Foto: Christian Huhn
Ich glaube an dich
Lili ist depressiv. An manchen Tagen traut sie sich nichts zu und würde am liebsten die Decke über den Kopf ziehen. Das lässt ihr Freund Christian nicht zu. Er glaubt an sie. Er fotografiert sie. Er sagt, das ist seine Therapie. Eine Geschichte aus dem Buch „Was Liebe aushält“
Tim Wegner
05.10.2014

Es gibt diese Frühwarnzeichen. Wenn Lili den Freunden per SMS absagt. Wenn in der Küche die schmutzigen Teller liegen bleiben und im Schlafzimmer die Wäsche. Wenn Lilis Geburtstag naht und sie auf keinen Fall feiern will, weil sich ja die anderen dann Zeit für sie nehmen und Geschenke besorgen müssten. Für sie, nur für sie? Das ist sie doch gar nicht wert. Wenn sich solche Dinge häufen, weiß Christian: „Es wird wieder kritisch.“ Ganz ruhig, ohne in Panik zu verfallen, ruft er dann die Freunde an und sagt: „Klar kommt ihr heute Abend. Das war doch ausgemacht.“ Es ist wichtig, sagt Christian, dass man Dinge auch durchzieht. Es ist wichtig, dass einer die Übersicht behält, wenn die andere gerade wieder den Boden unter den Füßen verliert.

Lili, 24, hat eine „rezidivierende Depression“. Das heißt: eine Depression, die immer wiederkommt. Christian, 28, hat gelernt, damit umzugehen. Hat aber auch gelernt, wo seine eigenen Grenzen sind. Als Lili sich zum ersten Mal mit dem Taschenmesser selbst verletzt hat, als Chris­tian diese seltsame Wunde an ihrem Oberschenkel entdeckte, wusste er: „Ich bin überfordert, da müssen Profis ran.“ Das war vor zwei Jahren, da hat er sofort gehandelt, hat sie ins Auto verfrachtet und ist mit ihr ins Krankenhaus gefahren. „Ich denke so oft, oh Gott, wie schlimm muss das für Christian gewesen sein!“, sagt sie heute, und immer wieder: „80 Prozent der Männer wären längst weg!“

Wenn Lili am Küchentisch in ihrer verwinkelten Duisburger Altbauwohnung sitzt, eine schöne Frau mit brauner Löwenmähne, die sprudelnd erzählt, zärtlich ihre Katzen Neo und Nala krault und Händchen hält mit Christian – dann möchte man sie am liebsten schütteln, wenn sie solche ­Sätze sagt. „Wie der das mit mir aushält!“ oder „Ich wundere mich, dass Christian bei mir bleibt“. Mädel, der liebt dich! Das sieht man doch! Jetzt rede es doch bitte nicht herbei, dass er dich verlässt.

Christian sagt dann nur: „Gleich weinst du wieder.“ Und: „Ich liebe dich, weil du eine tolle Frau bist.“ Das sagt er ihr nicht nur mit Worten, sondern auch mit Bildern. Chris­tian ist Fotograf. Und er fotografiert sie immer, auch wenn sie depressiv unter der weißen Federdecke liegt und nicht ­aufstehen mag. „Mir hilft das unheimlich“, sagt er, „das Fotografieren ist meine Therapie.“ Das Fotografieren ist das zentrale Thema der beiden. Christian zeigt Lili mit seinen Fotos: Du bist schön! Du bist wertvoll! Auch wenn du grade total durchhängst. Und Lili sagt Christian mit jedem Fotografiertwerden: Du bist ein großer ­Fotograf, du wirst eines Tages davon leben können, ich glaube an dich.

Sie ist seine erste Freundin, sein "Nordstern"

Und damit ist man mittendrin in dieser Liebesgeschichte. Für Christian war der Fotografenberuf ganz und gar nicht vorgesehen. Christian Huhn wird 1986 als einziger Sohn mit zwei Schwestern in einen mittelständischen Betrieb in Oberhessen hineingeboren. Der Rosenhof, eine Landschaftsgärtnerei mit 60 Leuten. Vater Huhn ist ein tüchtiger, pflichtbewusster Mann, der jeden Morgen um halb sechs im Betrieb steht, auch sonntags, auch feiertags, die fürsorgliche Mutter an seiner Seite. Immer ist klar, und daran gibt es gar keinen Zweifel: Christian wird diesen Betrieb übernehmen. Alle Kinder werden später mit ihren Partnern auf den Rosenhof ziehen. So war es immer auf diesem Hof und so wird es weiter sein.

