Patrice Kunte Fotografie
Heiter ging es am Abend der Preisverleihung für den Wettbewerb "chrismon Gemeinde 2012" zu. Gastgeberin gestern war die Gewinnergemeinde St. Sixti in Northeim. Sie feierte mit allen anderen Preisträgern einen Festgottesdienst
Portrait Burkhard Weitz, verantwortlicher Redakteur für chrismon plusLena Uphoff
14.06.2012

Gastgeberin für die feierliche Preisverleihung des Wettbewerbs "chrismon Gemeinde 2012" am Abend des 14. Juni ist die Gewinnergemeinde – St. Sixti in Northeim. „Die können so eine Feier in kurzer Zeit auf die Beine stellen“, habe man ihm versichert, sagt Arnd Brummer, Chefredakteur von chrismon. Genauer: Der frühere Präsident des EKD-Kirchenamtes Eckart von Vietinghoff habe es ihm versichert. Und der ließ sich die Teilnahme an der Preisverleihung nicht nehmen. Er saß gleich in der ersten Reihe.

Tatsächlich, alles klappte reibungslos. Tische und Pinnwände für die Präsentationen der Preisträger standen Stunden vor Beginn bereit. Draußen waren schon am Nachmittag Bratwurst- und Bierstände für den anschließenden gemütlichen Teil aufgebaut. Pastor Mathis Burfien, Pastorin Karin Gerken-Heise und Superintendent Heinz Behrends aus St. Sixti schlenderten ganz entspannt durch die Menge der Eintreffenden.

St. Sixti wurde für ihre Veranstaltungsreihe Sixti Acts prämiert. Es sind missionarische Veranstaltungen in Zusammenarbeit mit Northeimer Fachgeschäften und Fachleuten. So lud man zu Lesungen in der örtlichen Buchhandlung ein, zu Weinproben mit dem örtlichen Weinladen, zu Podiumsdiskussionen über gesellschaftliche Themen, zu historischen Führungen, liturgischen Wanderungen, Veranstaltungen mit dem örtlichen Teeladen und regionalen landwirtschaftlichen Betrieben. „Brot des Lebens“ hieß eine Veranstaltung mit einem örtlichen Bäcker. Einladend will man sein. Die Leute kämen zur Kirche, weil sie eingebunden werden und ihre Fachkenntnisse gefragt sind, heißt es. Die Jury "chrismon-Gemeinde 2012" befand: absolut preiswürdig!

Dreieinhalb Millionen Klicks

Ab 18 Uhr bevölkerten rund 250 Gäste das Hauptschiff der gotischen Gottesdienstkirche von Northeim. Das Orchester auf der Orgelempore machte den Auftakt. „Ihr Tore zu Zion“ schmetterte der Chor, Bach Werke Verzeichnis 193. Der Festakt – ein Gottesdienst. „Alles beginnt mit der Sehnsucht“, zitierte Pastor Mathis Burfien die Schriftstellerin Nelly Sachs. „Mein schönste Zier und Kleinod bist“ – antwortete die Gemeinde mit einem Choral.

In seiner Predigt stellte sich Burfien die Kirche seiner Träume vor. Wie wird die Kirche von morgen aussehen – in einer Welt, „die uns scheinbar nicht mehr braucht“. Es komme darauf an, dass in dieser Kirche Menschen seien, die andere liebend annehmen.

Es komme auch auf die richtigen Worte an, ergänzte chrismon-Chefredakteur Arnd Brummer in seiner anschließenden Rede zum Wettbewerb. In der Kirche müsse man wieder – wie Luther – dem Volk aufs Maul schauen. Und das sehe im Twitter-Zeitalter ganz anders aus als noch vor zehn Jahren. Der Gemeinde-Wettbewerb, so Brummer, sei ein voller Erfolg gewesen. Dreieinhalb Millionen Mal hätten Besucher auf die Internetseite des Gemeindewettbewerbs geklickt.

