit ihr Amt als muslimische Seelsorger und Prediger missbraucht haben, müssen die Gemeinden entscheiden.

Dass sie aber Teil des türkischen Unterdrückungssystems wurden, diskreditiert sie selbst, die türkischen Gemeinden und das Religionsministerium in Ankara gegenüber dem deutschen Staat. Erdoǧans willfährige Imame haben nicht nur ihre eigenen Landsleute beschädigt. Sie haben das ganze Zusammenspiel zwischen deutschen Behörden, Ditib und der Politik ins Trudeln gebracht. Der Schaden für die langjährigen Inte­grationsbemühungen ist riesig.

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