Anfaenge, Tagesmutter
Das dauerte, bis Jannis die Tagesmutter ­morgens fröhlich begrüßte. Felix Ehring, 34, verlor fast die Hoffnung
Andreas Reeg
Jeden Morgen Tränen und Gebrüll
Die Übergabe an die Tagesmutter ist ein Kampf. Aber der Vater will doch wieder arbeiten!
Felix EhringLena Uphoff
19.07.2016

Jannis schreit, weint, klammert sich an meiner Hose fest. Alles an ihm sagt: Ich will nicht! Am liebsten würde ich ihn wieder mitnehmen. Doch das geht nicht, denn meine Lebensgefährtin und ich haben einen Entschluss gefasst. Also übergebe ich Jannis an Frau H., unsere Tagesmutter. Damit ist der Verrat endgültig. Jannis heult auf, fassungslos über die Kaltschnäuzigkeit seines Vaters, der seinen Sohn noch einmal schief angrinst und zusieht, dass er wegkommt. Schuhe an, Wohnungstür zu. Gedämpft klingt das wütende Weinen bis in den Hausflur.

Es ist die dritte Woche, in der ich jeden Morgen mit Jannis bei Frau H. bin. Vier Wochen haben wir für die Eingewöhnung an­gesetzt, es sind die letzten vier Wochen meiner Elternzeit. Ein halbes Jahr habe ich mich um Jannis gekümmert, und es war schön.

Nun will ich wieder arbeiten. Auch Jannis’ Mutter arbeitet wieder, in Teilzeit. Wir haben keine unbefristeten ­Arbeitsverträge, wir wollen und müssen beide Geld verdienen. Jannis muss sich fügen. Doch das tut er nicht.

Ich muss mich auf Frau H. verlassen, ihr vertrauen

Am Ende der dritten Woche weint Jannis immer noch los, wenn ich die Wohnung von Frau H. verlasse. Von außen lausche ich an der Wohnungstür. Frau H. trägt Jannis umher und singt ein Lied. Immerhin, nach ungefähr einer Minute höre ich ihn nicht mehr. Durchatmen. Oder hat Frau H. nur das Zimmer gewechselt? Ich sitze drei Stunden im Café und lese. Diese Ruhe, diese Zeit. Lange nicht gehabt.

Als ich danach an der Tür klingele, höre ich ihn brüllen. Frau H. öffnet, Jannis sitzt verheult auf ihrem Arm. Frau H. sagt, was sie seit drei Wochen sagt: „Das ist normal!“ Aber was ist normal? Johanna, Tochter von Freunden, hat schon nach einer Woche in der Kita ihren Mittagsschlaf gemacht; der kleine Theo fühlt sich bei seinen Tageseltern bereits nach zwei Wochen wohl. Alle drei sind elf Monate alt, aber am empfindlichsten scheint Jannis.

Trotzdem finde ich, dass es gut für ihn ist, mit den anderen Kindern bei Frau H. zu spielen und sich mit ihnen zu arrangieren. Solange ich dabeisitze, klappt das auch. Was mich beunruhigt: Ich weiß nicht, wie es ihm geht, wenn ich nicht da bin. Sitzt er traurig auf dem Laminatfußboden? Frau H. sagt mir beim Ab­holen, dass Jannis zunächst schlafe und dann auch spiele. Erst wenn er die Klingel höre, weine er wieder, weil er sich erinnere, dass ich weg war. Ich muss mich auf Frau H. verlassen. Ich vertraue ihr, aber es geht eben um meinen Sohn.

Frau H. war ein Tipp von Freunden. Sie war uns sofort sympathisch: Anfang 50, erfahren, entspannt, warmherzig. Beim ersten Kennenlernen griff sie gleich an der Tür nach Jannis und trug ihn in ihre Wohnung, in der es alles für die Kinder gibt: Spielzeug, Kindertisch, Schlafplätze, Ecken zum Verstecken. Frau H. behielt Jannis auf ihrem Schoß, machte mit ihm Späßchen. Jannis lachte, wir waren von ihren tagesmütterlichen Kompetenzen überzeugt.