Wenn man heute, im Jahr 2014, diesem jungen Mann gegenübersitzt, kann man sich schwer vorstellen, wie aus ihm ausgerechnet ein Gärtner hätte werden sollen. Und ein Boss. Muss man da nicht groß und kräftig sein, laut und sonnengegerbt? Chris­tian ist ein schlanker, feingliedriger junger Mann, seine Haut ist blass, er spricht leise, durchdachte Sätze, seine Haare fallen tief ins Gesicht. Fotograf passt schon ganz gut, er würde auch als Computerspiel-Entwickler durchgehen oder als Poet. Aber Gärtner? Chef über 60 Leute?

Es ist schwer für den Sohn, aus dem vorbestimmten Leben auszubrechen. Unglücklich ist er schon, als er nach dem Abi­tur seine Gärtnerlehre macht. 115 Kilo bringt er auf die Waage, er findet sich dick und unattraktiv, mit Mädchen läuft sowieso nichts. Die Wende bringt ein Auslandsjahr in Neuseeland, wo er als Landschaftsgärtner jobbt. Dort lebt er auf. Er landet bei einer Gastfamilie von Rennradfahrern, er treibt bei 40 Grad Sport, ernährt sich gesund, er genießt die Sonne, er nimmt 45 Kilo ab, er fühlt sich großartig. Und er entdeckt das Fotografieren. Vor dem Abflug hat er sich eine Kamera gekauft, jetzt streift er manchmal stundenlang durch die Landschaft und macht Fotos. Dann zurück nach Deutschland, Einstieg in den elterlichen Betrieb.

Es ist grau, es ist kalt, Christian hasst diesen Winter. Und er fängt an, seine vorbestimmte Zukunft im elterlichen Betrieb zu hassen. Nächtelang vergräbt er sich vor seinem Computer, spielt „World of Warcraft“ und trinkt zu viel billigen Whisky. In dieser Zeit lernt er die Studentin Lili kennen, auf ­einer Party von Freunden. Sie studiert Psychologie in Heidel­berg, er wohnt bei seinen Eltern in Hessen, manchmal chatten sie die ganze Nacht am Computer. Sie ist seine erste Freundin. Und sie wird sein „Nordstern“, sagt er. Sie ist die Erste, die ihm Mut macht: Du musst dieses vorbestimmte Leben nicht akzeptieren. Du machst gute Fotos. Du kannst auch Fotograf werden. Lebe deinen Traum. Ich glaube an dich!

Lili ist zu jener Zeit die Stärkere von den beiden. Zwar ist ihr familiärer Hintergrund das krasse Gegenteil von Christians heiler Familie. Eltern geschieden, Mutter arbeitslos, Stiefvater krankhaft eifersüchtig. Aber Lili, halb Ungarin, halb Deutsche, hat im Gegensatz zum behüteten Christian in ihrem jungen Leben schon viele Umzüge und Neuanfänge gemeistert. Sie war in zwei verschiedenen Kinder­gärten, in Ungarn und in Deutschland, in zwei Grundschulen, in einem Internat in einer ungarischen Kleinstadt, bei einer Au-pair-Familie in Frankreich. Sie ist eine Nomadin. Und sie sagt Christian: Du darfst weggehen.

12 Euro für sieben Tage - sie sind arm, aber verliebt

Lili glaubt von Anfang an, dass Chris­tian großes Talent als Fotograf hat. Noch sind seine Fotos, wie er selber sagt, „grotten­schlecht“. Aber er ist glücklich, wenn er mit der Kamera losziehen kann, und er fängt an, Lili zu fotografieren. Lilis Mutter, ambitionierte Hobbyfotografin, hilft Chris­tian, Bewerbungsmappen zusammenzustellen für eine Fotografenlehre. Das darf keiner wissen auf dem Rosenhof, natürlich nicht, Christian ist ja der Firmenerbe. Mittlerweile ist auch Lili mitsamt ihren Katzen auf dem Hof eingezogen, noch denkt der Firmenpatriarch sicher: Genau so wird alles gut. Christian wird der Chef, seine künftige Frau zieht hier ein, es wird Kinder und Katzen geben und es wird immer so weitergehen. Er kann ja nicht ahnen, dass Lili zwar die heimelige Großfamilie liebt, wo es immer nach Essen duftet und Christians Mutter alle umsorgt. Aber eine Zukunft in der Landwirtschaft kann sie sich beim besten Willen nicht vorstellen. Und sie sieht ja, wie unglücklich ihr Freund ist.

