Begegnung: Henning und Dabrock blicken sich in die Augen
Enver Hirsch
Viel geiler als in echt
Orgasmen vor dem Computer sind leicht zu haben. Aber was ist mit der Freundin? Die Therapeutin und der Theologe über Kirche, Sex und Pornos
Tim Wegner
Tim Wegner
27.07.2015

Peter Dabrock: Ich habe auf Ihrer Homepage ein paar Ihrer Video­blogs angeguckt. In einem ging es um „Spermaschlucken“, Sie redeten mit Ihrem Kameramann und sagten, „na ja, für viele Frauen ist es ja nicht das Gelbe vom Ei“, da musste ich so lachen... 

Ann-Marlene Henning: ...ja, ich hinterher auch – es ist ja das ­Weiße! Das war der Blog, in dem ich immer wieder fragte: Aber wer mag das denn wirklich? In meine Praxis kommen so viele Leute, die denken, das mit dem Schlucken müsste so sein.  

Dabrock: Das glauben die nicht!  

Henning: Doch! Sie glauben, dass andere es ganz toll finden. ­Und dass nur mit ihnen selbst etwas nicht stimmt.  

Beziehungen sind wie ein Gummiband

chrismon: Frau Henning, das ist Ihr Beruf – über Sex sprechen, und das tun Sie sehr unverkrampft.

Henning: Ja. Zu mir kommen Leute mit Problemen, sie wollen etwas besprechen, Druck lösen. Ich höre zu, wie wenn jemand sagt, mein Knie tut weh. Wenn ich das nicht aushalte, habe ich den falschen Beruf.
Warum sind viele Protestanten so streng mit sich? Martin Luther war ja eigentlich ganz sinnenfreudig...  

Dabrock: Das ist quasi europaweit im 18. und 19. Jahrhundert schiefgegangen, nicht nur bei den Kirchen; eine Kombination von Verklemmtheit und Machtgestus. Man hat zum Beispiel den Jungen die Hände im Bett angebunden, damit sie nicht onanieren können. Für Mädchen gab es Keuschheitsgürtel.

Henning: Es gab noch mehr als heute ein „Unten“ und ein „Oben“. Man dachte, alles Böse komme von unten, und hatte regelrecht Angst vor den Genitalien.

Dabrock: Bei Luther hätte man es anders lernen können. Was ich an der reformatorischen Lehre vom Menschen so mag, ist, dass der Mensch als Ganzer entweder begnadet oder als Ganzer korrumpiert ist. Das heißt, auch die Vernunft ist unrein, dreckig, und nicht nur der Körper. Luther hat alle Vorstellungen von einem perfekten Leben, seien sie religiös, sexuell oder eine Kombination aus beidem, erst mal extrem kritisch betrachtet. Im Umkehrschluss heißt das: dankbar sein für leibliches Leben, lernen und immer wieder neu anfangen dürfen. Nicht sagen: Jetzt hab ich’s.   

Henning: Nein, das hat man nie!  

Dabrock: Man muss an allem immer arbeiten, am Liebesleben, an seiner Beziehung. Nicht, um es perfekt zu machen, sondern weil man in Spannung bleiben muss, besser werden darf.  

Henning: Dabei ist nicht Anspannung gemeint, auch nicht Schlaffheit, sondern eine dynamische Bewegung. Das gilt auch für den Körper beim Sex und in Beziehungen. Wie ein Gummiband. Es ist normal, dass es manchmal gut läuft und manchmal nicht. Aber wenn man Idealen nachhängt, liegt man immer falsch.  
Dabrock: Es gibt ein technisches Ideal und ein romantisches ­Ideal. Beides sind Überforderungen, das kann ja auch reizvoll sein. Aber wer, wie es heute oft der Fall ist, dauernd Pornos am Computer guckt, reduziert die Freude an der Begegnung mit dem Partner oder der Partnerin.  

Henning: Das ist die neue Generation.   

Umfrage

Wie wurden Sie aufgeklärt? Mama und Papa? Die Bravo? Der erste Sexpartner? Machen Sie mit bei unserer Umfrage: "Papa, bringt der Storch die Babys?" Wer oder was hat Sie aufgeklärt?

Sind die jungen Leute eigentlich nur übers Internet aufgeklärt?

Henning: Nicht nur. Aber in der Schule geht es hauptsächlich um Biologisches: Wo liegen die Eierstöcke, wie funktioniert der Monatszyklus, wie geht der Penis rauf und runter, Schwangerschaft, Liebe. Die interessanten Infos suchen sie in Pornos.