Es klappt immer besser

Am Sonntagabend, nun beginnt die vierte Woche der Eingewöhnung, liege ich wach im Bett. Soll ich meiner Lebensgefährtin sagen, dass ich die Eingewöhnung nicht mehr für eine gute Idee halte? Weil Jannis einfach noch nicht so weit ist wie die anderen Kinder? Ich will ihn nicht mehr weinen sehen. Nur: was dann? Meine Chefin anrufen und ihr sagen, dass ich doch nicht zurückkomme ins Büro? Nein, das will ich nicht. Mist!

Die vierte Woche der Eingewöhnung: Am Montag weint Jannis, als ich gehe, aber nicht mehr aus voller Kraft, es ist eher ein Meckern mit zwei, drei Tränen. Und als ich mittags klingele und in die Wohnung komme, strahlt er mich an. Wow! Stolz hebe ich Jannis hoch: „Lachst du!?“, frage ich ihn mehrmals in der etwas debilen Art, in der stolze Eltern mit ihren Kindern reden.

Es klappt nun immer besser. Jannis isst statt Brei sein erstes Mittagessen bei Frau H., die aus Bangladesch stammt. Sie kocht mit Kreuzkümmel, Ingwer und Knoblauch. Jannis schmeckt es. Ich sitze währenddessen am Schreibtisch, telefoniere, maile, ­grübele. Der Kopf kriegt sein Futter. Hole ich Jannis ab, trägt er oft eine Knoblauchfahne vor sich her. Und als ich ihn eine Woche später morgens auf dem Arm habe und Frau H. ihre Wohnungstür öffnet, reißt Jannis die Hände nach vorn und lässt sich lachend in ihre Richtung fallen. Klare Sache: eingewöhnt! 

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Hat Ihnen niemand--kein Lehrer, kein Kinderarzt/-psychologe, keine Großmutter--gesagt, dass das URVERTRAUEN  in den ersten Jahren wachsen muss?

Hätten Sie das gewusst, so hätte vielleicht ein halbes Jahr bis ein Jahr genügt und Ihr Kind hätte  sprechend verstehen können, was ABSCHIED und WIEDERKEHR bedeutet---die Panik wäre nicht nötig gewesen.

So aber wundern Sie sich nicht, wenn Ihr Kind aggressiv gegen Sie wird, wenn er später nichts von Ihnen wissen , hören will , wegggeht- - ohne Wiederkehr.. Hoffentlich gehört er nicht zu den Sensiblen, die depressiv, ohne Zutrauen zu sich selbst werden  und dabei erkranken.

Arbeiten können Sie 40- 45 Jahre lang. für Ihr Kind  hätten 2 Jahre  intensives Miteinander genügt  und sie wären  für Ihr späteres Vaterglück und das Glück Ihres Sohnes gut programmiert gewesen .

Hella Wend, Leipzig

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Es mag schon sein, dass in unserer heutigen Gesellschaft beide Elternteile Geld verdienen „wollen und müssen“. Aber ist das die Begründung dafür, dass man die Augen vor der Not eines Kindes verschließen darf? Fast vier Wochen lang „jeden Morgen Tränen und Gebrüll“ - bei einem einjährigen Kind! Da muss das Kind doch ziemlich verzweifelt sein über die Trennung von seinen Eltern.

Vielleicht ist dieses Kind noch nicht selbständig genug dafür. Das sollte man dann auch akzeptieren. Ist es da nicht fast schon zynisch zu behaupten, die Tränen und das Gebrüll seien „normal“?

Für diesen Jungen ist das nicht normal - auch wenn das die Eltern gerne so glauben möchten. Und er protestiert ja auch 4 Wochen lang - leider ohne Erfolg. Diese Erfahrung kann sich auch für ein ganzes Leben einprägen.

Ich selbst kann mich an die erdrückenden Gefühle von Verlassenheit im Kindergarten noch gut erinnern - da war ich aber schon 4 Jahre alt! Erst baut der Vater über ein halbes Jahr eine exklusive und schöne Bindung zu seinem Sohn auf und dann soll der Sohn innerhalb von 4 Wochen aber gefälligst akzeptieren, dass jetzt wieder Schluss ist damit. "Die Übergabe an die Tagesmutter ist ein Kampf" zwischen Vater und Sohn - was für eine treffende Rhetorik. Im Lichte der Bindungstheorie erscheint auch folgende Aussage mehr als fragwürdig:

„Erst wenn er die Klingel höre, weine er wieder, weil er sich erinnere, dass ich weg war.“ Diese Beobachtung soll wohl sagen, dass sich das Kind schon gut eingewöhnt habe, ohne die Erinnerung an den Vater wäre tagsüber alles in Ordnung.

