Besuch im Flüchtlingslager in Jordanien, Cornelia Füllkrug-Weitzel, Präsidentin der Diakonie Katastrophenhilfe und Brot für die Welt und John Iduna, Generalsekretär der ACT Alliance.
Foto: Christoph Püschner/Brot für die Welt
Mehr Religion für die Entwicklungshilfe
Das wünscht sich das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Auch "Brot für die Welt" bekommt vom BMZ Unterstützung für seine Projekte
Foto: Privat
16.03.2016

chrismon: Der Bundesentwicklungsminister will mehr Religionsgemeinschaften als Partner gewinnen. Eine gute Idee?

Dietrich Werner: Ja. Imame und Pfarrer haben oft größeren Einfluss auf Gläubige als Politiker. Ein Beispiel: Ein religiöses Begräbnisritual, bei dem die Angehörigen die Toten berühren, hat die Ausbreitung der Ebola-Krankheit begünstigt. Die leitenden Geistlichen der Religionsgemeinschaften konnten gegensteuern.

Waren Religionsgemeinschaften nicht immer Ihre Partner in der Entwicklungshilfe?

Ja. Für uns von „Brot für die Welt“ ändert sich daher auch nicht viel. Wir werden weiterhin eng mit der kirchlichen Allianz von „Action of Churches Together“ zusammenarbeiten, einem weltweiten Bündnis für Entwicklungsarbeit mit über 160 Mitgliedern.

Wer von denen, die bislang nicht dabei waren, kommt künftig als Partner infrage?

Das kann ich jetzt noch nicht sagen. Die Prüfungsverfahren sind langwierig, weil wir auf hohe Standards wie Menschenrechte Wert legen, aber wir stehen ständig mit möglichen neuen Partnern in Kontakt.

Bekommt „Brot für die Welt“ als religiöse Organisation künftig mehr Geld?

Ich denke nicht. Das Ministerium will vielmehr in ein neues Netzwerk reinwachsen, will dazulernen und mehr ins Gespräch kommen – vor allem über Probleme, die man mit Hilfe leitender Vertreter religiöser Gemeinschaften besser lösen kann.

Wieso kommt die Entscheidung jetzt?

Der Minister hat von Beginn seiner Amtszeit daran gearbeitet. Die Bundesregierung hat nun seine Zukunftscharta verabschiedet. Die Bundeskanzlerin will das fortführen.

Das Ministerium will keine Religionsgemeinschaft bevorzugen. Ist das realistisch, wenn man gleichzeitig hohe Anforderungen mit Blick auf die Menschenrechte hat?

Wir sind uns alle bewusst, dass manche Religionen Frauen und Männer nicht gleichstellen oder auch stereotype Frauenbilder haben. Deshalb kann das Ministerium nicht mit jeder Religionsgemeinschaft gleichermaßen zusammenarbeiten. Wir haben klare Ausschlusskriterien. Die treffen auch fundamentalistische oder extrem nationalistische Gruppen, die es in allen Religionsgemeinschaften gibt.

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