Dabrock: War es nicht immer so, dass man sich selbst informierte? Unsere Aufklärung in der Schule war auch sehr verdruckst, der Lehrer sprach das Wort „Sexualität“ immer ganz schnell und undeutlich aus. Da waren wir froh, wenn wir mal eines dieser Heftchen ergattert haben...

Henning: Wir hatten auch mal eine Schulstunde Sexualkundeunterricht, eine Stunde!, und alle waren wahnsinnig aufgeregt. Meine Mutter hat ein paar Minikleinigkeiten dazu gesagt, dann habe ich so ein Heft gefunden auf dem Feld, nassgeregnet. 

"Ihr müsst nicht mitmachen, was ihr aus Pornos kennt!" (Dabrock)

Also alles nicht so wild mit der Pornografie? Hat’s ja immer schon gegeben?

Henning: Neulich sprach ich mit einer Landfrau, die erzählte, sie habe damals klassische Literatur mit heftigen Szenen gelesen. Und echte Hühner, ooooh, was die zusammen machen! Heute klären sich Jugendliche mit diesen Filmchen auf. Als mein Sohn 16 war und mit Kumpels bei uns Karten spielte, sprach ich sie an: „Jungs! Sexologenfrage im Anflug. Ihr guckt doch viele Sachen ­im Netz. Meint ihr, es macht was mit eurem Sex oder nicht?“ Mein Sohn sagte: „Mama, wir wissen, dass das nicht echt ist.“ Schweigeminute. Dann der Nächste: „Moment. Wenn ich Sex ­habe, flimmern genau diese Bilder durch meinen Kopf.“ Und der Dritte: „Die Mädchen denken immer, sie müssten performen.“
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Wie fand der Junge das: Mädchen, die performen?

Henning: Das fand er ganz geil. Aber er sagte so nett: „Das ­müssen die doch gar nicht!“ Ich gehe auch an Schulen, vor ein paar ­Wochen saßen 260 Zehntklässler vor mir in einer Aula. Die erste Frage an mich lautete: „Wie mache ich anal?“ Die zweite: „Wie schaffe ich, dass anal nicht wehtut?“ Da weiß ich schon, was die gesehen haben. Ich bleibe dann gelassen. Die achten ja vor allem auf meine Haltung. Ich sage: „Och, anal ist nicht meine Lieblings­praktik. Kann man machen, muss man aber nicht.“ Und ich versuche, sie zu animieren, selber zu denken.

Dabrock: Ja, selber denken! Wenn die Jugendlichen so nach­fragen, zeigt es, dass sie offenbar doch ein Unbehagen haben. Der Unterschied zu unseren Schmuddelblättchen aus den 1970er Jahren ist, dass wir vermutlich mehr Fantasie haben mussten. Diese Heftchen waren etwas anderes als die Masse an Bildern, die Jugendliche heute niedrigschwellig konsumieren. Drum müsste man die Studien, die jetzt angeblich belegen, Pornografie mache fast nichts mit Jugendlichen, alle paar Jahre wiederholen, denn die Bilderflut könnte die innere Vorstellung vom Sex verändert haben. Sozialwissenschaftler nennen das ein Skript, das im Kopf mitläuft.

Henning: Ja! Ein Mann, der oft vor diesen Filmen sitzt, bringt sein Gehirn mit ständig neuen Frauen zum Überschießen – dann reagiert es nicht mehr auf die Freundin, die er schon gestern sah. Eine Art Sucht. Ein anderes Beispiel: Ein älterer und ein jüngerer Mann wollen aufhören mit den Pornos. Das gelingt dem Älteren schnell, weil es bei ihm ein „davor“ gibt. Der junge Mann kennt es nicht anders. Ich kann Studien nicht glauben, die davon ausgehen, Pornos prägten Jugendliche nicht. Denn 60 Prozent aller 13-jährigen Jungs schauen Pornos, mit 16 sind es 80 Prozent – ­bevor sie mit 17,5 den ersten realen Geschlechtsverkehr haben. Da werden jahrelang Skripte angelegt.

Was können Eltern tun?

Henning: Wenn sie gerade reinkommen, während ein Porno läuft, bin ich immer dafür, nichts schlechtzumachen, nichts schön­zureden. Man kann fragen: Was ist denn das? Man kann seine Unwissenheit zeigen.

