Foto: Katrin Binner
Ironie und Blasphemie
Kann man Gott beleidigen? Der Vorwurf der Blasphemie ist schnell erhoben, wenn religiöse Symbole verfremdet werden. Aber manche Ironie und Satire sind mehr als berechtigt
Portrait Eduard KoppLena Uphoff
26.06.2012

Der Düsseldorfer Maler Siegfried Anzinger, ein Österreicher mit einem ausgeprägten Hang zu religiösen Motiven, konnte im Mai seine Ausstellung in der katholischen Gemeinde und „Kunst-­Station“ Sankt Peter in Köln nicht zeigen. Es hatte Streit mit dem Kunstbeirat und dem Pfarrer der Gemeinde über einige Bilder gegeben. Eines zeigt ein gekreuzig­tes Schwein, dem ein Mensch mit der Lanze in die Brust sticht – ähnlich wie es ein ­römischer Soldat in der Leidensgeschichte Jesu getan hat. Zwei weitere Schweine, eher Ferkel, laufen über den Querbalken des Kreuzes.

Das gekreuzigte Schwein: eine Zumutung für Gottesdienstbesucher

Bei einem anderen Bild spielt offensichtlich ein erigierter Phallus mit Schlange eine Rolle. Der Pfarrer der kunstsinnigen Gemeinde hatte den Maler gebeten, auf diese Motive bei der Ausstellung zu verzichten. Seine Begründung: In Sankt Peter fänden Gottesdienste, auch Kindergottesdienste, und Taufen statt. Das gekreuzigte Schwein wäre eine Zumutung für manchen Gottesdienstbesucher.

Sowohl der Pfarrer als auch der künstlerische Leiter des Beirats versuchen, das Wort Blasphemie, Gotteslästerung, zu vermeiden. Nicht aber der Maler. Die Gemeinde habe Angst vor einer „blasphemischen Interpretation seitens der Gläubigen“, schreibt er in einer Erklärung.

Von Blasphemie spricht niemand gern. Wer sie beklagt, weckt schnell den Verdacht, religiös konservativ zu sein. Kann es überhaupt so etwas wie Blasphemie, Gotteslästerung, geben? Lässt sich Gott beleidigen? Sicherlich gibt es verständliche Gründe, sich gegen Gott aufzulehnen – das kommt, siehe Hiob, auch in der Bibel vor: wenn Menschen mit ihrem Schicksal hadern, sich von Gott verlassen fühlen. Es gibt zudem viele Gründe, sich künstlerisch, humoristisch, satirisch mit den Religionsgemeinschaften auseinanderzusetzen. Wo falsches Pathos, ethischer Rigorismus, überzogene Selbstdarstellung, provinzielle Selbstgefälligkeit regieren, kann Satire eine befreiende Wirkung haben. Da geht es aber im Grunde um menschliches Fehlverhalten. Gregor Hoff, Salzburger Theologieprofessor, sagte bei einer Tagung der Katholischen Akademie in Bayern: „Will man allen Ernstes Gott schützen? Blasphemie kennzeichnet ... eine falsche, weil unangemessene Rede von Gott. Angegriffen können sich, streng theologisch ge­sehen, nur die Gottesverehrer selbst sehen – und das im Karikaturenstreit mit gutem Grund.“

Menschlich-Allzumenschliches muss sich Ironie gefallen lassen

Im Christentum tut solche Art des Spotts oder der Satire längst nicht mehr so weh wie früher, anders als im Islam, wo die Mohammed-Karikaturen für große Unruhe sorgten. Mohammeds Bomben-Turban ironisierte aber das Thema Gewalt, es stellt nicht Mohammed selbst infrage. Auch hier ist es wichtig, auf die Intention zu achten. In allen religiösen Bekenntnissen menschelt es gewaltig. Doch während bei den Christen die Einsicht gewachsen ist, dass weite Teile des Glaubens von Menschen geprägt sind, gilt vielen Muslimen ihr Glaube als unhinterfragbar, weil direkt von Gott gestiftet und für alle Zeit in ihrem Bekenntnis festgelegt.

