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Fremde Zungen
"Schetakoro olahamanu, olaschemenetehora, tischama" - so kann es klingen, wenn geisterfüllte Christen ins Zungenreden verfallen. Nur: Geht es auch ohne?
07.10.2010

Wenn Johann Gleim, Prediger der "Wetterauer Inspirationsgemeinden", vor dreihundert Jahren das Wort ergriff, dann klang das nicht selten so: "Schetakoro olahamanu, olaschemenetehora, tischama ... olische bonoto alla Jesus alla! " Nach monatelangem Stillschweigen, nun vom Heiligen Geist erfüllt, war er ins Zungenreden, in die Glossolalie verfallen. Viele Zuhörer in seiner christlichen Freikirche gerieten bei diesen eigentlich unverständlichen Worten in fromme Ekstase.

Nicht alles, was Gottes Geist ausrichtet, hält sich eben an die Konventionen und Benimmregeln der Kirche. Das Zungenreden, schon in urchristlicher Zeit ein Phänomen in den Gemeinden, weckte deshalb auch Widerspruch. Es sei wie das Lallen von Betrunkenen, werden in der Apostelgeschichte (2,3 ff.) Kritiker zitiert. Auch Paulus, der Intellektuelle, polemisiert dagegen: Er selbst wolle lieber fünf Worte mit Verstand als 10 000 in Zungen sprechen. Am Zungenreden störte ihn vor allem: "Mein Verstand bleibt unfruchtbar."

Feuerzungen senken sich auf die Menschen herab

Was ist der Geist aber sonst? Er ist wie ein Sturm, der aus den Menschen vieles, und zwar nur Gutes hervorlockt: Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und - Keuschheit. Paulus, der Apostel, hat diese Liste zusammengestellt (Galaterbrief 5,22). Heute ergänzt die Theologie gern, dass "der" Geist im Hebräischen "die" ruach heißt, also weiblichen Geschlechts ist. Versöhnung, Annäherung, kulturelle und religiöse Weite: all dies sind weibliche Begriffe und weitere Wirkungen des Geistes.

Man ahnt schon: Nicht erst die moderne Theologie, sondern bereits der biblische Befund in Sachen Geist ist "markant uneinheitlich", so der Theologe Dietrich Ritschl. Am leichtesten zu fassen sind noch die bildhaften Erzählungen. So ist am Anfang der Bibel die Rede davon, dass der Geist über den Wassern schwebt und Leben spendet. Im Neuen Testament, im zweiten Kapitel der Apostelgeschichte, ist das Kommen des Geistes in der Pfingstgeschichte beschrieben: Feuerzungen senken sich auf die Menschen herab. Die vom Geist Erfüllten können dadurch in verschiedenen Sprachen reden, gleichwohl sind sie für alle anderen verständlich.

Die Pointe dieser Erzählung: Seit Pfingsten ist die Sprachverwirrung überholt, die die Menschen seit dem Turmbau zu Babel gespalten hatte - eine andere alte Erzählung von großer religiöser Wirkung. Menschliche Vermessenheit und Sprachverwirrung hatten damals ein Riesenchaos gestiftet, am Ende lag der schöne Turm, Zeichen menschlichen Strebens, in Trümmern da. Das ist nun mit dem neuen Geist, der ordnend in die Welt eingreift, Vergangenheit. Die Pfingsterzählung lässt sich auch verstehen als Schlüsselgeschichte darüber, wie sich das Christentum in den vierzig Jahren zwischen dem Tod Jesu und der Zerstörung des Jerusalemer Tempels aus der engen Anbindung an das Judentum und an die palästinensische Heimat gelöst und sich für den hellenistischen und damit für den ganzen abendländischen Kulturraum geöffnet hat.

"Mehr Leben, bitte!"

Der Geist: Person oder unsichtbare Kraft? Nach den Konzilien der frühen Kirche ist der Heilige Geist eine der drei göttlichen Personen, zugleich identisch mit Gottvater und dem Sohn Jesus Christus. Dies bleibt vielen Menschen ein Rätsel. Es ist ihnen zu weit weg vonder ursprünglichen Sichtweise der Bibel, die unter dem Heiligen Geist die von Gott geschenkte Lebenskraft versteht. Doch auch der Evangelist Johannes sieht ihn eher als Person: als Tröster, der nach Jesu Tod dauernd bei den Menschen bleibt. Dieses Verständnis prägt den berühmten Hymnus von Hrabanus Maurus, Abt von Fulda (um 780-856). Martin Luther hat ihn ins Deutsche übersetzt: "Komm, Gott Schöpfer, Heiliger Geist, / besuch das Herz der Menschen dein ..."

Theologieprofessor Klaus-Peter Jörns empfiehlt in seinem Buch "Mehr Leben, bitte! " die Bibeltexte über den Heiligen Geist als "Denkmodell auch für die zukünftige Verständigung zwischen den Religionen". Glaube verändert sich. Er lässt sich nicht wie ein Kronschatz abschirmen und bewahren, sondern führt in neue Herausforderungen. Sehr wahrscheinlich, dass der Heilige Geist den Kirchen mehr Aufgaben stellt, als sie ahnen.

Was ist denn eine Person? Für mich eine Form von Energie, die uns PERSÖNLICH erreicht. Das ist wahrscheinlich sogar phyikalisch korrekt ausgedrückt.
Ob wir uns den Heiligen Geist nun als Person oder als Lebenskraft vorstellen, letzters ist für viele Menschen einfacher, was macht das für einen Unterschied? Hauptsache, wir nehmen diese Kraft überhaupt wahr.

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Der Heilige Geist ist eine "göttliche Person".
Der Heilige Geist ist unser Begleiter, Helfer, Tröster, Mutmacher...... und zwar stellvertretend, so lange, bis Jesus wiederkommt!

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