Preisgeld gestiftet

Der Northeimer Superintendent Heinz Behrends berichtete: Alles habe man in Northeim ausprobiert, um Gemeindemitglieder zu gewinnen: Fundraising, Stiftungen, eine Ehrenamtsagentur. Am Ende habe nur eines funktioniert: „Ihr müsst Liebende werden.“

Warum die Bruderhilfe–Pax–Familienfürsorge das Preisgeld stiftete? Die Versicherer im Raum der Kirchen seien aus Versicherungsvereinen von Pfarrern hervorgegangen, erklärte Dr. Georg Hofmeister von der Bruderhilfe. Von Anbeginn habe man kirchliche Projekte gefördert.

Großer Applaus schließlich, als die Gewinnergemeinden nach vorne gerufen wurden. Arnd Brummer überreichte den – fürs Foto – überdimensionierten 5000 Euro-Scheck an Mathis Burfien von St. Sixti.

2500 Euro gingen an die Gemeinde in Neufahrn-Halbergmoos bei München, die in einem Neubaugebiet aus dem Nichts gegründet wurde. Die Evangelische Christusgemeinde in Bad Vilbel verkündete, sie wolle ihr Preisgeld in Höhe von 1000 Euro an eine Aids-Stiftung in Südafrika weiterleiten. Beide Gemeinden waren gleich mit ganzen Delegationen angereist.

"Ham wir noch nie gemacht" gibt's nicht!

Applaus auch für die Gemeinden mit Sonderpreisen:

  • Die Andreasgemeinde Niederhöchstadt für ihr Mehrgenerationen-Theater
  • St. Martin Brelingen für ihre Musik (u.a. Tango-Gottesdienste)
  • die Andreasgemeinde Leipzig für ihr diakonisches Engagement (eine jährliche Weihnachtsfeier, offen für alle)
  • die Evangelische Kirchengemeinde am Kottenforst, Alfter, für ihre Jugendarbeit (u.a. spielt man hier Baseball)
  • die Zweedorfer Kirchengemeinde für ihren Kirchbau
  • die Crumstadter Kirche für ihre ungewöhnlichen Gottesdienste (z.B. im Rathaus, in einer Grillhütte, auf dem Bauernhof und eine Taufe im Schwimmbad).

Nicht anwesend waren die Publikumssieger aus Widdert, die katholische Kirchengemeinde St. Peter und Paul aus Duisburg (Begegnung mit Muslimen), die Dußlinger Kirchengemeinde (die mit einem aus Krawatten gewebten Teppich Fundraising betrieb), die Kirchengemeinde Idstein (prämiert für ihr musikalisches Engagement) und die Kirchengemeinde in Solingen, der es gelang, eine halbe Million Euro für ihre Kirchenrenovierung einzutreiben. 

Chrismon-Chefredakteur Arnd Brummer beschloss die Preisverleihung mit einem Abgesang auf die vier deutschen Killerphrasen: „Ham wir noch nie so gemacht. Ham wir schon immer so gemacht. Wo kommen wir da denn hin? Da kann ja jeder kommen.“ – „Halleluja“ schmetterte Chor auf der Empore nach Noten von Georg Friedrich Händel.

Der Abend klang aus auf dem schönen Kirchenvorplatz – bei Schnitzel, Würstchen, Pommes und Bier.

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Beim Gasthausgottesdienst saß ich heute zusammen mit Herrn Becker, der zu unseren unermüdlichen Ehrenamtlern in der Gemeinde zählt, denen wir die rettung unserers Dorper Kirche in Solingen zu verdanken haben. Er hat mir begeistert von der Preisverleihung in Northeim erzählt und dass er dieses Ereignis bis an sein Lebensende nicht vergessen werde. Sie waren also doch da, unsere drei Vertreter aus Solingen! Dazu unser Pfarrer Jo Römelt und seine Frau Martina Fritz-Römelt. Das Ereignis war den dreien so wichtig, dass sie zwischen vielen Verpflichtungen mal eben nach Northeim gefahren sind und im Anschluss an den Gottesdienst (leider) schon wieder zurück mussten.
Und die Urkunde, die hing übrigens schon am Folgetag in der Cafeteria unserer Kirche!
Einen schönen Sonntag noch!
Liebe Grüße,
G. Bergfeld

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