Menschen dürfen Respekt verlangen, auch in religiösen Fragen. Deshalb genießt ihr Bekenntnis auch den Schutz des deutschen Strafrechts. In der Piratenpartei gibt es allerdings eine Onlinediskussion darüber, ob nicht der Paragraf 166 des Strafgesetzbuches (StGB) ganz gestrichen werden sollte, also die Strafe für die Beschimpfung religiöser Bekenntnisse. Das Strafrecht hebt ja nur auf Situationen ab, in denen solche Beschimpfung „geeignet ist, den öffentlichen Frieden zu stören“. Bei einer Gotteslästerung ohne anschließenden breiten Unmut in der Bevölkerung greift das StGB also nicht. Der Schutz der Glaubensinhalte selbst ist strafrechtlich nicht fassbar. Das ist auch richtig so: Wie sollte die Justiz auch über Glaubensinhalte urteilen? Trotzdem geht der Vorschlag der Piraten in die falsche Richtung, denn Paragraf 166 StGB schützt den gesellschaftlichen ­Frieden.

Schade um die abgesagte Ausstellung in Köln. Aber die Kunst-Station Sankt Peter ist eben keine Galerie, sondern eine aktiv genutzte Kirche. Und da gelten nun einmal die Regeln der Gemeinde.

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Diese Frage stellt man in der 07.2012 Ausgabe des Blattes “Chrismon“, die ich zufällig vor einem Wegwerfgang am Abfallcontainer erhielt.

In der Ausgabe steht: "Von Blasphemie spricht niemand gern. Wer sie beklagt, weckt schnell den Verdacht, religiös konservativ zu sein. Kann es überhaupt so etwas wie Blasphemie, Gotteslästerung, geben? Lässt sich Gott beleidigen? Sicherlich gibt es verständliche Gründe, sich gegen Gott aufzulehnen....."

Dann geht’s weiter:

"Wo falsches Pathos, ethischer Rigorismus, überzogene Selbstdarstellung, provinzielle Selbstgefälligkeit regieren, kann Satire eine befreiende Wirkung haben."

Nun, wird “Rigorismus“ unter anderem wie folgt gedeutet: unbeugsames, starres Festhalten an bestimmten, besonders moralischen Grundsätzen.

Schlimm?

Also, passen obige Feststellungen doch in die Ansichten der “Moderne“ prächtig herein.

Diese Abschnitte allein demonstrieren ein für heutige Zeiten typisches Phänomen der Blasphemie der politischen Korrektheit und des Zeitgeistes. Eine Ursache hierfür läßt sich in der Entwicklung eines umfassenderen Phänomens, das sehr eng gefasst und in der Praxis ebenso eng gehandhabt und irrtümlicherweise als “Demokratie“ bezeichnet bzw. mißverstanden wird. Dieses hat inzwischen bedauerlicherweise in die Denkweise auch vieler anfälligen Kirchenkreise Einzug gehalten. Diese unterschiedslose mitläuferische Anmaßung, findet breite Ausprägung besonders in der hypersensiblen PK-Geisteskultur der BRD. Sie hat dazu geführt, daß die heilige Aufbewahrungsstätte des Tabernakels verbannt und durch eine sakrilegische Schaubühne, einen Werkbank aus Stein, ersetzt worden ist. Somit hat sie “ermöglicht“, daß die heilige Messe und ihre Liturgie erbeutet und entstellt, der HERR ausgestoßen und mittels anmaßender selbstdarstellerischer Schauspielvorsitzenden ersetzt werden konnten. Dabei ist das hochheilige Sakrament der Selbstaufopferung, die heilige Kommunion, in eine gotteslästerliche Stehimbissinszenierung verwandelt worden.

Möglicherweise (oder “hoffentlich“), könnte an dieser Stelle die Feststellung helfen, daß AUSSCHLIESSLICH im erhabenen Sakrament der heiligen Eucharistie nach der Umwandlung von Brot und Wein in den Leib und das Blut Jesu Christi, erhalten wir den Schutz und die Liebe des einzig wahren allumfassenden Gottes.

