Kay Pollak am Arbeitsplatz
Kirchen sollen "Trainingscamps" für die lebensfrohe Gemeinschaft sein, findet der schwedische Regisseur Kay Pollak.
Åsa Sjöström
Mit Liebe gegen strikte Ordnung
Sein Film „Wie im Himmel“ war ein Kinohit und für den Oscar nominiert. Jetzt präsentiert der schwedische Regisseur
Kay Pollak „Wie auf Erden“. Und wieder geht es um Gesang, um Gemeinschaft und Freiheit im Kirchenchor
Lena Uphoff
26.11.2015

Was unterscheidet den schwedischen Filmregisseur und Autor Kay Pollak von anderen? Dass er so „evangelisch“ ist? Evangelisch, was heißt das für ihn? Pollak atmet zweimal tief durch. „Ich möchte zeigen, wie wichtig Liebe und Freiheit für eine Gemeinschaft sind. Niemand muss ständig den Maßstäben anderer genügen. Alle gewinnen, wenn jeder ­seine speziellen Gaben mitbringt. Eben auch in einem Kirchenchor. Dann lässt sich fröhlich feiern.“

Schon einmal hat Pollak, den wir in seiner Stockholmer Denk- und Schreibbude treffen, diese Botschaft filmisch präsentiert. Auf ebenso unterhaltsame, anrührende wie tiefsinnige Weise. „Wie im Himmel“ (2004) wurde als einer der besten fremdsprachigen Filme für den Oscar nominiert, von der Kritik gefeiert und europaweit zum Hit mit Millionen Zuschauern. In diesen Tagen wird „Wie auf Erden“ in die deutschen Kinos kommen, Pollaks neues Werk und – wie im Vaterunser – tatsächlich die Fortsetzung von „Wie im Himmel“.

In „Wie im Himmel“ hatte Pollak die Geschichte des Stardirigenten Daniel erzählt, der sich nach Burn-out und einem schweren Herz-Kreislauf-Kollaps in das nordschwedische Dorf seiner Jugendjahre zurückzieht, um Ruhe zu finden. Höchst unwillig übernimmt er die Leitung des Kirchenchors. Ein durchschnittliches Amateur­ensemble, in dem sich die Konflikte und Intrigen des Dorfes spiegeln. Daniel schafft es, den Chor aufzubrechen. Er selbst wie die Sängerinnen und Sänger begreifen, dass man Angst und Misstrauen besiegen, einander lieben und schließlich aus vollem Herzen miteinander singen kann.

"Jesus braucht keine Kirchenbänke"

Am Ende des Films stirbt Daniel überraschend an einem Herz­infarkt. Er hinterlässt Lena. Die junge Supermarkt-Kassenfrau hat ihm mit Musikalität und Lebensfreude aus seinem Psychotief herausgeholfen. Sie erwartet ein Kind von ihm. Lena (Frida Hallgren) ist nun die Hauptfigur im zweiten Teil.

Zu Beginn von „Wie auf Erden“ singt die Hochschwangere nur wenige Monate nach Daniels Tod als Folk- und Rock­sängerin auf einer großen Fete. In der Nacht nach dem Auftritt setzen viel zu früh die Wehen ein. Und ausgerechnet Pastor Stig, der inzwischen dem Alkohol verfallene konservative Gemeindepfarrer, hilft ihr, den kleinen Sohn zur Welt zu bringen.

Stig hat Probleme. Seine Frau hat ihn verlassen, seine Gottesdienste fänden vor leeren Kirchenbänken statt, würde er nicht hin und wieder Leute für ihren Besuch bezahlen. Als er Lena näherkommt, hat er eine Idee: Sie soll den Chor übernehmen und das „Halleluja“ aus Händels „Messias“ aufführen, wenn die Dorfkirche nach ihrer Restaurierung feierlich wieder eingeweiht wird.

Lena sagt zu und beginnt mit großer Herzlichkeit, alles, was im Flecken ein Instrument besitzt oder gerne singt, zum Mitmachen zu animieren. Das bedeutet Zoff mit dem Kirchenvorstand und der Verwaltung. Der Bezirkskantor ist beleidigt. „Das ist mein Job. Die hat ja nicht mal Musik studiert. Das Fernsehen kommt! Das wird eine Katastrophe!“ Und der Pfarrgemeinderat ist ebenfalls empört.

Der Streit eskaliert, als Lena die Kirchenbänke rausschmeißen und den „heiligen Ort“ zur Partybude entweihen lässt. Den ­Kirchenfunktionären schreit sie entgegen: „Jesus brauchte ­keine Bänke.“ Es gibt traurige Zwischenfälle, einen neuen Mann in Lenas Leben und – natürlich – ein Happy End.

„Nie mehr ducken und buckeln“

Der Filmemacher hat das Drehbuch erneut zusammen mit seiner Frau Carin und seiner Schwester Margaretha geschrieben. „Durch Carin, die in einem Kirchenchor singt, bin ich überhaupt erst auf die Idee gekommen. Manchmal kam ich ein wenig zu früh, wenn ich sie von den Proben abholte. Und dann sah ich, wie da Leute unterschiedlichster Herkunft und verschiedenster Berufe einen Klangkörper bildeten. Das hat mir sehr gefallen.“

Pollak erzählt auch in diesem zweiten Werk, was ihn persönlich bewegt: „Ich möchte, dass Leute ausbrechen aus dieser blöden ­Logik: Einer bestimmt und andere gehorchen. Das verhindert echte Kreativität. Und am schlimmsten sind Predigten von der Sorte: Gott will, dass du einsiehst, wie schlecht du bist. Dann kannst du dich bessern! Blanker Unsinn!“ 

„Gottesdienst“ war für den jungen Pollak „wirklich kein Ort der Freude“. Er stammt aus einer frommen Familie. „Ich bin in Göteborg aufgewachsen. Meine Mutter ging jeden Sonntag zum Gottesdienst. Und der Sohn hatte selbstverständlich mitzukommen. Als Kind und Teenager musste ich mir von all den ­Pfarrern fortwährend anhören, Gott sei die strenge und strafende Gewalt über unserer Existenz.“ Das verstörte den jungen Kerl, und er geriet in wachsende Distanz zur Kirche.