Lili sagt: Ich liebe Tiere mehr als Menschn
Deshalb die heimlichen Bewerbungen. Sieben Fotografen melden sich, zwei Vorstellungsgespräche, eines klappt: Er kann sofort anfangen bei einem Studio in Duisburg, das auf Unternehmensfotografie spezialisiert ist. Lili und Chris­tian verlassen den Rosenhof, ziehen nach Duisburg und Christian geht jeden Morgen zu seiner neuen Lehrstelle ins Fotostudio. Der Chef ist „wie ein Vater“, geht auch mal ein Bier trinken mit dem Azubi, ermutigt ihn, sich bei Wett­bewerben und Zeitschriften zu bewerben, und Christian hat ganz schnell Erfolg. Gewinnt einen „Foto-Oscar“, wird für einen evangelischen Medienkunstpreis nominiert. Und der echte Vater? Der Gärtner? Für den ist Christians Ausbruch ein Schock. Totale Enttäuschung. Der Sohn wird niemals die Gärtnerei übernehmen. Es wird niemals die Großfamilie zusammen auf dem Hof wohnen. Er streicht erst mal das Geld, die Mutter steckt ihm hintenrum ein paar Scheine zu. Der Anfang in Duisburg ist hart. Christian hat nur sein Lehrlingsgehalt und die Notgroschen der Mutter. Von Lilis Mutter können sie keine Unterstützung erwarten. Lilis Mutter kämpft, nach einer Trennung und einer Krebs­diagnose, selber mit dem täglichen Leben, zieht sogar nach Ostdeutschland, weil man dort billiger über die Runden kommt. Der Lebenspartner der Mutter fängt im Alter von 70 Jahren noch mal an, auf dem Bau zu arbeiten, weil die Rente nicht zum Leben reicht. Geld ist so knapp, sie können der Tochter nichts geben. Die ersten Monate in Duisburg lebt das junge Paar wie die armen Künstler bei Spitzweg. Dreimal am Tag belegte Brote. Kino? „Nein, von 12 Euro können wir sieben Tage lang essen.“ Sie sind arm, aber verliebt.

Die dunklen Wolken ziehen auf, als Christian gerade so halbwegs angekommen ist in seinem neuen Leben. Er wusste immer, dass Lili Phasen hat, in denen sie sich unter der Decke verkriecht – das kennt er auch von sich selber, vor allem im Winter. Aber als das mit dem Taschen­messer passiert, ist zum ersten Mal klar: Sie braucht professionelle Hilfe.

Denn Lili schleppt eine Menge mit sich herum. Schon ihr Start ins Leben ist denkbar schlecht, ihr leiblicher Vater, ein ungarischer Arzt, fordert bis in den sechsten Schwanger­schaftsmonat hinein die Abtreibung. Die Stiefväter, die folgen, sind ebenfalls problematisch, Lilis Mutter hat Pech mit Männern. Der eine lässt eine Waschmaschine auf sie fallen, der zweite ist krankhaft eifersüchtig. Und Lilis Mutter ist ein Messi. Überall Kisten, alte Zeitungsstapel, nie kann Lili als Kind Freundinnen nach Hause einladen. Kein Platz. Und total peinlich. Lili hat eine wirk­lich schwere Kindheit, und in der Pubertät hat sie ihre erste echte Depression. Sie wird in der Schule gemobbt, in ihrem Nach­namen kommen die drei Buchstaben „pig“ vor, daraus entstehen „wahnsinnig witzige“ Wortschweinereien. Kinder können grausam sein. Lili futtert sich einen Panzer an, wechselt die Schule, sie hat viel mitgemacht in ihrem jungen Leben.

