Foto: Henriette Holzwurm/photocase
"USA und Russland müssen vorangehen"
Anders als versprochen rüstet Amerika derzeit eher atomar auf als ab. Auch die Arsenale der USA in Deutschland werden aufwendig erneuert, moniert Inga Blum
21.10.2013

chrismon: Im rheinland-pfälzischen Büchel lagern Nuklearwaffen. Die darf es dort eigentlich nicht geben, Deutschland hat den Atomwaffensperrvertrag unterzeichnet. Wie geht das zusammen?

Inga Blum: Gar nicht! Deutschland beherbergt, wie andere NATO-Staaten auch, amerikanische Atomwaffen. Im Einsatzfall fliegen deutsche Piloten diese Atomwaffen zum Ziel.

Welche Konsequenz hat diese Lagerung für Deutschland?

Sie ist völkerrechtlich sehr umstritten und macht Deutschland als Vermittler in Abrüstungsverhandlungen unglaubwürdig. Dann die hohen Ausgaben: Schon jetzt kostet es 900 Millionen Euro, die Lebensdauer deutscher Trägerflugzeuge zu verlängern. Und es wird noch teurer: Die USA wollen ihre Sprengköpfe moder­nisieren, die Trägerflugzeuge muss man an die neuen Waffen anpassen.

Was tun deutsche Politiker?

Die letzte Bundesregierung hatte 2009 den Abzug der Waffen aus Deutschland versprochen, ebenso 2010 der Bundestag. Bislang hat sich aber nichts getan, im Gegenteil: Im Mai 2012 stimmte die Bundesregierung zu, als die USA beschlossen, die Atomwaffen in Büchel zu modernisieren.

Aber Barack Obama will die Zahl amerikanischer Nuklearwaffen doch noch weiter verringern als im Abrüstungsabkommen mit Russland vereinbart.

Das ist ein guter erster Schritt. Andererseits steigern die USA ihre Ausgaben um 21 Prozent. Es geht nicht um mehr, sondern um bessere Waffen: die Atomwaffen werden erneuert, sie sollen zum Beispiel präziser ihr Ziel finden. Andere Atomstaaten könnten den USA nacheifern. Russland will 580 Milliarden Euro in Kernwaffen investieren, um nicht schwächer dazustehen. So bleibt es beim Abrüstungsgerede.

Wie kann Abrüstung gelingen?

Die USA und Russland müssen vorangehen. Wenn die beiden Atommächte ein erstes Abrüs­tungsziel erreicht haben, könn­ten die kleineren Atomstaaten folgen. Wir befürworten, die Bestände in zeitlich festgelegten Schritten im Rahmen eines Verbotsvertrags zu ver­ringern, ohne Sonderrechte für einzelne Staaten.

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