Schüler aus verschiedenen Ländern nehmen in Oberhaching in einer Übergangsklasse für Flüchtlinge in der Mittel- und Wirtschaftsschule am Unterricht teil.
Foto: Peter Kneffel / picture alliance
Warum jetzt eine neue EKD-Schrift zur Schule?
Die Schule wird zu sehr schlecht geredet, findet Pädagogik-Dozentin Annette Scheunpflug. Deswegen hat die EKD jetzt Stellung genommen
Portrait Burkhard Weitz, verantwortlicher Redakteur für chrismon plusLena Uphoff
21.05.2016

chrismon: Warum äußert sich die EKD jetzt zur Schule?

Annette Scheunpflug: Über die Schule wird viel Negatives geredet, ihre Stärken werden selten genannt. Wir betonen, wie wichtig diese Institution gerade jetzt ist, wo viele Flüchtlinge gekommen sind. Und wir beschreiben unsere Vision einer guten Schule.

Wo liegen denn ihre Stärken?

Die Schule ist ein unglaublich wichtiger Lebensraum für Schü­le­rinnen und Schüler. Hier öffnet sich ihr Fenster zur Welt, hier können sie eigene Urteilskraft entwickeln und schulen. Das geschieht schon. Wir wollen Lehrerinnen und Lehrer ermutigen, dies noch mehr in den Blick zu nehmen.

Wer redet die Schule schlecht?

Ich nehme das teils unter Eltern wahr, aber auch in der medialen Öffentlichkeit. Die regelmäßigen PISA-Untersuchungen bilden nur einen Teil dessen ab, was in der Schule geschieht. Wir wollen mit unserer Schrift den Blick weiten.

Auf den interreligiösen Dialog?

Zum Beispiel. Wir müssen lernen, über unsere Religiosität zu ­sprechen. Dafür kann vor allem die Schule Räume und Gelegenheiten schaffen.

In Hamburg lernen Christen, Juden und Muslime miteinander. Fordern Sie mehr davon?

Jedenfalls müssen die dialogischen Anteile des Religions­unterrichts verstärkt werden, inter­religiöse Sprachfähigkeit muss mehr im Mittelpunkt stehen. Dafür gibt es unterschiedliche Möglichkeiten. Auch ein nach Kon­fessionen getrennter  Unterricht ermöglicht interreligiösen Austausch. Nicht der strukturelle Unterschied zählt, sondern dass man in einen reflektierten Dialog kommt. Wichtig ist auch, dass Religionsunterricht  anschluss­fähig ist an den wissenschaft­lichen Anspruch anderer Fächer und die heutige Lebenswelt insgesamt.

In der EKD-Schrift sprechen Sie von „Internationalität“. Sollen die Kinder fit gemacht werden für die Globalisierung?

Schule ist gleichzeitig lokal und global. Wir müssen die Weltgesellschaft bei uns vor Ort gestalten und bei uns lernen, mit Einflüssen aus aller Welt umzugehen.

Welchen Einflüssen?

Zum Beispiel: Was hat die Flucht eines Jungen aus dem Kongo mit meinem Handy zu tun?

Nämlich was?

Kriege um Rohstoffe machen es Menschen unmöglich, dort zu bleiben. – Oder: Was hat die Syrien­krise mit europäischer Geschichte zu tun? Uns ist wichtig, dass Schülerinnen und Schüler auch solche Zusammenhänge verstärkt wahrnehmen.

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