"Stimmt, du bist wahnsinnig anstrengend. Aber auch wahnsinnig aufregend."

Viel Stoff für die Ärzte und Therapeuten in der psychiatrischen Klinik, in die Christian seine Freundin im Oktober 2012 bringt. Es ist gut, dass er die Notbremse gezogen hat, denn die Wochen zuvor hatte sie sich mit Alpträumen im Bett verkrochen und sich schließlich mit dem Messer verletzt. In der Klinik in Essen, in der sie drei Monate stationär bleiben muss, gelten strenge Regeln – einmal ritzen, gelbe Karte, zweimal ritzen, Entlassung. Seitdem ist Lili in Behandlung, hat eine Therapeutin, arbeitet an ihren Problemen. Mit dem Messer hat sie sich seitdem nie wieder verletzt, aber es gibt Hochs und Tiefs. So wie neulich, als sie in einem unkontrollierten Wutanfall ihr Smartphone auf dem Boden zertrümmerte. Wieder mal ging es um Christians Vater, den Gärtner. Der bat den Sohn, eine Veranstaltung bei der Gärtnerei zu fotografieren, den „Tag der offenen Gartenpforte“. Und Lili hatte sich so auf ein Pärchenwochenende in Ruhe gefreut. Klassischer Beziehungskonflikt, kommt in den besten Familien vor. Aber bei Lili bricht dann alles durch: Ich bin weniger wert! Ich bin nicht so wichtig! Voller Wut wirft sie Christian wüste Beschimpfungen an den Kopf, trampelt auf ihr Handy und heult anschließend stundenlang. Dabei haben sie wirklich keine 100 Euro übrig, um es re­parieren zu lassen. 100 Euro!

###autor### Und wie reagierte er? Völlig ruhig. Er sammelte die Scherben auf. Und suchte ein Uralt-Handy aus der Schublade, jetzt muss sie halt mit dem telefonieren. Ist das nicht wahnsinnig anstrengend, dieses Leben mit einer Depression? Chris­tian drückt ihr einen Kuss auf die Wange. „Stimmt, du bist wahnsinnig anstrengend. Aber auch wahnsinnig aufregend.“ Er weiß, was er ihr verdankt. „Ohne dich“, sagt er, „wäre ich heute Gärtner in Schlüchtern und würde vermutlich 120 Kilo wiegen.“

„Und ich wäre ohne dich vielleicht schon tot“, sagt sie. Das findet er übertrieben. Sie drücken es so aus: „Wir holen beide das Beste aus dem anderen hervor.“ Seine Klarheit, seine Disziplin – das hilft ihr sehr. „Lili braucht Struktur.“ Er war mit ihr nicht nur beim Arzt, sondern auch bei der Berufsberatung. Das Psycho­logie­studium, das ihr vor Klausuren so viele Ängste und schlaflose Nächte bereitet hat – das ist nicht gut für sie. Jetzt haben sie besprochen: Sie soll eine Ausbildung zur Kauffrau machen, mit festen Arbeitszeiten, klaren Aufgaben. Sie wurde zu drei Bewerbungsgesprächen und Assess­ment-Centern eingeladen, bei zwei Kaufhäusern und bei einer Bank. Drei Zusagen. Jetzt fängt sie eine Lehre bei der Bank an. Was für ein Erfolg! Das muss doch gut sein fürs Selbstwertgefühl!

„Ja“, strahlt sie, „aber nur, weil ich als Beste abgeschnitten habe. Sonst würde ich mich echt hassen.“ Keine Frage, die Therapeutin hat immer noch was zu tun – aber die Richtung stimmt. Auch bei Christian geht es nur bergauf im Moment. Er hat seine Gesellenprüfung als Jahrgangsbester bestanden und will jetzt Fotografie studieren. An drei Unis hat er sich beworben. Jetzt fängt er an der renommierten Folkwang-Schule an, erste Adresse für künftige Fotografen. Lili ist stolz auf ihn. Und gleichzeitig voller Angst: Wird er an der Uni viel tollere Frauen treffen als sie? Wird er sie verlassen?