Aber wollen die mit ihren Müttern Pornos gucken?

Henning: Das ist mir völlig egal, ob die das wollen. Ich nehme mir 15 Sekunden und sage: So haben Mama und Papa keinen Sex. Wir sehen auch nicht so aus, die Penisse der Männer, die ich kenne, sind kleiner, der Busen steht nicht so. Wenn du wissen willst, wie es in echt aussieht, kann ich dir Bücher empfehlen.

Dabrock: Ich finde, wir müssen vor allem die Mädchen stärken und ihnen sagen: Ihr müsst nicht mitmachen, was ihr aus Pornos kennt!

Stimmt es, dass Teeniejungs weniger Sex als früher haben?

Henning: Ja, klar. Die brauchen keinen Sex. Die haben geile ­Orgasmen im Netz. Vor dem Bildschirm haben sie alles unter Kontrolle. Aber echte Mädchen machen ihnen Angst! Da müssen sie’s echt bringen. Wie im Computer, 20 Minuten lang!

Auch Erwachsene haben seltener Sex als früher, steht in Ihren Büchern. Warum?

Henning: Schwieriges Thema. Die Balance zwischen weiblichen und männlichen Geschlechtshormonen ist zerschossen, auch durch Gifte in der Umwelt. Ich sage es ungern, aber ich habe viele Männer mit Brustansätzen in der Praxis.

Dabrock: Aber lassen Sie uns auch über die psychosoziale Seite reden. Meine Eltern haben nach dem klassischen Rollenbild gelebt. Heute machen beide Karriere, beide wollen tolle Eltern sein, der Alltag stellt enorme Anforderungen. Wenn man davon ausgeht, dass Sexualität an eine Beziehung gebunden ist, müssen beide daran arbeiten. Wenn beide Partner wollen, dass sie ihren beruflichen Weg gehen und die Familie managen, dürfen sie sich nicht wundern, dass es nicht auch noch jeden zweiten Abend Sex gibt.  

"Die Kirche muss was zum Sex sagen, die Menschen erwarten Orientierung von ihr" (Henning)

Wer klagt eigentlich über zu wenig Sex – Männer oder Frauen?

Henning: Definitiv die Frauen! Es kommt natürlich auf die ­Lebensphase an. Bei jungen Elternpaaren ist es meist der Mann, der mehr Sex will als die übermüdete Mutter. Ab Mitte 40 kippt das. Beim Mann geht das Testosteron zurück, bei der Frau die Produktion von Östrogen. Sie hat das Paket Kinder-Hausbau-Pflege hinter sich. Sie hat Lust! Und er kann und mag oft nicht mehr.

Herr Dabrock, die evangelische Kirche äußert sich zu vielen Themen, zu Arbeit, Hartz IV, Sterbehilfe. Hat sie über Sex nichts zu sagen?

Was sagt die Bibel zum Thema Sex?

Blüten öffnen sich, Weinstöcke sprießen - geht es um Lust und Liebe, zeigen die Autoren viel Fantasie. Und sie reden nicht drum herum

Dabrock: Die evangelische Kirche hat die Deutungshoheit über die Betten verloren. Jedenfalls die Volkskirche. Natürlich gibt es auch pietistische, evangelikale Kreise, die vor allem, wenn es um Homosexualität geht, meinen, irgendwas sagen zu müssen.  

Henning: Das ist auch mein Eindruck: Die Kirchen haben nicht mehr das Sagen.

Dabrock: Aber als es darum ging, ob man gleichgeschlechtlichen Paaren das Pfarrhaus öffnen soll oder nicht, hielten einige nur die Ehe zwischen Mann und Frau für maßgeblich. Aber die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hat klargestellt: Entscheidend sind Verlässlichkeit, Verbindlichkeit und Treue. Es tut einem Paar – egal ob hetero- oder homosexuell – in jeder Hinsicht gut, wenn die Beziehung einen solchen Rahmen hat.

Die evangelische Kirche wollte eine Sexualethik-Schrift herausgeben, aber sie ist nicht erschienen.

Dabrock: Ja. Ich war der Leiter der Gruppe, die diese Denkschrift vorbereitet hat. Sie erschien nicht, weil der Rat der EKD vermutlich nicht so bald noch einmal eine so heftige Kritik wie bei der Familienorientierungshilfe riskieren wollte. Da hat nicht zuletzt die Offenheit gegenüber Schwulen und Lesben für Ärger gesorgt.

