Foto: Jonas Ludwig Walter
Was macht eigentlich... Amin Ballouz, 58, der Landarzt aus der Uckermark, der so "jut piekt"?
Rassistische Anfeindungen kannte er 2014, als wir ihn trafen, nicht. Jetzt flog ein Stein gegen sein Wohnzimmerfenster, darauf mit schwarzem Stift ein Hakenkreuz gemalt
Tim Wegner
11.01.2017

Vor drei Jahren hat er uns erzählt, dass er sich einen alten Bauernhof gekauft und renoviert hat, das erste eigene Haus, nach Jahrzehnten der Durchreise eine neue Heimat. Seine Patienten in der Uckermark – sie sind wie eine Familie für ihn. Amin Ballouz, Arzt für Allgemeinmedizin, ehrenamtlicher Flüchtlingshelfer, beliebt und geachtet, als 17-Jähriger aus dem Libanon nach Deutschland geflüchtet. Rassistische Anfeindungen kannte er 2014, als wir ihn trafen, nicht. Vor zwei Jahren bedrohten ihn Neonazis mit einem Hund. Und dann flog am vergangenen Sonntag früh ein Stein gegen sein Wohnzimmerfenster, darauf mit schwarzem Stift ein Hakenkreuz gemalt.

"Natürlich habe ich jetzt ein mulmiges Gefühl", sagt Ballouz. "Und Angst irgendwie auch." Seine Nachbarn kümmern sich um ihn, sie kochen Suppe, helfen, das kaputte Fenster mit einer Folie zu verkleben. Ein Patient leiht ihm ein Auto, denn die Reifen seiner Autos sind zerstochen, und Amin Ballouz muss zu seinen Palliativ-Patienten, drei liegen im Sterben. "Wenn ich diese Freunde nicht hätte, würde ich hier meine Zelte abbrechen", sagt er.

Nun ermittelt der polizeiliche Staatsschutz: "Da der Geschädigte nichtdeutscher Herkunft ist, wird geprüft, ob ein fremdenfeindliches Motiv der Tat zugrunde lag. Bislang konnte noch kein Tatverdacht gegen eine Person begründet werden", vermeldet die Polizeidirektion Ost des Polizeipräsidiums Land Brandenburg.

Amin Ballouz macht erstmal weiter. Nicht nur als Arzt, auch als Künstler: Er hat einen Holzschnitt, den er 1979 anfertigte, vergrößert auf 2,50 mal 1,50 Meter und möchte ihn in Schwedt oder Bernau aufstellen lassen. "Er zeigt eine Mutter, die uns aus der Kriegsmisere rettet und im Hintergrund sieht man die Verbrennung und Zerstörung der Stadt, sowie die geflüchteten Leute, Frauen, Greise und Kinder." Damals war Krieg in Beirut. "Heute gibt es eine rettende Mutter", sagt Amin Ballouz, "Angela Merkel."

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