Sie ist stolz, weil sie die Erste war, die an sein Talent glaubte. Und sie hat ihn total unterstützt während der vielen ­Prüfungen. Ihn nach Strich und Faden verwöhnt. Ihm kleine Überraschungseier in die Tasche geschmuggelt, seine vergessene Speicherkarte hinterhergetragen und zu Hause sein Lieblingsessen vorbereitet und diesen speziellen Whisky – fürs Feiern nach den Aufnahmeprüfungen.

Da sie neuerdings in einer Weinhandlung jobbt und ein paar Euro verdient, bis die Lehre anfängt, hat sie auch ein bisschen mehr Geld. Und hat ihm – als alle seine Prüfungen geschafft waren – die „Collectors Edition“ eines Computerspiels geschenkt, für die man sich bei Amazon schon ganz früh bewerben musste. „Dark Souls 2“.

"Solange wir zusammen sind wächst und entwickelt sich alles irgendwie."

„In dieser Welt müssen Spieler um ihr Überleben kämpfen“, beschreibt Amazon das Spiel, und einen Moment lang fragt man sich: Ob dunkle Seelen das Richtige sind für die beiden, die selber so oft in den seelischen Abgrund blicken? Dass Lili ihrem Freund dieses Spiel geschenkt hat, ist eben auch so ein Liebesding. Lili spielt selber nicht am Computer. Und manchmal findet sie, dass Christian zu lange vor der Kiste sitzt. Aber das gehört zu Christian, und sie will ihn so akzeptieren, wie er ist, sie hat gelernt, darauf nicht eifersüchtig zu sein. Wenn er stundenlang am PC sitzt, heißt das eben nicht, dass die „Dark Souls“ interessanter sind als Lilis Seele. Dann will Christian einfach nur spielen.

Auch Christian hat gelernt, Dinge bei Lili zu akzeptieren, die er zwar nicht richtig findet. Die aber zu ihr gehören. Chris­tian, selber in der Landwirtschaft groß geworden, mag zwar Lilis Katzen, er hat sie damals vom Rosenhof mit in die Duisburger Wohnung geschleppt. Er zuckt noch nicht mal zusammen, wenn sie sagt: „Ich liebe Tiere mehr als Menschen.“ Aber als sie neulich vom Urlaub in Ungarn anrief und ankündigte, sie werde noch eine Straßenkatze retten und mitbringen – war er dagegen. Zu spät, sie hatte sie schon eingesammelt. Jetzt ist Neo da – und Chris­tian sagt, natürlich nur im Spaß, „Neo ist ein Arschloch.“ Süß ist er ja doch.

Alle zusammen, Katzen und Katzeneltern, ziehen nun von Duisburg nach Essen. Und irgendwann werden sie in eine Stadt ziehen, in der die Sonne öfter scheint als im Ruhr­gebiet. Aber jetzt haben sie schon vier Winter zusammen durchgestanden. „Solange wir zusammen sind“, sagt er, „wächst und entwickelt sich alles irgendwie.“

Alles wächst. Was für eine schöne Liebeserklärung. Da kommt doch noch etwas durch vom Gärtnern und Düngen. Die Gärtnerei in Hessen übernimmt jetzt die Schwes­ter. Und der Vater? Wirklich abgefunden hat er sich nicht damit, dass der Sohn ausgebrochen ist. Aber es ist viel passiert im letzten Jahr. Die Mutter ist völlig überraschend gestorben. Und der verlorene Sohn hat sich zum Einserabschluss hochgekämpft. Chris­tian ist Jahrgangsbester geworden an der Berufsschule. „Also hast du doch meine Gene“, hat der Vater neulich gesagt. Und, ja, er wird kommen zur Lossprechungsfeier bei der Handwerkskammer, wenn sein Sohn eine Urkunde überreicht bekommt als bes­ter Fotografengeselle 2014. Er wird seinen feinsten Anzug anziehen, seine Schwiegertochter Lili wird neben ihm sitzen, und es wird ein schönes Fest werden. Sie haben alle ganz schön was geschafft im letzten Jahr. Auch in dieser Welt – und nicht nur in der Computerspielewelt – müssen alle Spieler um ihr Überleben kämpfen. Und gerade haben sie ein paar Schlachten ziemlich gut geschlagen. Es gibt was zu feiern.

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