dpa/Tannen Maury
Zweimal wählten die mächtigen Evangelikalen George W. Bush ins Weiße Haus. Ihre Werte: keine Abtreibung, keine Homosexuellenehe. Doch seit einigen Jahren wandeln sich ihre Prioritäten. Gut für die Demokraten – oder vielleicht doch nicht?
28.08.2012

Frau Pally, warum haben die Evangelikalen in den USA so eine politische Macht?

Marcia Pally: Ihr Einfluss auf die amerikanische Kultur ist groß, und sie sind mit 75 Millionen auch zahlenmäßig eine bedeutende Gruppe bei Wahlen.

Bisher ein Vorteil für die Republikaner, weil die Evangelikalen meist rechts wählen. 40 Jahre lang haben sie das getan. Aber seit 2005 ändert sich das. Warum?

Ein gewisser Idealismus und Antimaterialismus, vor allem bei jungen Evangelikalen. Außerdem ein größeres Bewusstsein für die Umwelt und soziale Themen wie beispielsweise den Kampf gegen Armut. Ironischerweise hat auch George W. Bush, den die religiöse Rechte zweimal bei den Präsidentschaftswahlen unterstützte, zu einem Umdenken geführt.

Wie?

Durch das Debakel im Irak und die Folter, die der Moral der Evangelikalen widersprach. Deren nationaler Verband gab damals eine Erklärung gegen Folter heraus. Das ging gegen Bush.

Sie sprechen von „neuen Evangelikalen“. Wen meinen Sie?

Diejenigen, die – quer durch alle Schichten – neue Prioritäten setzen. Bei meinen Studien im Land traf ich Menschen, denen zwar die Homoehe nicht passt, die aber sagen: Es sterben 25 000 Kinder am Tag. Da soll ich mir Gedanken machen, ob Schwule heiraten dürfen?

Wie haben die Evangelikalen vor vier Jahren gewählt?

2008 hat ein Drittel der weißen Evangelikalen unter 40 Barack Obama gewählt, außerdem fast ein Drittel der älteren. Die Schwar­zen sowieso.

Wählen im November noch mehr Evangelikale Obama?

Eher nicht.

Warum nicht?

Weil die Amerikaner von ihm enttäuscht sind. Das ist nicht unbedingt seine Schuld. Die Republikaner haben vier Jahre lang die Regierung gelähmt, um Obamas Wiederwahl zu verhindern. Und wenn die Politik insgesamt eine schlechte Figur macht, dann wirken die Politiker, die für weniger Staat stehen, immer noch wie das geringere Übel – also die Republikaner. In Washington geht es ziemlich dreckig zu.

Mitt Romney, republikanischer Kandidat, ist Mormone. Kos­tet ihn das evangelikale Wähler?

Kaum. Für einige konservative Evangelikale wird es ein Problem sein, ansonsten aber kein Thema.

Obama oder Romney: Wer gewinnt die Wahl?

Es wird ziemlich eng!

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