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Fördern mit alten Geigen
Wie man Nachwuchstalente zusätzlich motiviert? Mit hochwertigen Sammlerstücken, sagt die Stiftungspräsidentin
23.08.2016

Viele Kinder fangen mit Plastikflöten, Discountergitarren und Billiggeigen an. Welchen Anteil hat das Musikinstrument an der Ausbildung von Nachwuchsmusikern?

Irene Schulte-Hillen: Unbestritten ist ein sehr gutes Instrument einer angemessenen Kategorie enorm wichtig. Gerade bei jungen Musikern geht es darum, das musikalische Gehör zu erhalten und zu schulen. Das geht nur mit solide gebauten Instrumenten, die einen reinen Klang erzeugen.

Gute Instrumente sind teuer und für viele Familien unerschwinglich. Warum gibt es nicht mehr Stiftungen wie Ihre?

Es wäre sehr wünschenswert, dass wir mehr Nachwuchsmusiker mit Instrumenten unterstützen könnten. Stiftungen egal welcher Kategorie kämpfen bei der derzeitigen Lage des Finanzmarktes. Dazu kommt, dass bei Spendern andere Genres derzeit beliebter sind – obwohl die Klassik generell einen Aufschwung erlebt. Die Anschaffung neuer Instrumente ist kompliziert und teuer.

Zunächst muss erwähnt werden: Es gibt auch in unserer Generation hervorragende Geigenbauer, die denen von vor 200 Jahren nicht nachstehen. Wir geben immer wieder neue Instrumente bei europäischen Meisterwerkstätten in Auftrag. Aber es ist ein gewisses Glücksspiel. Das Holz arbeitet noch, das Instrument muss in einem langen Prozess eingestellt werden. In dieser Zeit kann viel passieren. Wie gut das Instrument wirklich ist, zeigt sich erst mit den Jahren.

Also ist es wirklich besser, ein altes Instrument zu suchen?

Die Abwägung zwischen Neu und Alt wird seit Langem kontrovers diskutiert. Bei alten Instrumenten kann man davon ausgehen, dass das Holz nicht mehr allzu viel arbeitet. Blind auf eine Stradivari zu setzen, ist aber nicht klug. Denn viele Besitzer von wertvollen, alten Instrumenten haben Angst, dass diese durch den täglichen Gebrauch abgenutzt werden oder kaputt gehen könnten. Das Instrument wegzuschließen ist aber keine Lösung. Damit es seinen Klang behält, ist es wichtig, dass es regelmäßig gut gespielt wird. Das trifft auch auf die alten Stradivaris zu. Dagegen ist ein hochwertiges, neues Instrument sicher besser – oder ein gleich altes „No-Name“-Instrument, wie wir sie auch in unserem Fonds haben.

Alexandra Tsioukou spielt so eine Geige, die vermutlich aus Böhmen stammt, deren Ursprung aber nicht restlos geklärt ist. Wir versuchen stetig, Besitzer solcher alten Instrumente für den Fonds zu gewinnen. Aber an den Instrumenten hängen viele Emotionen – verständlicherweise. Und das Instrument dem Fonds zur Verfügung zu stellen, heißt ja auch, es aus der Hand zu geben. Das ist nicht einfach.

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