In solchen Foren wie diese fehlt leider ausreichender Raum, über Statistiken bzw. Schriften zu diskutieren, die erhebliches über den Zustand und die Orientierung unserer heutigen Gesellschaft verraten. Zwar darf man solche Statistiken und Schriften auslegen wie man persönlich möchte, doch in einem kann man erfreulicherweise im Klaren sein: den selbsternannten, "modernen" "christlichen" Zentren läuft die Menschheit scharenweise davon. Verständlicherweise. Hierfür sei dem HERRN Dank.

An dieser Abwanderung ist die Kirche selbst schuld: Selbstdarstellung, Menschen- statt Gottesbezug, “das Wort“ statt des Sakramentes, irdische nicht göttlich-himmlische Ausrichtung, Blasphemie (siehe oben), um bloß einige Verfehlungen zu nennen. Vielleicht unterlassen wir lieber an dieser Stelle einen Diskurs über das Verhalten bzw. die Verfehlungen heutiger selbstdarstellerischer “kirchlicher“ Amtsträger.

Mit hoffnungsvollem Gruß, verbleibe ich, Horatio Nelson.

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Per definitionem kann man Gott nicht beleidigen, denn wie es schon heißt, dass kein Spatz vom Himmel fällt, wenn es der Vater im Himmel nicht will, ist die Gotteslästerung dann eben auch im Plan Gottes enthalten - denn es gibt sie ja. Jedenfalls als menschliche Interpretation menschlichen Verhaltens.

Wenn nun aber die "Gottesverehrer" sich angegriffen fühlen, welche Garantie haben wir, dasss immer ausgerechnet sie die Wahrheit gepachtet haben? Eine andere Frage ist der sogenannte Respekt in religiösen Fragen. Wieso haben gerade religiöse Fragen ein Vorrecht auf Respekt? Geht es nicht eher um religiöse Antworten, die sich anmaßen, nur respektvoll hingenommen zu werden. Will heißen kritiklos? Dieses Hinnehmensollen ist dann aber in unserer aufgeklärten Zeit berechtigterweise Ziel von allem möglichen Spott und Hohn. Eine andere Frage ist dann das Niveau der jeweiligen Auseinandersetzung. Das ist dann aber keine Sujetfrage mehr - "Gotteslästerung", sondern in den allermeisten Fällen eine Geschmacksfrage. Und DEN Geschmack gibt es nicht.
Nur soviel kann noch gesagt werden: Gläubige, die mit der Verfolgung von "Gotteslästerung" liebäugeln, sind sich ihres Glaubens nun aber gar nicht so sicher. Ganz im Unterschied zu Jesus, der sich mit einer Hand voll Getreuer auf den Weg gemacht hat. Von ihm ist nicht überliefert, dass er bei erfahrener Verhöhnung nach dem Richter gerufen hat, oder aber Fensterscheiben eingeworfen hätte.

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Autor des folgenden Beitrages ist Iwan der Schreckliche. Gast schrieb am 7. Juli 2012 um 17:29: "Gläubige, die mit der Verfolgung von "Gotteslästerung" liebäugeln, sind sich ihres Glaubens nun aber gar nicht so sicher." Keineswegs. Wer sich sicher ist, dass da ein Gott der Liebe sei, dem gefälligst mit Liebe, Verehrung, Anbetung und Vertrauen zu begegnen sei, ruft wie alle anständigen Bürger nach dem Kadi, wenn irgendwelche Unbotmäßige es an diesen Zeichen der rechtschaffenen Gesinnung und gebotenen Unterordnung fehlen lassen. Weder das Internet noch die Gottesverehrung sind rechtsfreie Räume! ____________________ Zitat: "Ganz im Unterschied zu Jesus, der sich mit einer Hand voll Getreuer auf den Weg gemacht hat. Von ihm ist nicht überliefert, dass er bei erfahrener Verhöhnung nach dem Richter gerufen hat, oder aber Fensterscheiben eingeworfen hätte." Von einem Beschreiten des Rechtsweges oder symbolischer Gewalt gegen Sachen weiß das Standard-Drehbuch des christlichen Glaubens, die Evangelien nämlich, in der Tat nichts zu berichten. Von zielgerichteter Gewalt gegen Personen aber schon: "Und Jesus ging zum Tempel Gottes hinein und trieb heraus alle Verkäufer und Käufer im Tempel und stieß um der Wechsler Tische und die Stühle der Taubenkrämer" (Matth. 21, 12)

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an Iwan den Schrecklichen aus dem Absolutismus!
Die Sprache verrät den Menschen....
Zitat Iwan:" Wer sich sicher ist, dass da ein Gott der Liebe sei, dem gefälligst mit Liebe, Verehrung, Anbetung und Vertrauen zu begegnen sei, ruft wie alle anständigen Bürger nach dem Kadi, wenn irgendwelche Unbotmäßige es an diesen Zeichen der rechtschaffenen Gesinnung und gebotenen Unterordnung fehlen lassen."

