Riga im Rückwärtsgang
Die Lutheraner Lettlands wollen keine Pastorinnen mehr
Portrait Eduard KoppLena Uphoff
20.06.2016

Das ist das Schöne an den Kirchen der Reformation: Es herrscht ein bunter ­Pluralismus. So allerdings hatten sich moderne Lutheraner den Beginn des ­baldigen Reformationsjubiläums nicht vor­gestellt: Die lutherische Synode in Lettland hat beschlossen, keine Frauen mehr zu Pastorinnen zu ordinieren.

 

Fast hatten wir es vergessen: Die ­Ausgrenzung von Frauen ist nicht nur ­ein katholisches Phänomen. Etwa 20 Prozent der lutherischen Kirchen weltweit, darunter afrikanische und ameri­kanische, halten Frauen auf Distanz. (Schwulen und Lesben geht es in diesen Kirchen übrigens nicht besser.) Sie alle stützen sich auf eine fragwürdige Ver­allgemeinerung des Bibelworts, die ­Frau habe in der Kirche zu schweigen.

Wer so agiert, zeigt lückenhafte historische und biblische Kenntnisse. Dem fehlt es auch am nötigen Verständnis fürs Ganze: Die Kirche schneidet sich so von großen menschlichen und geistigen Ressourcen ab. Und die zentrale reformatorische Einsicht vom Priestertum aller Gläubigen scheint ebenfalls nicht richtig angekommen zu sein.

Vor vier Jahrzehnten hatten die ­Letten die Frauenordination eingeführt, sie seit 1993 aber unterlassen. Nun steht die Partnerschaft mit der evangelischen Nordkirche in Deutschland auf der ­Kippe. Das wird die Letten nicht beeindrucken: Es gibt genug konservative Freunde, die ihnen den Rücken stärken.

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