Das erinnert mich aber alles sehr an die 1950er/60er Jahre. Wenn damals ein Kind über einen längeren Zeitraum stationär in einem Krankenhaus behandelt werden musste, wurde den Eltern nicht selten von häufigen Besuchen abgeraten, weil sich die Kinder danach immer so sehr grämten. Die Anwesenheit der Eltern sah man damals geradezu als Quelle des Unglücks. Dass aber gerade die Abwesenheit der Eltern die Bindung der Kinder aktiviert und zu Verzweiflung bei den Kindern führte, sah man nicht.

Vielleicht sollte der letzte Satz diese Artikels also besser folgendermaßen lauten: Klare Sache: abgewöhnt!

Mit freundlichen Grüßen, Michael Dufter

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Wenn ich lese, was meine "Vorgänger" hier angemerkt haben, muss ich mich doch auch dazu äußern. Unser Sohn hat auch bei der Ablösung in Richtung Kindergarten Tränen getrotzt. Er war zwar damals älter als Jannis, aber für mich ist das auch so früh schon Trotz und Machtkampf. In jedem Alter sind die meisten Menschen am liebsten in gewohntem "Fahrwasser". Neues macht Unruhe und erfordert besondere Aufmerksamkeit.
Wollen wir Hubschauber-Eltern sein, die ihren Nachwuchs mindestens bis in deren dreißiger Jahre umkreisen? Wer eine andere Vorstellung von Partnerschaft mit Kindern hat, muss den richtigen Zeitpunkt für die erste Stufe der Lösung finden. Dabei zählen die Wünsche der Kleinen wie die der Großen. Ich bin überzeugt, dass Sie diesen Punkt gefunden haben.

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Ich muss den Vater hier mal in Schutz nehmen, vielleicht haben die vorherigen Kommentatorinnen eine einschlägige Psychologische Ausbildung oder wahlweise einen Partner der gut genug verdient dass sie zu Hause bleiben können, oder keine Hemmungen auf Staatskosten zu leben. Ihnen muss ich sagen: es gibt sie wirklich, die Familien, in denen nach Ende des elterngeldes beide Elternteile wieder arbeiten müssen. Wir beginnen mit unserem Sohn jetzt auch die Eingewöhnung, und ich bin froh wenn ich dadurch die Chance habe mein Studium zu beenden. Mit einem Kind ohne Betreuung durch nebenjobs und Studium zu jonglieren ist nämlich alles andere als lustig und auf dem Spielplatz täglich damit bombardiert zu werden welcher Experte gerade den aktuellen Leitfaden für die ohne Theorien und Ratgeber offensichtlich nicht zu bewältigende Kindererziehung geschrieben hat ersetzt nicht den Wert den es für die Psyche hat, auch mal etwas anderes zu tun als ums eigene Kind zu kreisen. Ja, ich kann verstehen wenn besagter Vater arbeiten will. Weil es einfach gut tut. Und auch wenn seine Frau arbeiten will. Und für beide auch, weil es ihnen Unabhängigkeit und eine sicherere Zukunft beschert. Für meinen Sohn, der noch keine Geschwister hat, sehe ich große Vorteile in der sozialisation mit anderen Kindern, und auch darin, dass er lernt, dass Mama und Papa immer wiederkommen, auch wenn mal jemand anderes auf ihn aufpasst. Leider ist das Verständnis dafür, dass man auch mit Kind nicht auf den Verdienst anderer angewiesen sein möchte um zu leben nicht groß.

