Kneif nich'! Zeig dich!
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Kneif nich'! Zeig dich!
Was passiert, wenn wir alle mal das Visier hochklappen? Arnd Brummer über die Fastenaktion 2018.
Lena Uphoff
24.01.2018

Liebe Mitfastende,

ich bin in einem Verein, in dem meiner Meinung nach einiges schiefläuft. Ob ich das in der nächsten Versammlung ansprechen soll? Mein Freund Jan meint: "Lass es!" Der Vorstand könne es auf den Tod nicht leiden, wenn jemand Diskussionen anzettle: "Die wollen das durchziehen und nach spätestens anderthalb Stunden fertig sein. Und die meisten Mitglieder sehen das genauso. Wenn du aufstehst und ans Mikro gehst, bist du der Buhmann." Natürlich hat er recht, aber soll ich deshalb dazu schweigen?

Unser Fastenmotto 2018 ist eindeutig. Es heißt "Zeig dich! Sieben Wochen ohne Kneifen". Denn: Debatten sind lästig, aber ohne Rede und Gegenrede kommt eine Gemeinschaft nicht weiter. Zeig dich! Das fiel einem Mönch namens Martin Luther vor 500 Jahren nicht unbedingt leicht. Er rang sich durch. Und vor ihm viele andere, wie die Bibelstellen zeigen, die wir für die Fastenzeit ausgewählt haben: Gott zeigt sich jenen, die mit ihm, also mit der Wahrheit ringen wie Jakob (Woche 1).

Und er zeigt sich in den Menschen, die Mitgefühl zeigen, anderen helfen wie der barmherzige Samariter (Woche 2).

Zu zeigen, dass man liebt, das kann man von der Frau lernen, die Jesus mit kostbarstem Nardenöl salbt (Woche 3).

Dass wir nicht kneifen sollen, wenn wir einen Fehler gemacht haben, zeigt wiederum der Schöpfergott dem nackten Adam, der sich mit schlechtem Gewissen vor ihm versteckt (Woche 4).

Widerstände von außen überwindet der blinde Bettler, der voller Hoffnung nach Jesus ruft. Seine Freunde zischen ihm zu, er solle doch die Klappe halten. Zum Glück tut er das nicht (Woche 5).

Zu zeigen, wofür man steht, kann schwer sein. "Ich kenne den Menschen nicht", sagt ein gewisser Simon Petrus drei Mal, als er auf den verhafteten Jesus angesprochen wird. Ja, er kneift (Woche 6).

Wie Jona, der erst im Bauch des Walfisches nicht mehr vor Gott und vor sich wegrennen kann. Da endlich sieht er klar: Ich muss raus, mich zeigen, mit den Leuten reden, auch wenn ich mich davor fürchte, auch wenn es unangenehm werden kann (Woche 7).

Und ich? Ich werde mich in der Jahreshauptversammlung zu Wort melden. Und wünsche Ihnen eine Fastenzeit mit offenen Augen und offenem Visier!

 

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Wochenthemen:

1. Woche: Gott zeigt sich (Genesis 32,25–30)

Jakob erlebt das am Fluss Jabbok: Wenn Gott sich zeigt, dann ist das mitunter ein Kampf, kein Kaffeestündchen. Er stellt sich in den Weg, fordert uns heraus, fragt, wer wir sind und hinterlässt uns als Veränderte. Solche Begegnungen erfordern Mut, sie bergen ein Risiko in sich. Und einen Segen.

2. Woche: Zeig dein Mitgefühl (Lukas 10,30 –35)

Mitgefühl hat mit Mut zu tun, das zeigt die Geschichte vom barmherzigen Samariter und das schöne Wort "Zivilcourage", das man damit verbindet. Nicht kneifen, wenn andere Hilfe brauchen! Sondern sich berühren lassen, sich ein Herz fassen – und Herz zeigen!

3. Woche: Zeig deine Liebe (Markus 14,3–9)

Liebe ist ein undosierbares Gefühl. Ein bisschen Liebe gibt es nicht. Die Geschichte von der Salbung in Betanien macht es vor: Das kostbare Öl wird ausgegossen. Alles auf einmal. Jetzt. Denn Liebe ist auch nicht aufschiebbar.

