Anne und Nikolaus Schneider. Foto: Niemz/epd-bild
Nikolaus Schneider würde seiner Frau auch bei einer Entscheidung zu Sterbehilfe beistehen, sagte der EKD-Ratsvorsitzende in zwei Interviews im "Stern" und in der "Zeit". Er würde aber alles versuchen, sie "für einen anderen Weg zu gewinnen".
15.07.2014

Nikolaus Schneider, Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), würde seiner Frau «wenn es aufs Sterben zuginge» auch beistehen, wenn sie das «Geschenk des Lebens an Gott zurückgeben» wollte. «Für Anne würde ich auch etwas gegen meine Überzeugung tun», sagte der evangelische Theologe in einem Interview mit dem Magazin «stern» auf die Frage, ob er seine Frau auch in die Schweiz zur Sterbehilfe begleiten würde. Zugleich machte Schneider deutlich, dass er jedoch alles versuchen würde, um seine Frau «für einen anderen Weg zu gewinnen». Auch im Interview für "Die Zeit" betonte Schneider, dass Sterbehilfe gegen seine Überzeugung sei, doch am Ende sei die Liebe entscheidend und weiter: "Wenn Schmerzmittel nicht mehr wirken, dann geht Schmerzfreiheit vor Lebenszeit."

Ende Juni hatte der 66-jährige Schneider überraschend seinen Rückzug vom EKD-Ratsvorsitz für November angekündigt, um seiner ein Jahr jüngeren, an Krebs erkrankten Frau zur Seite zu stehen. «Jetzt ist eine Zeit, da geht die Liebe zu meiner Frau vor», begründete Schneider diesen Schritt. Das Ehepaar wolle in dieser schweren Zeit «die guten Tage miteinander verbringen», äußerten Anne und Nikolaus Schneider laut Vorabbericht im Gespräch mit dem «stern».

Anne und Nikolaus Schneider sind seit 1970 verheiratet. Das Paar lernte sich im Theologiestudium kennen. Während Anne Schneider Lehrerin für Religionen und Mathematik wurde, ging Nikolaus Schneider in den Pfarrdienst. Aus der Ehe gingen drei Töchter hervor. Die dritte und jüngste Tochter Meike starb 2005 im Alter von 22 Jahren an Leukämie. «Der Tod meiner Tochter Meike hat meinem Glauben Risse gegeben», sagte der frühere Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland dem «stern».

###mehr-extern### Doch für theologische Erklärungen wie «Gott prüft uns durch solche Schicksalsschläge» zeigt Schneider wenig Verständnis: «Mit dieser Art göttlicher Pädagogik kann ich nichts anfangen», sagte er.

(epd)

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Ich bewundere die Konsequenz in der Haltung von Nikolaus Schneider. Er hat sich mehrfach sehr differenziert und klug zur Sterbehilfe geäußert.
Alle seine Argumente kann ich nachvollziehen und wünsche der Kirche noch viele solche Menschen in leitenden Positionen, die ihren Glauben leben und immer wieder fragen, wie er denn heute gelebt werden kann.
Ich möchte Herrn Schneider und vor allem seiner Frau einen gnädigen Gott wünschen, der sich zuwendet und nicht verborgen bleibt. Ich hoffe auch, dass Sie Menschen haben, die Sie begleiten auf einem Weg, der es Ihnen und den Sie sich nicht leicht machen. Gott schütze Sie.

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Ich kann mich dem Vorposter nur anschließen: ein sehr differenzierter Artikel zu einem schwierigen Thema, das viele von uns irgendwann einmal berühren wird.

Persönlich vertrete ich die Ansicht, dass man seine Liebsten, solange nur irgendwie möglich, im vertrauten Kreis der Familie belassen sollte. Das verlangt jedem Beteiligten gewiss Opfer ab, ist aber wohl die beste Art mit dem Sterben an sich, aber vorallem mit dem Prozess des "Loslassens" umzugehen.

Was die Pflege anbelangt, so kann man sich, insofern das gefördert wird (was leider auch nicht in jedem Landkreis/Bundesland in ausreichendem Maße der Fall ist), Unterstützung bei diversen <a href="http://www.konsument.at/cs/Satellite?pagename=Konsument/MagazinArtikel/Detail&cid=318879741787">Organisationen</a> suchen.

Auch Anpassungen innerhalb der Wohnung, wie zum Beispiel die Installation eines Treppenliftes oder einer <a href="http://magicbad.com/badewannentuer.html">Badewannentür</a> können notwendig werden, aber auch für diese Ausgaben finden sich oftmals karitative Vereine, die einem einiges an Kosten abnehmen.

Ein Heim sollte ein Zufluchtsort sein, ein Nest, in dem man von Anfang bis hin zum Ende einen Platz hat. Falls diese Option irgendwie durchführbar ist, sollte man ihr den Aufenthalt in einem Hospiz, von Sterbehilfe einmal ganz abgesehen, den Vorrang geben.

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