Die Musikerinnen Margarete Kosse, Thea Eichholz und Carola Rink bringen es zusammen auf acht Kinder- Foto:PR
Wir meinen’s doch nur gut
Sie begeistern das Publikum mit alltäglichem Familienwahnsinn. Das Kabaretttrio „Die Mütter“ über Wellnessbedarf, schräge
Outfits und den täglichen Streit ums Nutella
09.04.2013

chrismon: Sie sind mit dem fünften Tourprogramm unterwegs: „Die Mütter on Kur“. Worauf darf man sich freuen?

Thea Eichholz: Der Kurs Blumenampel aus Makramee und handgeklöppelte Angorasocken war nichts für uns. Wir haben lieber Lieder geschrieben: über Frauen und ihr Verhältnis zu Navigationsgeräten, verdreckte Laufschuhe im Wohnungsflur und Schmutzwäschehaufenallergie.

Carola Rink: Kennen Sie die? Die überfällt uns genauso wie diese extremen Rückenschmerzen beim Anblick von Getränkekisten. Wir finden: Mit 40 dürfen wir anfangen, körperliche Zipperlein zu haben. Deswegen die Kur.

Sie erzählen von Wäschebergen, pubertierenden Teenagern und wie sich Väter verhalten, wenn ­ihre Töchter vom ersten Tanzkurs kommen. Alles selbst erlebt?

Rink: Hautnah! Vielleicht liegt darin auch das Geheimnis.

Eichholz: Meine Lieblingsstelle im aktuellen Programm ist unser „Holzfällerlied“...

Das von den Schnarch-Allüren des Gatten handelt.

Eichholz: Sobald wir die ersten Takte gesungen ­haben, schwallt uns eine Woge der Empathie aus dem Saal entgegen. Mir tut das gut.

Margarete Kosse: Bei Thea kann man in dieser Hinsicht durchaus von Selbsttherapie sprechen. Sie hat das Lied nicht ohne Grund ihrem Mann gewidmet.

Männer bekommen bei Ihnen ihr Fett weg.

Kosse: Aber Frauen kriegen schon auch ihre Packung.

Rink: Eigentlich sind wir doch ganz lieb. Wir nehmen ja in ers­ter ­Linie uns selbst auf die Schippe. Unser Publikum ist sehr gemischt. Viele kommen mit Freundinnen. Manche haben ihre Männer dabei. Die sehen sich beim Kommen eher als chauf­fierendes Beiwerk. Aber nach der Show stehen sie am CD-Tisch und sagen: „Sie haben ja so recht, ich habe sehr gelacht. Das ­nächste Mal komme ich mit Freunden.“

Warum ist ein Programm über das Muttersein so erfolgreich?

Rink: Wir sind die erste Generation, die sich traut, darüber zu reden, was Mütter eigentlich leisten und dass sie Anerkennung verdient haben. Für unsere Mütter war das noch tabu.

Eichholz: Als wir 1999 anfingen, wollten wir einfach Dampf ablassen. Wir saßen mit unseren Kleinkindern zu Hause, und die Luft musste raus. Bei der Hochzeit eines Freundes traten wir zum ersten Mal als Trio auf. Der Spaß und die Resonanz waren unglaublich groß. Mit dem Namen „Die Mütter“ hatten wir, ohne es zu planen, auf einen Schlag eine ganze Zielgruppe adoptiert.

Haben Mütter es heute leichter als früher?

Rink: Ja und nein. Sie sind finanziell und ideologisch viel unab-hängiger. Einer Frau stehen heute alle Wege offen. Dennoch ist Entscheidungsfreiheit auch eine Krux. Der ewige Spagat zwischen Kind, Beruf und Familienleben ist einfach anstrengend.

Davon handelt Ihr Lied „Wann sind endlich Ferien?“

Eichholz: O ja. Jeden Nachmittag Gerenne von Fußball bis Ballett, Hausaufgaben kontrollieren, Vokabeln fragen, der Kieferortho­päde wartet auch noch um 16 Uhr.

Kosse: Und dann sind endlich Ferien, und die Kinder zanken morgens schon ums Nutella. Und der Kleine beschließt, er schafft es heute ins Guinnessbuch der Rekorde und zieht den Pyjama nicht aus.

Eichholz: Man fragt sich: Wie lang sind die Ferien?

Kosse: Und wenn die Schule wieder anfängt, rächt man sich. Und kocht was besonders Fieses: Pastinakengemüse oder so.

Was sagen Ihre Kinder und Männer, wenn Sie so aus dem Nähkästchen plaudern?

Eichholz: Was würden Sie tun, wenn man Ihnen in Ihrer schönsten Schimpftirade entgegnet: „Mach doch ein Lied draus, dann bekommst du wenigstens Geld dafür und wir haben wieder unsere Ruhe“?

Kosse: Nein, Scherz beiseite, sie werden natürlich gefragt. Sie sind unsere ersten Hörer und unser ­kritischstes Publikum.

Rink: Unsere Inspiration. Ohne sie wären wir nicht, wer wir sind.

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