Man bedenke die Gedankenkonstruktion - "dem gefälligst mit Liebe...zu begegnen sei". Seit wann lässt sich Liebe verordnen? Man möchte ausrufen: Was, du willst nicht!? Und die Hochzeit war so teuer!

Wieso ist erzwungene Liebe rechtschaffene Gesinnung. Ist das Christentum ein Puff??? Das ist jetzt keine Blasphemie sondern eine ernst gemeinte Frage....

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Autor des folgenden Beitrages ist Iwan der Schreckliche. Gast schrieb am 11. Juli 2012 um 16:39: "Seit wann lässt sich Liebe verordnen?" Spätestens seit ein gewisser Jahwe von seinem auserwählten Volk Liebe gefordert hat. "Du sollst neben mir keine anderen Götter haben." In den Ausführungsbestimmungen dazu heißt es: "....Denn ich, der Herr, dein Gott, bin ein eifersüchtiger Gott: Bei denen, die mir Feind sind, verfolge ich die Schuld der Väter an den Söhnen, an der dritten und vierten Generation; bei denen, die mich lieben und auf meine Gebote achten, erweise ich Tausenden meine Huld." (2. Mose 20, 3 und 5 bis 6 und Parallelstelle im Deuteronomium). Das ganze bekräftigt von Jesus, dem Herrn: "Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt (5. Mose 6,5). Dies ist das höchste und größte Gebot. Das andere aber ist dem gleich: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst (3. Mose 19,18)." (Matth. 22,37-39). Götter, Göttersöhne und die, die in der Nachfolge stehen, haben also überhaupt kein Problem damit, Liebe zu verordnen. _____________________________ Zitat: "Wieso ist erzwungene Liebe rechtschaffene Gesinnung." Rechtschaffene Gesinnung bejaht die Anforderungen, die andere an einen stellen und sucht sie zu erfüllen. Der rechtschaffene Mitarbeiter erledigt mit Engagement, was der Firmenchef ihm aufträgt, der rechtschaffene Bürger hält sich an das Gesetz, auch wenn gerade kein Polizist zuschaut und der rechtschaffene Christ liebt, wie verlangt, Gott und seinen Nächsten auch ohne dass es der Drohung mit der Hölle oder deren modernen Ersatzveranstaltungen bedarf. ____________________________ Zitat: "Ist das Christentum ein Puff???" In EINER Beziehung bestimmt nicht. Beim Puff ist klar, wer den Nutzen davon hat: Der Puffbetreiber. Wer den Nutzen vom Christentum hat, dessen Markenkennzeichen die Liebe ist, ist leider allgemein nicht bekannt. Es könnte allerdings bekannt sein. Dazu bedürfte es jedoch der Beendigung der Täuschung in der Frage, wie es mit den Zwängen und den Freiwilligkeiten in der modernen, vom Christentum ideologisch betreuten Gesellschaft, so steht. _____________________________ Ihre Fragen zeigen übrigens, dass Sie meinen Beitrag mit Aufmerksamkeit gelesen haben. Das ist in solchen Foren eher unüblich. Deshalb habe ich Ihnen gerne geantwortet und stehe bei Interesse auch für weitere Diskussionen zur Verfügung.

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"Kann man Gott beleidigen ? " Chrismon ist eine solche Beleidigung, eine höhnische. Manchmal erkennt man den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr , wie es im bekannten Sprichwort heißt ! Aber die Masse entscheidet, doch seit wann ist die Masse im Recht ? Die Masse bei Laune zu halten ist das eine, und hier offenbar das einzige.

