Getty Images/Robert Harding Worl/Godong
Im geistlichen Stand
Müssen sie bessere Menschen sein? In der evangelischen Kirche gilt das „Priestertum aller Gläubigen“
Portrait Eduard KoppLena Uphoff
18.02.2011

War das Thema nicht weitgehend durch? Homosexuelle Pastorinnen und Pastoren dürfen mit ihren Partnern im Pfarrhaus wohnen, hatte die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) beschlossen, in einigen Landeskirchen wurde der Beschluss auch schon ratifiziert. Und dann? Melden sich acht evangelische Altbischöfe zu Wort und erklären homosexuelle Partnerschaft für „widernatürlich und schöpfungswidrig“. Doch ihr Brief an die 22 ­Landeskirchen traf bei den meisten auf Unverständnis. Homosexuelle Partnerschaften seien „nicht bibelwidrig“, sagte der frühere EKD-Ratsvorsitzende Manfred Kock. Dass der Einzug homosexueller Paare ins Pfarrhaus das Verhältnis zur ­katholischen Kirche belaste, wie die Alt­bischöfe behaupten, ist auch fraglich. Denn auch manche katholische Priester wünschen sich, offen eine Partnerschaft zu leben, sei es mit einer Frau oder einem Mann.

Aber hinter der Einzelfrage steht eine andere, grundsätzliche: Dürfen Pfarrer oder Bischöfe etwas tun, was „normalen“ Gemeindemitgliedern zugestanden wird: Dürfen sie lieben, wen sie wollen? Sind sie aufgrund ihres Amtes, das sie über die ­Gemeinde stellt, nicht verpflichtet, ihre persönlichen Wünsche und Bedürfnisse hintanzustellen? Sie sollen moralisch Vorbild sein, ohne Frage. Sie sollen zudem in ihrer Gemeinde dafür sorgen, dass alles ordnungs­gemäß, also bekenntnisgemäß, abläuft. Aber sind sie – neben ihrer Vorbildfunktion und ihrer theologischen Leitungsaufgabe – etwas Besonderes? Eine eigene kirchliche Gattung?

Sind Pfarrer Teil einer Hierachie? Oder doch eher einer Dienstgemeinschaft?

Die Reformatoren haben das Verständnis von den kirchlichen Leitungsämtern von Grund auf verändert. Nach und nach bildete sich ein Unterschied heraus zwischen einer Ordination im evangelischen Sinne und der Weihe im katholischen Sinne. Auch wenn es einige Ähnlichkeiten zwischen beiden Amtsübertragungen gibt – die Handauflegung ist eine solche –, ­unterscheidet sich doch der Vorgang. ­Ver­einfacht gesagt: Durch die katholische Priesterweihe wird ein Pfarrer in den ­Klerikerstand erhoben und damit Teil der Hierarchie, wörtlich der „heiligen Herrschaft“, bei der evangelischen Ordination wird ihm beziehungsweise ihr eine Auf­gabe übertragen (er/sie wird in eine „Dienstgemeinschaft aufgenommen“), meist die Leitung einer Gemeinde. Gewiss: Es gibt evangelische Seelsorger, die in ihrem Amt gern mehr katholische Prachtentfaltung wünschen. Wie es umgekehrt auch katholische gibt, die – weil sie angesichts des Priestermangels mehrmals am Tag Gottesdienste halten müssen – davon träumen, sich intensiver mit den anderen Leitungsaufgaben befassen zu können.

Ein wichtiges Merkmal der Kirche ist nach evangelischem Verständnis das „Priestertum aller Gläubigen“ (1. Petrusbrief, Kapitel 2). Die Reformation trägt damit der biblischen Einsicht Rechnung, dass „in Christus“ alle Menschen gleich sind. Wenn es einen Stand gibt, dann einen einzigen, geistlichen Stand: der, dem alle Christen und Christinnen angehören. Es gibt aber keine geistliche Hierarchie in der Kirche (so heißt es auch in den „Leitlinien kirchlichen Lebens“ der lutherischen ­Kirchen, 2003). Auch gibt es in religiöser Hinsicht „keine verschiedenen Ränge ­zwischen Bischof und Pastor“ (Traktat über die Gewalt und den Primat des Papstes, Schmalkalden, 1537). Nur aus praktischen Erwägungen entwickelten sich verschiedene Ämter und Berufe, oder wie die lutherischen Leitlinien sagen, „ein gewisses Maß an gestufter Verantwortung“.

Sind Pfarrer und Bischöfe etwas Besonderes? Eine klare Antwort gibt die Barmer Theologische Erklärung von 1934, die den kirchlichen Widerstand der Bekennenden Kirche gegen den Nazistaat in Worte fasste. Demzufolge darf es in der evangelischen Kirche „keine Herrschaft der einen über die anderen“ geben. Das Besondere der evangelischen Pfarrer und Bischöfe: Sie führen die Aufsicht da­rüber, dass alles in der Gemeinde gemäß den Bekenntnisschriften abläuft. Dazu ­haben sie studiert, deshalb sind sie bei ­ihrer Ordination auf das gemeinsame Bekenntnis verpflichtet worden. Predigen und taufen, ja sogar das Abendmahl ein­setzen: Das dürfen auch andere.

Permalink

Ist "Pfarrer/Pfarrerin" ein Titel, wie z. B. der akademische Doktortitel und daher bei Anrede, Begrüßung oder bei Zitaten möglichst zu verwenden oder nur, wenn die Funktion /der Berufsstand hervorgehoben werden soll?
Permalink

Die Bezeichnung "Pfarrerin" und "Pfarrer" sind Funktionsbezeichnungen, keine Titel im Sinne des deutschen Namensrechts. "Grüß Gott, Herr Pfarrer" oder "Guten Morgen, Frau Pfarrerin" snd einfach nur schöne Begrüßungen. Wenn Sie sich mit einer Pfarrerin, einem Pfarrer unterhalten, klingt diese Bezeichnung ein Mal sehr gut, im weiteren Verlauf würde ich einfach den Namen der/des Betroffenen benutzen. Eduard Kopp Redaktion chrismon
Permalink

Pfarrer machen sich selbst in vielen Bereichen nur dem Anschein nach dazu und werden leider von den Gläubigen auch zunächst so angesprochen und gesehen.Nach meinen Erlebnissen sind sie dem Leben so fern, wie sonst niemand und benehmen sich, wenn es nicht so läuft, wie sie sich das vorstellen und gerne hätten, wie die allerletzten Höllenhunde- das habe ich wiederholt so erlebt! Selbstverliebt diktieren sie sanft ihre Rolle und bestimmen, wo es lang zu gehen hat. Sie machen sich zum Richter und Herrscher, ohne jegliche Berechtigung. Ich kenne zwei, die missbrauchen sogar die Seelen ihrer Gläibigen und sonnen sich in deren Gunst und innerer Hingabe. Pfui Teufel. Ich reagiere mittlerweile allergisch, wenn auch nur ein katholischer Pfatrrer in meine Nähe kommt. Ich kann das einstudierte unnatürliche Geseusel nicht mehr hören. Ich spucke auf das Bigotte, Verlogene, Untransparente und Geheuchelte.

Neuen Kommentar hinzufügen

Der Inhalt dieses Feldes wird nicht öffentlich zugänglich angezeigt.

Plain text

  • Keine HTML-Tags erlaubt.
  • Zeilenumbrüche und Absätze werden automatisch erzeugt.
Wählen Sie bitte aus den Symbolen die/den/das Fahrrad aus.
Mit dieser Aufforderung versuchen wir sicherzustellen, dass kein Computer dieses Formular abschickt.