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Vorab: ich bin gelernte Erzieherin, habe nur ehrenamtl. in diesem Beruf gearbeitet (Schwerpunkt 3-6-9J., Kindergarten + Kindergottesdienst), zuletzt indirekt vor über 20 J. als Tast- (Blinden-) Bilderbuchmacherin / bin selbst keine Mutter / meine eigene Mutter Dr. Anne Fischer-Buck, Soz.Päd., Psych. (1920-2013) hat sich die letzten Jahre ihres Lebens sehr für die Verbesserung der Ausbildung von Krippenmitarbeitern eingesetzt. Ich schreibe so aus der Erinnerung:
Wichtig ist bei allem: die -- eine vorhandene! -- Ausbildung der Betreuer (nicht nur ihre Mitmenschlichkeit), inkl. entspr. Bezahlung, + Möglichkeiten für die Eltern der Mitarbeit in der Institution (oder dem Zuhause) + des Miterlebens (ein Bekannter meiner Mutter erlebte das so in einer Krippe im westl. Hamburg. Es wurde dort erwartet -> daß Eltern "fremde" KInder mitbetreuten! !), ein gegenseitiger Austausch (vom Stand des Kindes bis zu Erziehungstipps oder ganz prakt. durch Freundschaft mit den anderen Eltern).
Und ein "Runterschrauben" der Emotionen: Wenn die Erziehung durch die Eltern oder eines Elternteiles gut ist, wäre es das Paradies für das Kind, nur zu Hause bleiben zu können. Wenn die Umstände anders sind wie z.B. wegen Arbeit oder Behinderung des Kindes, ist es wichtig, daß Kinder gut betreut werden. Wenn die Erziehung der Eltern gut ist: es gibt viele Kinder, für die ist es das Paradies, von ihren Eltern paar Stunden fort zu kommen.
Es ist nicht NEU, daß schon Kleinstkinder (Krippe ab 6 Wochen alt möglich!) paar Stunden von anderen betreut werden. Denken Sie an die Großfamilien früherer Generationen: Großeltern, ältere Geschwister, unverheiratete Tanten. + nicht NEU, daß Mütter mitarbeiten müssen oder wollen. In den früheren Jahrhunderten betraf es eher die ärmeren Schichten, heute kann es jeden betreffen.
Zu mir selbst: Ich fand es furchtbar als ich mit ca. 6 1/2 J. in den Kindergarten kam, gut war, daß mein Bruder, 1 J. jünger, mit kam. Es gab damals Mitte der 60iger nur einen in Bonn-Mitte. Vergl. mit heutigen Vorstellungen war er nicht gut, zu phantasielos, zu streng. Das einzelne KInd wurde nicht gesehen. Mein Vater hatte seine Uni-Anstellung nicht bekommen, meine Mutter mußte wieder arbeiten. Zu Hause (davor +!dabei! + danach) haben wir den Himmel auf Erden gehabt, inkl. einem kleinen heilpäd. (Spieltherapie) kostenfreien Kindergarten mit Kindern von Freunden. Der wurde offiziell erweitert mit unseren Schulfreunden, als ich Ostern 65 eingeschult wurde + mein Bruder 1/2 Jahr später. Ohne den Kindergarten hätte ich es vielleicht nicht geschafft, "fremdbestimmt" mich in meiner Schulzeit zurecht zu finden, + Die 2 Bonner Schuljahre als "Jeder Tag war ein Fest" bei meiner ersten Grundschullehrerin zu fühlen.
Vielleicht ist noch wichtig, daß die Kinder nicht die Schuldgefühle der Eltern merken, denn das verunsichert sie. Also keine teuren Extra-Belohnungen, sondern nur das gewohnte, geborgene Zuhause, das (in die) Heim (at)-Kommen. Aber die Aussicht auf gewohnte kleine Freuden wie gemeinsames Essen, den Teddy, das Spielen mit dem Nachbarskind. Kein Mit-Weinen der Mütter beim Abgeben des Kindes wie erlebt in meiner ehrenamtl. Mitarbeit in einem kath. Kindergarten vor Jahrzehnten (die Kindergartenleitung ging irgendwann dazwischen). Kein schlechtes Gewissen der Väter. + unbedingt die Absprache der Erziehungsstile. Mein Kind darf ... , ist gewohnt ... , mag ... . Aber auch die Regeln der Betreuerin. ... Vielleicht lernen Sie etwas Neues kennen, aber vielleicht auch die Betreuerin. Nicht von vorneherein auf Konfrontationskurs gehen. Das Kind leidet darunter.
(Nicht nur) Kleine Kinder haben kein Zeitgefühl wie Erwachsene. Der Moment Jetzt ist für sie die Ewigkeit. Die Erinnerung an die Vergangenheit ist auch die Ewigkeit + so die Zukunft. Die Hoffnung auf Zukunft der letzte Halt, ein festes Versprechen.