Einerseits: Was wäre es für ein kleiner Gott, wenn ER durch eines, oder vieler seiner Geschöpfe, durch "Lästerung" in seiner Souveränität und Göttlichkeit beeinträchtigt würde?

Andererseits: Was wäre es für ein Gott, wenn es IHM egal wäre, ob sich eines, oder viele seiner Geschöpfe, selbst oder einander schaden, indem sie "lästern"?

In diesem Zusammenhang finde ich ein Zitat aus Matthäus 12,31 von Jesus interessant:
"Darum sage ich euch: Jede Sünde und Lästerung kann den Menschen vergeben werden; aber die Lästerung des Geistes kann den Menschen nicht vergeben werden."

Mögliche Lesart: Keine Lästerung Gottes oder des Menschen, bleibt ohne rückwirkende schädliche Folgen für den Lästerer. Und es gibt ein Maximum an Lästerung, welches auch ein Maximum an Schaden für den Lästerer zur Folge hat. Es gibt ein letztes Urteil Gottes.

Davon unbetroffen bleibt es Aufgabe des Staates für den "Frieden" innerhalb der Gesellschaft aufgrund "vorletzter Urteile" zu sorgen. Wenn irgendeine "Lästerung" diesen Frieden gefährden kann, hat er das Recht und die Pflicht einzugreifen.

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@Gast vom 24.8.2012, 19:48;
"Lasset die Geister aufeinander prallen, aber die Fäuste haltet still!"

Wer stört denn nun den Frieden? Derjenige, der mit Worten argumentiert oder derjenige, der mit Gewalttaten argumentiert?

so arm, so arm, so arm........

Gemäß Luthers obiger Aussage dürfte es nicht die Spur eines Gotteslästerungsparagrafen geben. Der Prophet gilt auch hier nichts, im eigenen Lande!
Dies schrieb ebsw.

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Danke an Gast vom 6. Juli 2012 - 23: 51, für den Beitrag. Menschen, deren Alltag durch Beleidigung durchdrungen ist, wissen nicht, was Beleidigung bedeutet, und glauben, durch Worte sich zu schützen. Aber ich glaube nicht, dass das Leben unter allen Umständen einen Wert hat, denn vor allem Deutschland ist, was Blasphemie betrifft, ein absolut negatives Vorbild. Ich glaube an den Himmel, und die vielen liebevollen Menschen, die mir begegnet sind, zeigen mir, dass ich recht habe. Diese Diskussion ist beispiellos negativ, und ich bitte die Redaktion, darüber nachzudenken, ob es richtig ist, sie in dieser provokativen Form fortzusetzen, und sie sodann hier zu entfernen. Eine übertriebene, pseudointelektuelle Sprache ändert nichts an der Tatsache, dass dieses heikle Thema in diesem öffentlichen Rahmen zur Diskussion ungeeignet ist. Der s.g.n. Zeitgeist ist reine Blasphemie, Jesus war kein Sektenführer, und die Aussage : "Mein Königreich ist nicht von dieser Welt." zeigt, dass der heutige Mangel an Mystik destruktiv wirkt, weil man keine Antworten auf Verunsicherung findet, die eine sich rasch verändernde Arbeitswelt und Umwelt, mit sich bringen, als die altbekannte Kränkung. Es braucht schon sehr viel Raum und Distanz, Reife, Demut, um Veränderungen offen zu begegnen. Ich möchte mich auch bei den anderen Kommentarschreibern bedanken, aber was Chrismon betrifft, so halte ich den Titel für "blasphemisch " genug , um eine verfehlte journalistische Absicht zu kritisieren. Allein die ersten Sätze unter dem Titel klingen suggestiv und "blasphemisch", und vor allem entblössend. Sie provozieren durch ihre journalistische Offenheit. Man erhält keine Gelegenheit, sich nicht zu äußern, dabei ist das Thema sehr banal. Der Künstler war wohl nicht sehr gut, weil ein gutes Kunstwerk darf auch provozieren, anregen, aber die Gemeinde ließ sich nichts vormachen, und verweigerte sich . Gut so, aber das hier zu einem so großen Thema zu stilisieren, finde ich zu viel des Guten, dann wäre es doch schon besser, das kleine "Werkchen " zu genehmigen, darüber ein wenig die Nase zu rümpfen, und zum anderen Bild überzugehen!
Soviel an die Gemeinde. Klu(ch) sein, würde meine Oma sagen. Das nun ist Satire geeignet, Chrismon, aber hier mehr daraus zu machen ? Verfehlte Absicht. mfg G.