Frau Henning, sollte die Kirche sich besser aus diesem Thema heraushalten?

Henning: Nein. Die Kirche muss etwas dazu sagen, es gibt sie, und manche Leute erwarten Orientierung von ihr. Aber wenn die Haltung der Kirche zu streng ist und der Mensch deswegen nur eine doppelte Moral entwickelt, muss sie lockerer werden. Ich bin auch evangelisch, aber aus der Kirche ausgetreten, weil sie mir zu freudlos, zu ruhig, zu ernst ist. Ich glaube nicht, dass Gott so ist.

Dabrock: Es darf nicht sein, dass die Idealvorstellung von Liebe und Partnerschaft so groß ist, dass Menschen daran zerbrechen. Andererseits mal ehrlich: Hat es nicht auch sein Gutes, wenn die Leute über die Moralvorstellungen der Kirche – gemeint ist dabei im Übrigen doch meistens die katholische Kirche – die Augen rollen können?

Henning: Natürlich! Das hilft gegen Verrohung und Sittenverfall. Ich sehe in meiner Praxis, wie es Menschen verunsichern kann, wenn alles möglich ist – Partnertausch zum Beispiel. Sie brauchen Vorbilder und Orientierung.

Wenn's läuft, wird's besser

Wenn die Kirche etwas sagt, sind das immer Riesenworte: Verlässlichkeit, Leiblichkeit, Verantwortung. Die jungen Leute wollen doch nur wissen: Darf ich fremdgehen? Darf ich Pornos gucken? Müsste die Kirche nicht viel klarer sprechen?

Dabrock: Nein. Leute wie Frau Henning tun das auf eine viel schönere Art, in einem gut gemeinten Sinne bürgerlich.  

Henning: Dabei geht es mir um den normalen Sex, nicht um Swinger­klub, Tantra-Kurs, heiße Wäsche, Sexshop. Im Endeffekt muss man was spüren.   

Dabrock: Sexualität ist ein Katalysator. Wenn Dinge super laufen, werden sie dadurch oft noch besser. Umgekehrt: Wenn es ein Problem gibt, geht es beim Sex auch oft abwärts. Dann kommen Sie ins Spiel, Frau Henning...

Henning: ...weil Sex allen so viel bedeutet.  

Dabrock: Genau. Aber man darf das nicht nur funktional und technisch sehen, man muss Sex doch vor allem auch von der Partnerschaft her verstehen. Sonst reicht’s nicht, gell?  

Henning: Ja. Wichtig ist aber auch, sich selbst gut zu kennen. In unseren Praxen sitzen lauter Leute, die nicht wissen, wer sie sexuell sind, weil sie sich als Kinder nicht anfassen und erleben durften. Im Porno sehen sie das Rammeln, das Bumsen. Und dann auch noch mit Körpern, die falsch aussehen.

Herr Dabrock, Sie haben mal gesagt, jede Ordnung brauche auch das Dunkle, Wilde...

Dabrock: Ja, jede Ordnung schließt auch etwas aus. Aber das Ausgeschlossene ist immer weiter da. Wenn man das ignoriert, gibt es innerhalb der Ordnung einen Wärmetod.

Henning: Genau! Man will mehr, man will auch mal ausflippen aus der Ordnung...
 

Dabrock: ...dann kann man sich eingestehen, dass es Fremdes, Wildes und Verstörendes auch an einem selbst gibt. Wenn man versucht, das bei seiner eigenen Identitätsfindung mitlaufen zu lassen, kann man zu einer kritischen Aufmerksamkeit gegenüber sich selbst finden. Man muss sich immer wieder fragen: Was verdrängst du jetzt gerade?

Henning: Ich find’s gut, dass Sie solche intellektuellen Schleifen drehen, in denen ich meine praktische Arbeit einordnen kann.

Dabrock: Und mir gefällt, wie Sie Klartext reden, aber nichts ­runtermachen. In einem Ihrer Videos wollte jemand wissen, ob er sexsüchtig sei, weil er einmal am Tag Pornos gucke. Sie haben nicht Ja oder Nein gesagt, sondern: Es ist o. k., wenn du nicht davon gefangen genommen wirst. Sie stellen keine strikten Regeln auf, sondern eröffnen einen Korridor.

Henning: Was für den einen gut ist, gilt für den anderen nicht...

