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Vorzüglich verstehen sich amerikanische Autoren darauf, großangelegte Familiengeschichten zu erzählen. Die junge Celeste Ng siedelt ihr Debüt in den Siebzigerjahren in Ohio an. Was wie ein Thriller beginnt – die 16-jährige Lydia Lee wird in einem Teich tot aufgefunden –, entwickelt sich zum Panorama einer zerbrechenden Familie. Ihr Vater, ein Geschichtsprofessor mit chinesischen Wurzeln, heiratete einst die blonde Marilyn, Amerikanerin durch und durch, eine Mesalliance, wie seine Schwiegermutter lapidar konstatiert. Lydia und ihre Geschwister bleiben Fremde in ihrem Land, und als Marilyn, von Ehrgeiz getrieben, Lydia zu einer wissenschaftlichen Laufbahn zwingen will, verschanzt sich die Tochter in auswegloser Einsamkeit.
Celeste Ng: Was ich euch nicht erzählte. Übersetzt von Brigitte Jakobeit. dtv. 288 Seiten, 19,90 Euro.
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Nicht in Ohio, sondern in Maine spielt Richard Russos bereits 2002 mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichneter Roman „Diese gottverdammten Träume“. Empire Falls heißt das Städtchen, das bessere Zeiten gesehen hat. Dominiert von der Erbin einer Textilfirma versuchen die Einwohner, trotz aller Rückschläge an ihr Glück zu glauben. Russo zeigt uns, wunderbar psychologisch entfaltet, Menschen, die mit neuer Liebe oder neuen Geschäftsideen ihrem öden Leben entkommen wollen – und doch in der Vergangenheit und ihren falschen Hoffnungen gefangen bleiben. Ein Meisterwerk, wie man es nicht alle Tage lesen darf.
Richard Russo: Diese gottverdammten Träume. Übersetzt von Monika Köpfer. DuMont. 752 Seiten, 24,99 Euro.
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