Anja Lehmann
Hinein in die Kirche oder nicht?
Portrait Eduard KoppLena Uphoff
15.10.2013

Huch, so ehrlich, so direkt? Susanne Weichenhan, Pfarrerin der Potsdamer St.-Nikolai-Kirche, kommt gern zügig zur Sache. Da überlegt sich jemand, wieder in die evangelische Kirche ein­zu­treten, quält sich ein bisschen, ob er es tun soll. Eine sensible Situation, die die Pfarrerin mit Charme und Freundlichkeit füllt. „Wenn mir jemand berichtet, dass er früher einmal aus der Kirche ausgetreten ist, frage ich ihn als Erstes: Sagen Sie, haben Sie irgendwann mal schlechte Erfahrungen mit der Kirche gemacht?“ Mitunter bricht dann ein Damm und sie bekommt von frustrierenden Erfahrungen zu hören.

Susanne Weichenhan und ihre Pfarrerkollegen hören zu, fragen nach. „Oft stellt sich in einem solchen Gespräch wieder Vertrauen ein“, sagt Susanne Weichenhan. „Dass man Negatives erlebt hat, heißt ja nicht, dass die Sache in sich schlecht ist.“ Verkappte Mission? Nein, aber jede Menge Offenheit. Gibt’s vor dem Eintritt ein Glaubensexamen? Auch nicht. „Ergebnisoffene Gespräche“ nennt das die Pfarrerin.

Die St.-Nikolai-Kirche in Potsdam ist eine von mehr als hundert Anlaufstellen, in der man auf unkomplizierte Weise in die evangelische Kirche eintreten kann. Es kommen Menschen, die Pate werden möchten oder kirchlich heiraten wollen. „Es gibt so viele innere Gründe“, sagt Susanne Weichenhan. „Ich erinnere mich an ein langes Gespräch mit einem Mann, der durch den Tod der
Eltern ins Nachdenken gekommen war und sich daran erinnerte, was die Eltern ihm für seinen eigenen Glauben auf den Lebensweg mitge­geben hatten. Damit hatte er sich jahrzehntelang auseinander­gesetzt.“

Ein bisschen Bürokratie beim Eintritt muss allerdings sein. Die alte Tauf- und die Austrittsbescheinigung sollten vorliegen. Sie lassen sich auch neu besorgen.

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