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Europa sollte nicht so tun, als sei Vergewaltigung ein Problem der anderen
03.07.2014

Vergewaltigung als Waffe – eine Ungeheuerlichkeit. Die Körper von Frauen werden benutzt, um Gegner zu demütigen und so zu schwächen. Mit Sex hat das rein gar nichts zu tun. Es geht um Macht. Und ihre Macht demonstrieren Männer besonders wirkungsvoll, indem sie Frauen erniedrigen. Wer mit Gewalt Geschlechtsverkehr erzwingt, zerstört die Selbstbestimmung einer Frau und verletzt sie da, wo sie am empfindlichsten ist.

Auch ihre Angehörigen leiden mit und fühlen sich herabgesetzt. Im Bosnienkrieg wurden Frauen gleich in Massen vergewaltigt, um Teile der Bevölkerung zu vertreiben. In vielen afrikanischen Konflikten zielt die öffentliche Vergewaltigung darauf, ganze Familien zu zerstören. In den vergangenen Monaten machten zudem brutale Vergewaltigungen in Indien Schlagzeilen. Selbst Politiker verharmlosten diese Straftaten als Bagatellen. Gräuel, die im Krieg passieren oder in rückständigen Randregionen unserer Welt, scheinen für uns weit weg. Doch im März hat eine Studie der EU uns Europäern einen Spiegel vorgehalten, in den wir gar nicht gerne schauen. In der EU, fernab von Kriegen, fällt jede dritte Frau körperlicher oder sexualisierter Gewalt zum Opfer. Das verdrängt meist, wer allzu schnell mit dem Finger auf die angeblich verrohten Inder und Afrikaner zeigt. Wenn wir Europäer den Kampf dagegen aufnehmen wollen, müssen wir bei uns selbst anfangen.

Gesetze sind wichtig, entscheidend aber ist die Haltung in der Gesellschaft: null Toleranz für sexualisierte Gewalt. Das muss immer wieder öffentlich ausgesprochen werden, auch auf höchster politischer Ebene.

Wie Mitte Juni, als sich eine bislang beispiellose interna­tionale Konferenz in London mit der Gewalt gegen Frauen im Krieg beschäftigt und ein Protokoll mit konkreten Hilfe­stellungen verabschiedet hat. Es leitet Betroffene zum Beispiel an, wie sie die sexualisierte Gewalt sinnvoll dokumen­tieren und zur Anzeige bringen können. Das ist ein wichtiger Schritt auf einem mühsamen Weg. Das Ziel ist erst erreicht, wenn Vergewaltigung weltweit geächtet ist und überall Männer wie Frauen die Botschaft ver­innerlichen, dass sexualisierte Gewalt in jeder Form tabu ist.

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