Hannes Ostendorf, Sänger der rechtsextremen Band "Kategorie C"
Das ist sein Leben: Hannes Ostendorf, Sänger der rechtsextremen Band "Kategorie C", auf einer Demonstration gegen islamistischen Extremismus
Foto: Wolfgang Rattay / Reuters
Kein Raum für Rechts
Ist jeder Neonazi, der die Zillertaler Türkenjäger hört? Wie man Extremisten und Gedankenlose unterscheidet

chrismon: Auf Ihrer Website zeigen Sie das Zimmer eines Neonazis und einen Kleiderschrank mit typischen Neonazi-Klamotten. Warum?

Reinhard Koch: Wir wollen informieren, woran man Neonazis erkennt, wie sie sich organisieren und was für eine Erlebniswelt ihnen geboten wird. Sie laufen ja nicht mehr nur wie Skinheads herum.

Sie zeigen Marken wie „Ansgar Aryan“ und „Hermannsland“. Kann man die auch tragen, ohne Neonazi zu sein?

Schwer. Die gibt es nur im einschlägigen Handel. Wer das kauft, weiß, was er kauft.

Sie zeigen auch ein Jugendlager. Was ist schlimm daran?

Kinder der Kader sind da unter sich – im Stil der Hitlerjugend. Neonazis wollen die Erziehung nicht nur dem Staat überlassen.

Hören nur Nazis Musik von Frank Rennicke, Kategorie C oder Frontalkraft?

###mehr-extern###Nein. Man kommt leicht damit in Berührung. Jugendliche spielen die Zillertaler Türkenjäger als Partygag. So kann Musik zur Einstiegsdroge werden. Mit poli­tischen Botschaften, in Musik verpackt, gewinnen Neonazis leicht Anhänger.

Warum leben auffällig viele Kameradschaften in Mecklenburg-Vorpommern?

Da kommt man günstig an Land, um Gemeinschaften zu gründen und Parallelgesellschaften aufzubauen. Und es fehlt an Kulturangeboten. Deshalb werden dort auch Veranstaltungen der Rechten dankbar angenommen.

Was können Eltern dagegen tun, wenn ihre Kinder in die rechte Szene abgleiten?

Dafür gibt es Beratungseinrichtungen wie unsere. Wir klären: Was kann ich meinen Kindern verbieten, was nicht? Was bekommt mein Kind dort, was es bei mir nicht bekommt? Meist reizt nicht die ­Ideologie, sondern es gibt Anerkennung, Respekt und Spaß. Das zu erkennen bringt mehr, als Verbote auszusprechen.

Permalink

"Neonazis wollen die Erziehung nicht nur dem Staat überlassen. " Au weh, dann sind ja nicht nur alle meine Bekannten, sondern auch meine Frau und ich böse Neonazis - die Erziehung unserer Kinder haben wir nämlich auch nicht dem Staat überlassen und dies sehr erfolgreich. Schlimm,schlimm ....
Noch viel schlimmer, meine jüngsten Enkel singen im Kindergarten immer nur die jeweils erste Strophe der Kinderlieder mit ....
Müssen wir jetzt alle ins Umerziehungslager ?

Der Journalist fragt: "Sie zeigen auch ein Jugendlager. Was ist schlimm daran?" Der Interviewte antwortet: "Kinder der Kader sind da unter sich – im Stil der Hitlerjugend." Dann schiebt er noch nach: "Neonazis wollen die Erziehung nicht nur dem Staat überlassen."

Beide Antworten sind zutreffend. Ebenfalls zutreffend wäre übrigens auch: Im Kindergottesdienst sind die Kinder der Gläubigen unter sich. Christen wollen die Erziehung nicht nur dem Staat überlassen.

Folgt jetzt daraus, dass alle Neonazis Christen sind oder alle Christen Neonazis? Nein, weder das eine noch das andere folgt daraus.

Genau einen Trugschluss dieser Art präsentiert aber Herr Querdenker mit "Au weh, dann sind ja nicht nur....". Warum wohl?

"meine jüngsten Enkel singen im Kindergarten immer nur die jeweils erste Strophe der Kinderlieder mit". Darf ich das als Beleg dafür nehmen, lieber Herr Querdenker, dass Ihre nach Selbstauskunft erfolgreiche Erziehung Ihrer Kinder sich noch in die nächste Generation fortgesetzt hat? Das geht ja noch über das Kommuniqué der OHL (oberste Heeresleitung) vom 11. November 1914 hinaus: "Westlich Langemarck brachen junge Regimenter unter dem Gesange ‚Deutschland, Deutschland über alles‘ gegen die erste Linie der feindlichen Stellungen vor und nahmen sie. Etwa 2000 Mann französischer Linieninfanterie wurden gefangen genommen und sechs Maschinengewehre erbeutet". Zitiert nach https://de.wikipedia.org/wiki/Das_Lied_der_Deutschen Die OHL-Mitteilung schweigt sich immerhin noch darüber aus, bis zu welcher Strophe die wackeren Kämpfer und Sangeslustigen vorgedrungen waren.

Fritz Kurz

Neuen Kommentar hinzufügen

Der Inhalt dieses Feldes wird nicht öffentlich zugänglich angezeigt.

Plain text

  • Keine HTML-Tags erlaubt.
  • Zeilenumbrüche und Absätze werden automatisch erzeugt.
Wählen Sie bitte aus den Symbolen die/den/das Skateboard aus.
Mit dieser Aufforderung versuchen wir sicherzustellen, dass kein Computer dieses Formular abschickt.