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Energiewende: Hoch Otto, komm' bald wieder!
Warum der Solarrekord zu Pfingsten eine gute Nachricht ist
Tim Wegner
30.05.2012

Hoch Otto geht, Tief Zara kommt. Aber Otto bleibt uns in Erinnerung. Manche spüren noch ihren Sonnenbrand, aber das geht vorbei. Doch ein Rekord bleibt: Am Freitag vor Pfingsten wurde soviel Sonnenstrom wie nie zuvor in die Netze gespeist. Die Leistung der Solaranlagen in Deutschland entsprach phasenweise mit über 20 Megawatt der Leistung von 20 Atomkraftwerken.

Ist das die Lösung unser Energieprobleme? Nein, das Wort „phasenweise“ zeigt es schon: Die Sonne ist kein zuverlässiger Energielieferant. Jetzt, kurz vor dem Sommeranfang, steht sie hoch am Himmel und scheint viele Stunden auf die Solardächer – bei gutem Wetter. Bei bedecktem Himmel und im Winter liefert sie viel weniger Energie.

Die Sonne scheint, wenn wir viel Strom verbrauchen

Dennoch, der Sonnenstromrekord ist eine gute Nachricht. Solarstrom gibt es nämlich genau dann reichlich, wenn wir viel Strom verbrauchen: Tagsüber, wenn in den Büros die Rechner eingeschaltet sind; im Sommer, wenn Strom fressende Klimaanlagen Gebäude und Supermärkte kühlen; mitten am Arbeitstag, wenn in den Fabriken der Maschinenpark rattert. Solarstrom hilft, den Spitzenbedarf an Strom abzudecken.

Die Sonne bleibt uns erhalten, die Wolken von Tief Zara verdecken sie nur. Um die Sonne zum verlässlichen Partner zu machen, braucht es dringend neue Stromspeicher. 22 Megawatt Sonnenstrom – es wäre ein riesiger Gewinn, ließe sich ein Teil davon speichern, damit der Strom später genutzt werden kann, wenn die Sonne nicht scheint oder der Wind nicht weht.
Das wird anstrengend, und es wird auch teuer; der Vergütungssatz für Solarstrom ist sehr hoch. Aber das Ziel, das Bundesregierung – und, neben vielen anderen Akteuren, auch die Kirchen – ausgegeben haben, heißt ja auch Energiewende. Und nicht Energiestillstand.

Was der Streit um die Stromnetze verdeckt

Übrigens: Die Debatte um den Ausbau der Stromnetze verdeckt die notwendige Diskussion um Stromspeicher derzeit leider sehr. Zudem schluckt sie auch die Aufmerksamkeit für die Anstrengungen, die einzelne Städte und Dörfer unternehmen. Die machen ihren Strom selbst. Das 150-Einwohner-Dorf Feldheim in Brandenburg etwa versorgt sich autark mit Strom und Wärme aus Windkraft- und Biogasanlagen – und hat ein eigenes Stromnetz. Die Kilowattstunde kostet dort weniger als 17 Cent.

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