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Ein Zusatz: Machen Sie ihrem Kind eine Vorfreude -- es geht spielen: mit den Legosteinen, mit dem kleinen Mädchen (sagen wie es heißt), ... / Heute mittag gibt es (vorher fragen) das leckere xy-Essen (wie die Betreuerin es nennt) ... / Nachher zeigt sie Euch ein Bilderbuch (Titel nicht sagen) / Du darfst singen / Klein Erna hat Geburtstag / Du hast die bunten Gummistiefel an, weil Ihr ein Regenspiel spielt ... Alles mit Absprache. + Alles mit eigener (ungespielter Vorfreude) + nicht: wie Du wieder aussiehst! Wie Du stinkst! Ich möchte nicht, daß Du so sprichst wie xy ("Sch...") /daß Du neben xy spielst, mit der stimmt was nicht. Vorfreude, Verständnis hilft Ihnen beiden :) + Der Lütte kann zwar noch nicht wie ein Kindergartenkind sprechen + denken, aber intuitiv versteht er alles + baut sein eigenes Leben darauf auf. Mit Ihrer Vorfreude, vertraut er Ihnen + auf seine Zukunft, die nächsten Minuten, Stunden, bis er wieder bei ihnen ist. Sie haben beide "gewonnen", wenn er weint, weil Papa kommt, wo er doch so schön spielt, + wenn er, statt Tschüss zu sagen, zu Ihnen "Hau ab" sagt, ohje, weil er endlich spielen möchte! :O :) :D Th.F.

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Sehr geehrte Damen und Herren,
vielen Dank für Ihre dargestellten Meinungen. Nach meinen Erfahrungen kann ich die recht deutliche Ablehnung von Frau Wend und Herrn Dufter nicht teilen. Was die Zwei allerdings auch nicht wissen, da es nicht im Text steht: Wie gern unser Sohn mittlerweile zur Tagesmutter geht, wie er sich morgens freut, wenn dort die Tür aufgeht und Frau H. sowie die anderen zwei Kinder ihn freundlich begrüßen. Manchmal will er sofort von meinem Arm und zu den anderen. Unser Sohn hat in den vergangenen Monaten unheimlich viel gelernt, motorisch wie auch "sozial" im Umgang mit anderen, habe ich das Gefühl. Natürlich bringen wir ihm Dinge bei, Eltern können das auch alles selbst vermitteln, aber der tägliche Umgang mit anderen Kindern, mit denen er sich arrangieren muss, das ist in meinen Augen ein Vorteil.
In den Meinungen von Frau Wend und Herrn Dufter spiegeln sich meiner Meinung nach viele eher persönliche Ängste in Bezug auf die Entwicklung der Kinder. Ich denke, jeder Erwachsene erinnert sich an so etwas aus seiner Kindheit. Ich selbst bin mit drei Jahren in den Kindergarten gegangen, in der Anfangszeit nur unter großem Protest. In der ehemaligen DDR war es meines Wissens normal, dass Kinder deutlich früher in die Betreuung gehen. Glücklicherweise sind die neuen Bundesländer aber nicht voll entfremdeter Kinder, die auf die schiefe Bahn geraten oder psychische Krankheiten entwickelt haben. Ich halte die "Drohungen" von Frau Wend zu den Folgen für völlig übertrieben.
Mit freundlichen Grüßen