Werte Damen werte Herren.

Offensichtlich hat es sich in ihren Kreisen noch nicht herum-gesprochen aber weder ihre noch sonst eine Kirche auf dieser Welt ist befugt im Namen Gottes über Recht und/oder Unrecht zu entscheiden.

Individuen denen es in Zwei Jahrtausenden nicht gelungen ist den Menschen die Bedeutung von Gottes Geboten bezgl. ihrer universellen Anwendung beizubringen haben dieses Recht längst verwirkt.

Individuen denen es nicht gelungen ist den Menschen die Bedeutung des Wortes "Seele" als Anteils-Eigner Gottes und als Individuelle Kirchen Gottes offenzulegen haben dieses Recht gleichfalls verwirkt.

Weshalb werden sie liebe Frau Kässmann nicht Unternehmensberaterin oder betätigen sie sich fürderhin im Sozialen Bereich denn dies scheint mir ein ihrer Bildung entsprechendes Umfeld zu sein.

Vor Gott sind alle Menschen gleich es gibt weder arme noch gibt es reiche was es aber gibt für ihn sind jene die sich jeweils und immer der Religion zur Profilierung und zur persönlichen Vorteilsnahme bedient hatten bzw. haben.

Jene aber sind ihm ein Dorn im Auge den er so bald als nur möglich loswerden will.

Mit freundlichen Grüßen IHR,

mrstefanm60-creativ10.blogspot.com/2012/08/dea-news_13.-html

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Sehr geehrter Herr Kopp,
Sie haben recht, man kann Gott nicht beleidigen, wohl aber Menschen, die an ihn glauben. Mich interessiert jedoch die Frage, was anders noch Herrn Anzinger bewogen haben könne, das Bild herzustellen, als der seine Bekanntheit fördernde Skandal. Wo ist der ästhetische Wert, wo die ins Bild gesetzte Erkenntnis oder Aufklärung und am Ende die gestiftete Beseligung des Betrachters, der Betrachterin? Oder welche Katharsis kann es im Rezipienten hervorrufen? Ich empfehle dem Maler, nach Isenheim zu pilgern und nach einem stillen Anschaun des Altarbildes von Mathis Grünewald ein mitgebrachtes Photo seines Bildes noch einmal in Augenschein zu nehmen.

8. Juli 2012

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Allerdings kann man Gott beleidigen! Aber gewiss eher nicht durch das, was "Blasphemie" genannt wird - kritische bis böswillige Worte, Bilder, Vorwürfe, direkt oder als "Kunst" maskiert (damit beleidigt man höchstens die Gläubigen) - sondern ganz gewiss durch die bewusste Ablehnung und Verweigerung Seiner Liebe!

Die Tatsache, dass Gott die Welt erschuf, und zwar "sehr gut", und dann den Menschen als Sein Ebenbild und Seinen Gehilfen bei der Verwaltung dieser Schöpfung, wozu er Seine guten Gebote als Gebrauchsanweisung mitgab, diese Tatsache wurde ja von Anfang an durch herrschsüchtige und gierige Machtmenschen verweigert und verfälscht, mit all den furchtbaren Folgen, die bis heute die Schöpfung zerstören.
Diese Verweigerung, Gott als den Schöpfer der Welt und seine grosse Liebe zu ihr zu erkennen und zu erwidern, dies ist in meinen Augen die schwerste und bitterste Kränkung und Verletzung Gottes!

3. Juli 2012

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Kann man Gott beleidigen? Na ja, in nicht allzu langer Zeit werde ich wohl sehen, ob es Gott überhaupt gibt (- Ich war vier Jahre lang Jesuit mit Noviziat und Philosophiestudium in Pullach, und bin seit über 40 Jahren Kirchenchorleiter und Organist nebenbei; und, ach, beinahe hätt ich’s vergessen: Der erste Pfarrgemeinderatsvorsitzende war ich auch, - vor langer Zeit).

