Portrait Burkhard Weitz, verantwortlicher Redakteur für chrismon plusLena Uphoff
23.02.2011

Allerheiligenkirche, Alexandria in der Neujahrsnacht: 21 christliche Ägypter fallen der Bombe eines Selbstmordattentäters zum Opfer. Zehn Tage später schießt ein ägyptischer Polizist auf dem Weg zur Arbeit auf Christen, ein 71-Jähriger kommt ums Leben. Ein Jahr zuvor schon waren bei einem Anschlag in Nag Hammadi während des Weihnachtsgottesdienstes sieben Menschen ermordet worden.

Die Stimmung in Ägypten ist aufgeheizt. Nach Freitags­gebeten skandieren Muslime antichristliche Parolen. Von der Nachbarmoschee der Markuskathedrale in Kairo wird dies berichtet, der Kirche des koptischen Oberhaupts Shenouda III. Der verbalen Aufrüstung folgt die tätliche Gewalt.

Skandalöses Verhalten gibt es überall auf der Welt

Die Gewaltausbrüche in Ägypten verstärken bei uns in Deutschland den Argwohn gegen die islamische Welt. Ein führen­der Unionspolitiker rief reflexhaft die muslimischen Verbände in Deutschland auf, sich vom Attentat zu distanzieren – was diese längst getan hatten. Ein anderer wies islamische Regierungen wegen der dort fehlenden Religionsfreiheit zurecht. Solche Impulse sind gut gemeint. Aber sie wecken den falschen Eindruck, wir (die Christen) stünden denen (den Muslimen) wie Fremde gegenüber und müssten uns zur Wehr setzen.

Richtig ist aber: Friedliche Kräfte im Christentum, im Islam und in der säkularen Welt stehen intoleranten Kräften gegenüber. Anfang Januar wurde auf die demokratische Kongress­abgeordnete Gabrielle Giffords geschossen, nachdem auf republikanischen Websites gegen sie gehetzt und sogar ein Fadenkreuz auf sie gerichtet worden war. Auch hier folgte der verbalen Aufrüstung die Gewalt. Skandalöses Verhalten gibt es überall auf der Welt, nicht nur in islamischen Ländern.

Richtig ist es auch, sich in solcher Lage so zu verhalten wie das Oberhaupt der Kopten, Shenouda III.: keine Furcht zeigen, weiter das Recht auf Konversion und Kirchenbau sowie den Schutz vor Extremisten einfordern. Aber nicht pauschal ver­urteilen, auch nicht auf Rache sinnen. Dass sich die Kopten mit den Märtyrern aus der Anfangszeit ihrer Kirche identifi­zieren, hilft ihnen, Unrecht lieber zu ertragen, als zurückzuschlagen. Ganze Religionsgruppen gegeneinander in Stellung zu bringen, ist in dieser Lage das Schlimmste, was man überhaupt tun kann.

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