Dabrock: ...und das ist wiederum: sehr protestantisch!

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Sehr geehrte Damen und Herren,

ich habe Ihren Artikel mit Interesse gelesen, vor allem, weil dieses Thema in einem christlichen Magazin veröffentlicht wird. Ich habe dazu einige kritische Anmerkungen und würde mich freuen, wenn Sie meine Gedanken veröffentlichen könnten.

Das Motto von Frau Hennings Job Wie man Liebe macht hat etwas Irreführendes an sich (Chrismon 08/2015 S.22-25). Der Artikel vermittelt mir den Eindruck: Es geht hier doch nicht in erster Linie um sexuelle Liebe , sondern um Methoden zum Gewinn maximaler Lust. Dabei steht nicht das Du, die personale Gemeinschaft im Vordergrund, sondern das Ich, das möglichst Intensives erleben will. Es handelt sich also mehr um einen Egotrip, bei dem der Partner vor allem Mittel zum Zweck ist. Das kann wirklich bis zum Kotzen (Spermaschlucken) gehen. Ein sexuelles Verhalten, das nur von der Gier nach Lust getrieben ist (Orgasmen vor dem Computer!) hat nichts mit Liebe zu tun,  kann aber  die Liebe zerstören. Ich vermisse in diesem Artikel diese kritische Unterscheidung. Sie wäre hilfreich vor allem für junge Menschen, die sich um die sexuelle Liebe bemühen.

Chrismon ist doch eine Zeitschrift, die etwas mit dem gelebten christlichen Glauben zu tun haben will. Welche Orientierung findet in diesem Artikel ein Christ, der in der Nachfolge Christi seine Sexualität gestalten will? Ich erkenne keine. Im Gegenteil: es wird hier der Eindruck erweckt, als ob man mit seiner sexuellen Lust geradezu drauf losleben dürfe. Kein kritisches Wort dazu von Prof. Dabrock und Frau Henning.  Da hat die Bibel, die für einen Christen Orientierung gibt, in diesem Fall der Apostel Paulus, schon Genaueres zu sagen. Er lebte in einer Gesellschaft, die sich in ihrer Sexverfallenheit kaum von der heutigen unterscheidet. Paulus hat den Mut, jeden Sex, der nicht in eine Beziehung der verlässlichen Liebe eingebunden ist als Irrweg zu benennen, der in das Unheil führt. Darüber hinaus schreibt er noch: Denn über eines müsst Ihr Euch im klaren sein: Keiner der ein unmoralisches Leben führt, sich schamlos verhält, hat ein Erbe im Reiche Christi und von Gott zu erwarten (Eph 5,5,nach NGÜ). Ich bedauere, dass Prof. Dabrok, der doch als christlicher Theologe dazu berufen ist, den biblischen Lebensweg aufzuzeigen, so wenig Substantielles für eine christliche Gestaltung der Sexualität zu bieten hat.

Dr. Gerhard Steigerwald, Nürtingen

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Oft habe ich mich gefragt,warum so viele Menschen deutschland-und europaweit von der seelischen Freudlosigkeit,seelischen Verwahrlosung und Obdachlosigkeit betroffen sind? Die grenzenlose Freiheit müsste den Menschen ihre grenzenlose Sehnsucht doch stillen können?

Die Fakten sprechen Bände , das dem so nicht  ist. Noch nie war der Mensch in seinem Meschsein durch sein eigenes Handeln so bedroht wie heute.

Heute protestiert man gegen alles.Wann aber protestiert der Mensch gegen die bewußte und oft aus Bequemlichkeit und Verantwortungsscheu gewollte Tötung seiner eigenen Nachkommenschaft? Wann erfährt die in grosser Sorge und in kluger Weitsicht geschriebene Enzyklika "Humanae vitae" die ihr gebührende Anerkennung. Papst Paul VI hat  mit der in der Enzyklika "Humanae vitae" verkündeten kirchlichen Lehre nicht nur recht gehabt, er hat durch die Entwicklung in den letzten Jahren auch noch Recht bekommen.

Nur eine Umkehr zur gottgesetzten Ordnung des menschlichen Lebens kann uns unser Menschsein in Würde wieder zurückgegebn werden.

Die" Sexberaterin der Nation "Frau Henning verlangt "Die Kirche  muss was zum Sex sagen,die Menschen erwarten Orientierung von ihr"....