4. Woche: Zeig deine Fehlbarkeit (Genesis 3,7–11)

Groß ist die Scham, wenn wir etwas falsch gemacht haben. Wie gern suchen wir uns dann Feigenblätter wie Adam und Eva, wollen Fehler und Macken verstecken. Uns in unserer Blöße und Schwäche zu zeigen, das ist schwer – und bringt uns einander wirklich nahe.

5. Woche: Zeig deine Hoffnung (Markus 10,46–52)

Sei still, lass es bleiben, das nützt alles nichts! Wie laut können entmutigende Stimmen sein – auch im eigenen Kopf. Der blinde Bartimäus schreit dagegen an, er schreit sein Elend heraus und die Hoffnung, dass Jesus es verwandelt. Und er wird gehört!

6. Woche: Zeig, wofür du stehst (Matthäus 26,69–75)

Welch großer Schmerz, wenn wir erkennen, dass wir verraten haben, was uns wichtig und heilig ist. Petrus weint bitterlich darüber. Wir verlieren uns selbst, wenn wir verleugnen, wofür wir stehen. Und retten uns, wenn wir das endlich zeigen können.

7. Woche: Zeig dich Gott  (Jona 2,1–11)

Weit, weit können wir gehen, wenn wir Gottes Rufe nicht hören wollen. Bis in den Bauch des Fisches, in die Nähe des Todes, da, wo uns keiner mehr sieht. Jona zeigt, dass man sich dann immer noch entscheiden kann, aufzutauchen. Und dass Gott dann bei uns ist, immer noch, mehr denn je.

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Liebe Redaktion,
das ist wohl ein Druckfehler: 7. Woche: Zeich dich Gott (Jona 2,1–11) (s.o.)!
Viele Grüße,
H.-J. Gerber

Sehr geehrter Herr Gerber,

ja, da haben Sie recht. Vielen Dank für den netten Hinweis, wir haben den Fehler nun korrigiert!

Herzliche Grüße aus der Redaktion,

Claudius Grigat.

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Zitat: Zeig dich! 7 Wochen ohne Kneifen. Was passiert, wenn wir alle mal das Visier hochklappen? Wer sich versteckt und den Mund hält, macht es sich selbst und anderen unnötig schwer. "Zeig dich! Sieben Wochen ohne Kneifen" lautet das Motto der Fastenaktion der evangelischen Kirche 2018.

Fasten ist für mich immer noch entsagen. Sich zurücknehmen, sich nicht so wichtig nehmen, Besinnung. Letztlich dann auch zeitweise das Kneifen vor der realen Welt. Nun hat CRISMON diesen Begriff umgekehrt. Aber ist es wirklich gut, anderen Menschen alle eigenen Wahrheiten zuzumuten? Im Verein den Aufstand zu proben, wenn alle Anderen das Thema nicht so wichtig nehmen? Auch In der Familie alle unangenehmen Wahrheiten auf den Tisch zu legen, wenn sie noch so "wahr sind"? Wahr ist doch auch, dass sehr viele Menschen, wenn nicht sogar die überwiegende Mehrheit, zu gerne sich selbst "etwas vormachen", nur damit ihr angenommenes inneres Gleichgewicht nicht in Turbulenzen gerät. Schon so manche Familie geriet in die größten Schwierigkeiten, wenn (aus welchen Gründen auch immer, Beerdigungen, Erbe, Alkohol, etc.) mit der lange verschwiegenen Wahrheit (mit der alle ganz gut leben konnen!) das Visier hochgeklappt wurde. Der verkniffene Friede ist zwar unehrlich, aber immer noch bequemer und manchmal auch besser als eine aufgezwungenem Objektivität. Immer wieder verführte leider auch in der Vergangenheit in Wahlkämpfen (USA, BREXIT) die angenehmste Lüge in der Form unhaltbarer Versprechungen zum größten Erfolg. Die Natur des Menschen liebt auch die Ausreden >Lügen, wenn sie denn fadenscheinig wohlig sind. Denn selbst der Dümmste ist unter Seinesgleichen immer noch der Schlaueste. Wir sollten lernen, diese menschlichen Schwächen auszuhalten, die Lüge sofort zu bennenen und nicht zu warten bis zur nächsten Fastenzeit.

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