Foto: Sam Hodgson/NYT/Redux/laif
Wieder einer: San Diegos Bürgermeister hat mehrere Frauen sexuell belästigt und redet sich so lange heraus, bis es nur noch peinlich ist. Mit eigener Schuld umgehen - ein wichtiges Thema in den USA, meint die deutsche Auslandspfarrerin
22.01.2014

San Diegos Bürgermeister Bob Filner war im Herbst zum Rücktritt gezwungen worden, weil er mindestens drei Frauen sexuell belästigt hatte. Er reihte sich damit ein in ­die Riege der Politiker, Generäle und Priester, die in den vergangenen Jahren in den ­USA und Kanada über Sex- oder Drogenskan­dale stolperten, angefangen bei Bill Clinton. Das zugrunde liegende Thema scheint immer Machtmissbrauch zu sein. Aber mir drängt sich ein anderes auf: der Umgang mit Scham und Schuld.

So wie andere vor ihm zeigte Filner wenig Einsicht, dass er sich falsch verhalten hat, er hatte offenbar kaum Gespür für sein Tun und dessen Wirkung. Nachdem ihn eine Exmitarbeiterin beschuldigt hatte, sie belästigt zu haben, beraumte er umgehend eine Pressekonferenz an, auf der er ihr wiederum amouröse Annäherungen unterstellte. Dem Mann wurde geglaubt – bis sich später über eine Anwältin weitere Frauen meldeten. Filners mühsame Rechtfertigungen und sein Herausreden wurde von da an immer peinlicher, rücksichts- und verantwortungsloser. 

Die Kirchen haben sich laut Verfassung aus der Politik herauszuhalten. In San ­Diego bezogen sie dennoch klar Stellung. Eine Stadtgemeinde hat Filners Verhalten öffentlich gescholten, zugleich aber deutlich gemacht, dass in ihren Reihen Platz ist für die, die gestrauchelt und gefallen sind. Andere Gemeinden organisierten ein Forum zum Thema Werte und ethisches Handeln. In Amerika ist so gut wie alles möglich. Und für Kalifornien gilt das erst recht. Stellt sich die Frage, wo die Grundlagen für Ethik, Moral und gegenseitige Achtung vermittelt werden und wo man lernen kann, wie man mit eigener Schuld umgeht. Das sollten die Kirchen unbedingt weiter zu ihrem Thema machen.

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