Ehemalige Schwerverbrecher als Nachbarn: Mit dem Risiko müssen wir leben, und die Kirche muss es sogar einladen
Portrait Anne Buhrfeind, chrismon stellvertretende ChefredakteurinLena Uphoff
18.06.2012

Jetzt wohnen also zwei oder drei Männer in der Nachbarschaft, die aus dem Gefängnis entlassen sind. Sie haben furchtbare Dinge getan, Frauen vergewaltigt, sie haben ihre Strafe verbüßt und galten als so gefährlich, dass sie danach noch jahrelang weiter verwahrt werden mussten. Jetzt aber sind sie frei. Jetzt leben sie zum Beispiel im altmärkischen Dorf Insel. Klar, dass nicht jeder ein gutes Gefühl mit solcher Nachbarschaft hat.

Wie gut, dass es meine Kirche gibt. Die will da Frieden machen, das ist nämlich der Sinn ihrer Existenz. Die hat ganz sicher Personal, das mit gutem Beispiel vorangeht, wie Jesus vor­angegangen wäre. Pastoren, die den Menschen ihre Angst nehmen und sie ermutigen, ihre „Feinde“ zu lieben, die auf die Männer zugehen und ihnen eine Chance geben. Ja, Pfarrer, die mit denen reden und sich nicht, wie andere Leute, darum drücken. Die sie vielleicht sogar in die Gemeinde bringen, ohne den Mangel an Fachleuten für solche Problemfälle zu beklagen und nach Sicherungsverwahrungsentlassenenbeauftragten zu rufen. Gibt’s doch bestimmt, solche Pfarrer. 

Alle Pfarrer sind so, hoffentlich. Wahrscheinlich machen die ihren Job sehr diskret. Ich würde aber gern mehr von mutigen Pfarrerinnen und Pfarrern in der Zeitung lesen, die da Sachen sagen wie: „Willkommen in unserer Gemeinde.“

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