Aber: Ich find Künstler herrlich! In solchen Leuten wie dem Westergaard offenbart sich die ganze dümmliche Selbstherrlichkeit des Menschen: Er liefert (nur beschränkten?) Korangläubigen den Anlass zum Angriff (auch auf ihn, den Armen! Aber wir schützen ihn ja gerne! Er ist ja Künstler, - da wird nach Intelligenz nicht gefragt!), - und jetzt, das finde ich besonders gut, heften sich die Rechtsradikalen seine Karikatur auf ihre Fahnen (zahlen womöglich keine Gema- oder ähnliche Gebühren!)! Vertreten sie ungefragt den ach so „ironischen“ oder vielleicht „satirischen“ Künstler?
Oder ist er vielleicht gar selbst der rechtsradikalen Szene zuzuordnen?
Sicher nicht! Er ist als – vielleicht hirnarmer – Karikaturist ja für Folgen nicht verantwortlich. Er hats ja sicher nicht so gemeint. Und er ist ja in Deckung, damit ihm nicht für etwas, was er natürlich nicht beabsichtigt hat (und ebenso natürlich nicht voraussehen konnte, weil er ja nicht ...), etwas angetan wird.
Meine Meinung: Es gibt „Kunst“ die halt nur Schweinerei ist, Dummheit oder beides. Beleidigend für andere. Das wird doch auch bei der Interpretation des – na, Sie schreiben ja wenistens nicht „Künstler“! – Malers deutlich !
Gotteslästerung? Das wäre viel zu hoch gegriffen! Denn da bräuchte man wohl mehr, als Gott (gibt’s ihn also wahrscheinlich doch!) manchem an Intelligenz vorsichtshalber mitgegeben hat.
Mein Spott ist jedenfalls nicht nur dem Westergaar gewiss.

2. Juli 2012

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In Ihrem letzten Heft stellten Sie die Frage, ob man Gott beleidigen kann. Eigentlich kann diese Frage nur der Beleidigte selbst beantworten. Und da Er allmächtig ist, steht er wohl über solchem Kleinkram. Auf keinen Fall braucht Er irgendwelche Eiferer und andere Spinner, die Ihn verteidigen müssen. Wahrscheinlich hat Er es schon lange aufgegeben, seine Erfindung Mensch zu disziplinieren. Denn weder der Rauswurf aus dem Paradies noch die Sintflut oder Sodom und Gomorrha waren ein Erfolg.
Allerdings gibt es aus menschlicher Sicht genügend Dinge, die Ihn beleidigen könnten. Zum Beispiel die ständige Missachtung der Zehn Gebote; vor allem das Gebot "Du sollst nicht töten!". Die Verstöße dagegen mündeten dann in die Massenmorde der Inquisition, in Kreuzzüge und Hexenverbrennungen. Und das Alles im Namen Gottes! Wenn das keine Beleidigung ist!
Genauso scheinheilig verhalten sich in der heutigen Zeit die Erzkonservativen in den USA. Sonntags gehen sie in die Kirche und wettern gegen Abtreibungen (weil nur Gott das Leben geben und nehmen darf), und montags haben sie nicht die geringsten Bedenken, Todesurteile zu unterschreiben. Leider finden sich auch genügend Henker.
Vor vielen Jahren schrieb Theodor W. Adorno (oder war es Mitscherlich?) den sehr optimistischen Satz; "Schreibtischtäter wird es immer geben. Aber vielleicht schafft es eine humane Erziehung einmal, daß es keine Henker mehr gibt." Auf die Erfüllung dieses Traumes können wir noch lange warten. Umfragen in den USA zeigen, daß viele Menschen bereit wären, auf den Knopf zu drücken oder einem Anderen die Schlinge um den Hals zu legen. Es ist einfach entsetzlich!
Zum Schluß noch eine religiöse Frage: Gibt es im Islam auch die Zehn Gebote oder Vergleichbares?