Als der Mathematikstudent Kay Pollak einige Jahre später begriff, „dass Gott im Sinne Jesu die Liebe ist, hat mich diese Er­fahrung völlig verändert“. Und diese Veränderung sei damals sogar in seinem Personalausweis erkennbar geworden: „Hatte ich zuvor eine Körpergröße von 1,89 Meter da drin stehen, so waren es nun 1,91 Meter. Ich hatte aufgehört, mich zu ducken, zu krümmen, zu buckeln. Liebe macht nicht klein, sondern größer.“

Weihnachtshaferbrei mit allen Nachbarn

Kirchen, so denkt Pollak, seien dann am besten, wenn sie „Trainingscamps“ für die lebensfrohe Gemeinschaft sind: „Orte der Freude, der Revolution gegen die Lieb­losigkeit. Liebe muss man üben! Es ist leicht, zu verdammen, und schwer, zu lieben.“ Pollaks Augen blitzen. „Unser Hauptproblem ist die Angst vor den anderen. Sie sind nur noch Konkurrenten, Gegner, Feinde. Daran hat sich auch durch virtuelle ,Friendship‘ wenig geändert.“ Die Veränderungen in der schwedischen Kirche lassen Pollak hoffen: „Es hat sich viel getan in den letzten Jahren. Und wie ich von Freunden höre, auch in Deutschland. Die jungen Pfarrerinnen und Pfarrer sind offenbar nicht mehr so ordnungsbewusst und streng.“

Die strikte Ordnung mit Liebe überwinden – das heißt für ­Pollak eben auch: „Raus mit den Kirchenbänken, in denen die Menschen sitzen und jeweils nur die Nacken der anderen sehen. Wenn wir im Kreis, in fröhlichem Chaos singen, plaudern und lachen, ist Jesus mitten unter uns. Er will die Freiheit – nicht ­voneinander, sondern miteinander.“

Weihnachten mag Kay Pollak besonders gerne. Weil es eine Zeit ist, in der man einander nahekommt. „Das gilt in Schweden auch für Leute, die nicht in die Kirche gehen. Auch die tanzen in ihren Familien den klassischen Tanz um den Christbaum mit, als Ausdruck der Freude über Christi Geburt, die Neugeburt der Liebe.“

Die Pollaks pflegen an Weihnachten seit Jahrzehnten eine besondere Tradition: „Als unsere älteste Tochter noch ganz klein war, fingen wir an, all unsere Nachbarn am ersten Weihnachtstag zu einem späten Frühstück einzuladen. Und das halten wir noch immer so. Das ist eine größere Menge Menschen, die sich da in allen Zimmern unserer Wohnung tummeln. Dann singen sie in der knallvollen Bude Weihnachtslieder, essen unseren ­traditionellen Weihnachtshaferbrei und sind gemeinsam fröhlich. Das ist für uns das Lichterfest, dessen Strahlen uns Wochen und Monate begleiten.“ Wie auf Erden!

„Wie auf Erden“ seit 3. Dezember 2015 in deutschen Kinos. Lesen Sie hier die Film-Kritik von epf film

Ab 17. März 2016 auch als DVD und Blue Ray.

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Welcher Christ hilft uns jetzt zu Weihnachten? - bin ebenso ein Christ.

Ich hatte schon inseriert, hier meine Suchanzeige:
Meine beiden Kinder - Tochter, Studentin Medizien und Sohn seit Herbst/Winter arbeitslos kommen Weihnachten zu mir zu Besuch. Bin alleinstehend und habe meine beiden Kinder alleine großgezogen. Auch Oma und Opa sind verstorben als meine Tochter damals 4 1/2 Jahre alt war - beide Großeltern innerhalb von 10 Wochen damals verloren. Meine Rente ist noch nicht durch. Suche eine kleine finanzielle Hilfe als Leihgabe, damit Weihnachten etwas Freude bei uns einkehrt. Wer hilft uns?
Es meldeten sich auf meine Suchanzeige mehrere unseröse Herren, die im Gegenzug der Hilfeleistung, bzw. im Voraus Sex mit mir ansprachen, von mir wollten.
So wird die Not von Menschen ausgenutzt.
Ich bin schon so sehr verzweifelt, sehr trauring, die Zeit rückt immer näher zum Weihnachtsfest, ich weiss mir keinen Rat mehr und ich habe auch Angst davor, ich habe schon mit dem Gedanken gespielt, zu mindestens Morgen, meine Kinder zu Weihnachten, zu den Feiertagen ausladen zu müssen, ihnen somit die Freude des Nachhausekommens nehmen zu müssen.
Gibt es Hilfe von einem Christen für uns? Wir würden uns sehr freuen, wenn in der Familie die Geburt Christi mit Freude begehen könnten, das Weihnachtsfest und die Traurigkeit uns genommen würde.

Ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest, Christfest allen Christen.
Gottvertrauen

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