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Die   ersten   Lebensjahre   sind   besonders   prägend.   Da   entwickelt   ein  Kind vor  allem  Urvertrauen  und   ein  Gefühl   von    Geborgenheit,  Sicherheit   und   Verlässlichkeit.  Daher   ist   es   wichtig,   dass   es  in   dieser Lebensphase  viel   Zeit     mit   seinen   leiblichen   Bezugspersonen   verbringt.  Können   Eltern   diesem   originären   kindlichen   Bedürfnis   nicht   nachkommen,   weil   sie   z.B.  täglich   viele   Stunden   berufstätig   sind,   müssen  sie   nach   Ersatzlösungen suchen.  Eine  Betreuung   durch  eine   ihnen  vertraute  Tagesmutter   ist  den  Allerkleinsten sicherlich   willkommener  als  das   Zusammensein   mit  vielen  Fremden  in   der   Kita.  Zur   Tagesmutter   kann   das  Kind i.d.R.  eine   enge  Beziehung   aufbauen.   Dennoch  ist   es   verständlich,   dass   so   manches   Kind   morgens   beim   Abschied   von   den  leiblichen   Eltern   Trennungsschmerz  äußert,  den  aber   wohl   auch   die   Mütter   und   Väter empfinden.

Vielleicht   gibt   es    bessere   Lösungen   in   einzelnen   Fällen.   Könnte   es   nicht   sein,   dass   z.B.   eine   Mutter   vorübergehend   gar   nicht   berufstätig   sein   muss, zumal dieses heutzutage finanziell abgefedert wird ?  Vielleicht   versucht   die Familie   viel   zu   viel   miteinander   zu   vereinbaren,   hat   zu  große   Erwartungen  und   überhöhte   Ansprüche.  Was  ist   einem   wichtiger?   Das   Seelenheil   des   noch  sehr   kleinen   Kindes   oder sind  die Vorteile der  Berufstätigkeit  vorrangig? Die   Liebe  und   Fürsorge   der   leiblichen   Mutter   lassen   sich   nicht   so   einfach   ersetzen. Welche   Schäden   trägt   ein   kleines   Kind   davon,   das   zu   früh   zu   lange   am   Tag   von   seinen Eltern   getrennt   aufwächst?   Wahrscheinlich  zeigen   sich   Nachteile   erst   viel   später,   wenn   nicht   mehr   viel   repariert   werden kann.   Darüber   sollte   jeder   nachdenken,   der  sein   Kind   morgens   in   andere   Hände   gibt, selbst   wenn   diese   sehr   fürsorglich sind. Ist   das   Kind  älter,   wird   es      reifer,   stabiler  und   somit   fähig,   den   Tag   über   mit  anderen   zusammen   außerhalb   der  ihm  vertrauten  Umgebung   zu   verbringen.

Will  man  in   den   ersten  Jahren   bei   seinem   Kind  bleiben,   hat   dieser   Wunsch übrigens  nichts   mit   Verwöhnung   zu   tun.  Man kümmert  sich   dann   um   das,   was   das   Kind   von   Natur   aus  ganz   besonders   benötigt, das  Zusammensein   mit  seinen  Eltern.

Mit   freundlichen   Grüßen, Gabriele Gottbrath

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oder zumindest, dass Sie das Buch von Michael Ende lesen...vielleicht fallen Ihnen die grauen Herren in Ihrem Leben dann wieder auf, die Ihnen alles rauben, was glücklich und das Leben ausmacht. Und Sie hören die Stimmen der Kinder wieder. Ihr Kind hat ja noch keine..

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"Allein "die Knoblauchfahne" ist so unschön, dass ich den Artikel nur ungern lesen würde. Und das hat rein gar nichts mit Diskriminierung zu tun. Ich mag den reisserischen Journalismus nicht.
Und Konditionierung von Kleinkindern lehne ich grundsätzlich ab.

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Ich bin erschüttert von den angreifenden Kommentaren. Ich bin mir sicher, dass Sie alles richtig gemacht haben. Hören Sie auf ihr Bauchgefühl und lassen sich bitte keine Horrorszenarien auf schwatzen! Ich lese in dem Artikel einen fürsorglichen Vater der genau abwägt was das beste für seine Familie ist. Vielen Dank für den Artikel.

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Ich glaube nicht, dass es schadet, wenn man eine Situation von vielen Seiten betrachtet. Und es kann nur von Vorteil sein, unterschiedliche Meinungen zu hören. Ein eindeutiges Ja ist nicht immer hilfreich, all zu viel Mitgefühl ebenso. Und den Eltern schadet es in keiner Weise, ihr Vorgehen zu reflektieren.

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