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Sollte Kunst nicht eine Überzeugung ausdrücken, über die zu diskutieren wichtig ist, die der Künstler aber nur schwer in Worte fassen kann? Und sollte der Künstler nicht auch die mögliche Wirkung seines Werkes bedenken? Die Mohammed-Karikaturen führten - wie eigentllich abzusehen war - nicht zu einer Besinnung islamischer Gelehrter, sondern zur Ermordung völlig unbeteiligter Christen.

Und was will der Künstler mit dem Schwein am Kreuz ausdrücken? Mich erinnert es an den gekreuzigten Esel, mit dem der Glaube antiker Christen verspottet wurde. So ein Bild gehört nicht in eine Kirche. Bravo dem Pfarrer von St. Peter! Und was hat so etwas in unserer Kultur zu suchen? Das mögen die Leser beantworten.

Vielleicht sollte man das Grundproblem einfach mal beim Namen nennen, denn ein ganz wesentlicher Grund für das permanente Beleidigtsein vieler religiös gläubiger Menschen liegt ganz einfach in der Überidentifikation mit der jeweiligen Religion. Wer sich als Person über einen bestimmten Glauben definiert, wird sich als Person infrage gestellt fühlen, sobald die Inhalte des Glaubens infrage gestellt werden. Genau das ist der Grund für religiös bedingten Fanatismus.

Satire kann selbstverständlich geschmacklos und beleidigend sein, kann Gefühle verletzten, ohne Frage. Dabei sollte Satire eigentlich nur eine bestimmte, wenngleich sehr wichtige Funktion erfüllen, indem sie groteske Einseitigkeiten und Engführungen aufdeckt, indem sie diese möglichst klug der Lächerlichkeit preisgibt. Es ist längst nicht alles Satire, was als solche bezeichnet wird; ein gutes Beispiel war das Titelbild der Titanic mit dem als inkontinet dargestellten Ex-Papst Ratzinger. Das war keine Satire, sondern schlichtweg geschmacklos. Satire sollte nicht Personen als solche verletzen oder bloßstellen, oder gar beleidigen, sondern die Lächerlichkeit bestimmter Positionen entblößen, wenn sie lächerlich sind.

Das aber ist wiederum das Problem. Wenn jemand etwa die Erklärungslücken der naturwissenschaftlichen Erkenntnis durch das Postulat eines vermeintlich allmächtigen Schöpfers zu schließen versucht, welcher angesichts der offenkundigen Unvollkommenheit der Welt zutiefst ohnmächtig zu sein scheint, muß damit rechnen, dass die Unaufgeklärtheit eines solchen Glaubens sachlich oder auch satirisch aufs Korn genommen wird, ohne sich persönlich infrage gestellt zu fühlen.

Religion sollte nicht als Freiraum für jeden erdenklichen Unsinn betrachtet und verteidigt werden, sondern im Sinne Sören Kierkegaards als Existenzform begriffen werden. Es muß möglich und erlaubt sein, jede Aussage vermeintlich "heiliger" Schriften infrage zu stellen, und dies ausdrücklich auch in satirischer Form. Leider stabilisieren viel zu viele religiös gläubige Menschen ihr Selbstwertgefühl im Sinne der bereits erwähnten Überidentifikation über ihre Religion, so dass es ihnen zu einem geradezu existenziellen Bedürfnis wird, sich als Christen oder Muslime zu identifizieren, anstatt einfach nur als Menschen.

Dies ist der wesentliche Grund für den mitunter sehr rigiden Durchsetzungswahn religiöser oder theologischer Interessen, wenn sie völlig willkürlich als absolut gesetzt werden. Das Problem ist der Extremismus der Religion, der allerdings zutiefst mit der Religion selber etwas zu tun hat. Sehr treffend hat der Schriftsteller Ali A. Rizvi es ausgedrückt, indem er schreibt:

"Die Extremisten haben ihre Religion nicht korrumpiert, die Gemäßigten haben sie bereinigt."

Wenn Religionen und Glaubensaussagen nicht satirisch oder kabarettistisch dargestellt, sachlich hinterfragt, oder gänzlich infrage gestellt werden dürfen, ohne daß sogleich religiös bedingte Überempfindlichkeiten hochkochen, sind sie nicht das Opium, sondern der Sprengstoff des Volkes.

(C) Volker Brokop

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