Die Kirche hat mehr als genug zum Menschsein und seiner Sexualität Position klar bezogen.Wir(sollen),können die Enzyklika "Humanae vitae"von Paul VI und Lehrschreiben("die Theologie des Leibes")

von Papst Johannes Paul II nur lesen.

Nicht gleich von vorne ablehnen,weil es "katholisch" ist,wie heißt es schön in der Hl.Schrift "prüft alles und behaltet das Gute"....

.Bequem ist es nicht,denn wer zu der Quelle will,muss gegen den Strom schwimmen,und das erfordert Mut und Rückgrat und muss oft riskieren,dass er

verspottet und ausgegrenzt wird.Auch wissen wir,dass alles wirklich Grose und Edle nur durch Verzicht und Opfer erlangt werden kann und nicht durch Bequemlichkeit,Oberflächlichkeit und Genuss. Der Zeitgeist ist mächtig,aber Gott sei Dank,es gibt Menschen die nicht wie tote Fische mit dem Strom schwimmen,

sondern erkennen,dass wenn man vor dem Abgrund steht ein"Rückschritt"immer ein Fortschritt ist.

Zum Schluss,würden wir ernsthaft die 10 Gebote Gottes in unserem Alltag befolgen,wären wir viel glücklicher in unserem Leben.

P.S."Die Abwesenheit des Schamgefühls ist ein Zeichen des Schwachsinns"(Sigmund Freud)

Ruzica Batarilo-Poljak München

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...und Mann entstammt einer Zeit, als die Menschen ihre Lebensweise umstellten. Sie wurden seßhaft und kurbelten die Reproduktion an. Wo Frauen vorher alle vier Jahre ein Kind bekamen, bedingt durch die Lebensumstände, wegen Praktiken zur Empfängnisverhütung konnten sie jetzt nahezu jederzeit schwanger werden und ihre Kinder auch lebensfähig zur Welt bringen und aufziehen. Nämlich mit der Milch ihrer Haustiere. Das setzte große soziale Veränderungen in Gang. Unter Anderem sank der soziale Rang der Frauen und Mädchen deutlich hinter Männer und Jungen zurück. Weibliche Wesen wurden fortan vor Allem als Arbeitskraft und als Objekte, an denen Männer sich sexuell abreagierten und die Nachwuchs gebären angesehen. Die vormals vorhandene, vermutlich komplexe erotische Kultur wandelte sich ebenfalls. Und landete da, wo sie sich seit ein paar Tausend Jahren befindet: etwa auf der Ebene der Viehzucht.
Da die echte und natürliche Liebe zwischen Mann und Frau, Mann und Mann und Frau und Frau schwand und durch ritualisierte heterosexuelle Bande (die Ehe) ersetzt wurde, entwickelte man allerlei Rituale und Mythen, um den entstandenen Verlust zu kompensieren. Die von der "reinen, heiligen" Liebe, davon, dass die Rolle der Frau beim Sex die Hin- und Selbstaufgabe sei, die des Mannes das Nehmen und Überwältigen, Frauen ganz von selbst eher asexuell und auf jeden Fall "mütterlich" seien. Männer dagegen sexgierig und grob. Ehejubiläen werden gefeiert, um davon abzulenken, dass die meisten Menschen sich nach einiger Zeit des Miteinanders auf den Keks gehen und neu verorten oder finden müssen. Usw., usw., usw. Wir kennen das alles zur Genüge.
Seit wenigen Jahrzehnten ist da wieder was im Umbruch.

Und insgesamt ist die Debatte wichtig. Sie sollte unbedingt einen weiteren Teil unsere sexuellen Traditionen berücksichtigen. Nämlich die Tatsache, dass in unserem Land so viele Kinder sexuell ausgebeutet werden, dass der Prozentsatz an Missbrauchsopfern unter den Erwachsenen bei fast 13 liegt. Auch dies eine Folge von Übereinkünften und Gewohnheiten, die im Christentum verankert sind.
Nicht umsonst wurde die Missbrauchsdebatte, die ab 2010 unsere Gesellschaft wieder einmal erfasste, von Opfern der Katholischen Kirche entfacht.

Missbrauch ist in unserer Kultur so verbreitet, dass wir ihn rein rechnerisch als vollkommen normal einstufen müssen.

Angelika Oetken, Berlin-Köpenick, eine von 9 Millionen Erwachsenen in Deutschland, die in ihrer Kindheit und/oder Jugend Opfer schweren sexuellen Missbrauchs wurden

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